Bochum. . Peter Neururer ist wieder Trainer des VfL Bochum und soll den Klub vor dem Abstieg retten. Am Montag wurde “Peter der Große“ öffentlich vorgestellt. Auf einmal steht der Revierklub wieder im Rampenlicht.
Das hier, daran besteht nicht der Hauch eines Zweifels, ist seine Bühne. Die Kameras klacken, Filmteams suchen sich die beste Position, Print-Journalisten sitzen gequetscht, Ellenbogen an Ellenbogen. So voll war der Presseraum seit seiner Einweihung noch nie: Peter Neururer (57) ist zurück auf der Fußballbühne, und mit ihm scheint plötzlich auch der VfL Bochum irgendwie wieder größer, bedeutender, lebendiger zu sein.
Neururer, seit dem Rausschmiss im Oktober 2009 beim MSV Duisburg Fußball-Lehrer außer Dienst, als TV-Schaffender aber dann doch immer irgendwie am Ball, soll in den kommenden sechs Wochen zwar nicht die Welt, aber doch den VfL retten – vor dem Absturz in die Dritte Liga, nicht nur in Bochum Synonym für Bedeutungslosigkeit. „Wir erwarten noch einmal einen Schub und sind uns sicher, dass wir mit ihm die Klasse erhalten werden“, sagt Hans-Peter Villis, Chef des Aufsichtsrates gut gelaunt.
"Todt hat Entscheidung sofort akzeptiert"
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Das maßgebliche Gremium des VfL hat sich am späten Sonntagabend auf einen Schlag der bisherigen sportlichen Führung entledigt und sich nicht nur von Trainer Karsten Neitzel, sondern auch von Sportvorstand Jens Todt getrennt. Mit Bedauern (Villis: „Beide sind mir ans Herz gewachsen“), aber ohne Reue („Todt war für die Zusammensetzung des Kaders mitverantwortlich, er hat unsere Entscheidung sofort akzeptiert“). Über einen Nachfolger für Todt hat man zwar geredet, aber noch keine abschließende Entscheidung getroffen. Vorrangig war die Trainerfrage, und in der habe man sich, so Villis, „sehr, sehr schnell geeinigt“.
Auf Peter Neururer, diesen Mann mit Bochum-Vergangenheit, den einstigen begeisterten, nicht begnadeten Tänzer vor der Ostkurve. Seinetwegen prügelten am Ende seiner Dienstzeit an der Castroper Straße die Fans aufeinander ein, es waren zwei Lager entstanden. Die gibt es immer noch, aber die Pro-Neururer-Fraktion ist lauter, und die anderen sind in den letzten Wochen und Monaten immer leiser geworden, schon allein deshalb, weil ihnen angesichts des atemberaubenden Niedergangs dieses Klubs die alternativen Ideen und seriösen Optionen ausgegangen sind. „Ich bin wieder zu Hause“, trillert der neue, alte Mann am VfL-Ruder denn auch prompt und findet es einfach „großartig, zu solch’ einem Verein zurück zu kommen“.
Dann spricht Peter Neururer, da mag er gar nicht so falsch liegen, von der „schwierigsten Aufgabe“ in seiner Karriere, fordert „Leidenschaft, absolute Disziplin und Verantwortung“ ein und betont, dass eine Mannschaft wie die aktuelle des VfL, „immer dazu imstande sein muss, die Zweite Liga zu erhalten“. Zu mehr aber auch nicht, denn man habe in Bochum, so sein Urteil, das Leistungsvermögen „nicht realistisch eingeschätzt“.
Gefragt als Motivator und Retter
Hans-Peter Villis kann die Gangart leicht mitgehen. Mit „Peter dem Großen“, darauf taufte der Boulevard Neururer in seinen schönen Bochumer Jahren um, wolle man nun „nicht mehr in den Rückspiegel gucken“, sondern eine „neue Ära beginnen“. Rational betrachtet dürfte es eine kurze Ära werden, denn die beteiligten Parteien haben, so Villis, lediglich ein „Sechs-Spiele-Arrangement“ getroffen. Peter Neururer ist also nach quälend langer Absenz mal wieder in seiner Eigenschaft als Motivator und Retter gefragt. Früher, als der Begriff des Konzepttrainers noch nicht erfunden worden war, sprach man vom „Feuerwehrmann“. Auch Villis bedient sich dieser Vokabel. Weitergehende Pläne habe man nicht erörtert, den späteren Wechsel auf die ja noch vakante Position des Sportvorstands, den viele Journalisten im Hinterkopf haben, schließt Neururer aus: „Ich habe mich klar als Trainer positioniert.“
Es ist kurzweilig mit Neururer, fast hat man die Dritte Liga bereits vergessen. Nur für einen kurzen Moment taucht sie wieder auf. Villis „garantiert“, dass der Verein auch nach einem Abstieg „nicht in die Insolvenz gehen wird“. Dann geht’s ab ins Stadion – Fototermin. Hat sich doch nicht viel geändert.