Bochum. Da sag noch einer, Peter Neururer würde in Bochum keinen mehr vom Hocker reißen. Knapp eine Woche in der Gerüchteküche plus einen halben Tag auf offiziellem Papier – und der Name Neururer lenkt die Augen von ganz Fußballdeutschland auf den kleinen, taumelnden Revierklub.
16.07 Uhr war es, da sagte Peter Neururer leise „Hallo. Schön, wieder hier zu sein“. Kameras an. Blitzlichtgewitter. Der Presseraum am Bochumer Stadion, in dem der VfL noch am Freitag beim desaströsen 0:3 gegen Aue neben dem kleinen Häufchen von Journalisten bequem einen Tanklaster hätte parken können, war gerammelt voll. Showgeschäft Fußball. Auch Neururer bemerkte am Ende: Ich wäre froh, wenn bei unserem nächsten Heimspiel das Stadion genauso frequentiert wäre, wie dieser Presseraum jetzt.“
Die bisher "schwierigste Aufgabe" für Feuerwehrmann Neururer
Knapp zehn Jahre ist es her, da tanzte Peter Neururer regelmäßig sein ungelenkes Tänzchen vor der Bochumer Osttribüne. Aufgefordert von den treuesten der VfL-Anhänger. Damals war Neururer mit dem VfL Bochum auf dem Weg in den Uefa-Cup, führte die Bochumer am Ende auf Platz fünf in der Bundesliga. Nun, knapp zehn Jahre später, ist er zurück auf der VfL-Trainerbank. Feuerwehrmann soll er spielen, den zuletzt so desolaten VfL in den letzten sechs Spielen ans rettende Ufer führen. Länger ist sein Vertrag vorerst nicht gültig. Und unverblümt sagt Neururer: „Das wird die schwierigste Aufgabe, die ich im Profifußball zu bewältigen habe.“
Im Team mit Thomas Reis und Dariusz Wosz will Neururer seine Aufgabe angehen. Die Grenzen der Teamarbeit will der 57-Jährige aber nicht allzu eng ziehen: „Ich erhalte die Unterstützung vom ganzen Verein. Vom Mann, der die Karten abreißt, bis zu mir. Wer sich davon nicht als Einheit fühlt, wird dazu gemacht. Anders schaffen wir es nicht.“
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Erstes Training am Dienstag
Fast alle Saisonspiele habe er gesehen, sagte Neururer, ein erstes Telefonat mit VfL-Kapitän Andreas Luthe habe er geführt und eine „intuitive Einschätzung der Spieler“ mit Reis und Wosz vorgenommen. Den Kader zu Gesicht bekommt der gebürtige Marler erstmals dann am Dienstag beim Training.
Die Stellschrauben, an denen er zuerst drehen will: „Wir brauchen Leidenschaft, absolute Disziplin und Verantwortung. Ohne Verantwortung für den Verein, ohne Verantwortung für die Fanschaft und ohne Verantwortung für die Stadt Bochum werden wir unser Ziel nicht erreichen. Es wird sehr, sehr schwer, aber ich bin guter Dinge.“
Er selbst will mit gutem Beispiel voran gehen – zum Beispiel durch die Signalkraft seiner Vertragsdauer: „Mein Vertrag ist bewusst erst einmal auf die sechs Spiele begrenzt. Kein Spieler soll denken, dass sich der Trainer auf einem Zwei- oder Dreijahresvertrag ausruht. Es kommt ja auch darauf an, was ich vorlebe.“
Und Neururer wäre nicht Neururer, wenn er den Medienrummel nicht auch für einen Scherz nützen würde. Ob die Gesundheit denn dem Abstiegskampf standhalten würde, wurde Neururer, der Mitte 2012 einen Herzinfarkt erlitten hatte, gefragt. „Ich gehe davon aus“, sagte Neururer, „dass alle Spieler gesund bleiben.“ Er fühle sich fit, motiviert, „für mich ist die Arbeit nur Spaß“, sagte er. „Und ich bin froh, wieder zu Hause zu sein.“