Essen. Peter Neururer kehrt zum VfL Bochum zurück. Der Fußballtrainer kennt den Verein und die 2. Bundesliga gut, hat zudem noch viele Freunde beim VfL. Doch zuletzt glänzte der Trainer nur noch als sprücheklopfender TV-Experte. Ein Kommentar.

Der VfL Bochum ist verzweifelt und setzt nach dem Sturz auf den Relegationsplatz der 2. Bundesliga auf einen Trainerwechsel. Dass Trainer Karsten Neitzel und Sportvorstand Jens Todt gehen müssen, ist nachvollziehbar. Todts Personalpolitik war eine Katastrophe, Neitzel verlor mit dem VfL viermal in Folge und gewann von den letzten zehn Pflichtspielen nur eins. Beim 0:2 in Berlin und dem 0:3 gegen Aue schlichen die Spieler lethargisch über den Rasen, ein Aufwärtstrend ist nicht in Sicht. Mit der Verpflichtung von Peter Neururer geht der VfL aber ein großes Risiko ein.

Bochums Plan kann aufgehen

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Der Plan der Bochumer kann aufgehen. Dass Neururer den Bochumern sehr verbunden ist, hat er seit seinem Abschied im Mai 2005 immer betont. Und das bestreitet auch niemand. Neururer kennt Stadt, Verein und Region wie kein anderer Fußballtrainer in Deutschland. Unter Neururer feierte der VfL in der Saison 2003/2004 die letzten großen Erfolge. Neururers Qualitäten als Feuerwehrmann sind bekannt, zudem dreht sich in den Wochen bis zum Saisonende alles um ihn. Die desorientierte Mannschaft kann in Ruhe arbeiten. Zudem weiß Neururer in der 2. Bundesliga Bescheid.

Das liegt daran, dass er in seiner Funktion als sprücheklopfender TV-Experte für Sport1 in den vergangenen dreieinhalb Jahren viel Zeit hatte, sich in den Fußballstadien und Fernsehstudios der Republik herumzutreiben. Seit seiner Entlassung beim MSV Duisburg am 29. Oktober 2009 wartete Neururer auf seinen Job - und seine Zeit bei den "Zebras" verlief wenig erfolgreich. Bei den Fans ist Neururer umstritten. Er hat viele Freunde, aber auch einige Gegner. In Neururers erster Amtszeit gab es deshalb Schlägereien in der Fankurve. Der stellvertretende Aufsichtsrats-Vorsitzende Frank Goosen hatte noch am Donnerstag im WAZ.de-Interview verkündet: "Ich verstehe die Sehnsucht nach dem Gefühl von damals. Die habe ich auch. Ich glaube aber nicht, dass dieses Gefühl mit den Rezepten der Vergangenheit zurückgeholt werden kann." Nun hat der VfL doch die Vergangenheit zurückgeholt.

Bochumer schon lange konzeptlos

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Goosen hofft darauf, dass der VfL die "kleine, dreckige Alternative" zu Schalke und Dortmund sein kann. Wie soll das gehen? Ein Konzept fehlt den Bochumern schon lange. Sowohl die 2. als auch die 3. Liga starten am 19. Juli in die Saison 2013/2014 - in drei Monaten! Der VfL hat keine Mannschaft, keinen Sportvorstand und keinen Trainer. Neururer bleibt erst einmal bis zum Saisonende. Von 27 Spieler-Verträgen laufen zwölf aus, fünf Profis kann der VfL nicht mehr gebrauchen (Nika Gelashvili, Mounir Chaftar, Carsten Rothenbach, Florian Brügmann, Sören Bertram), einer ist stark umworben (Leon Goretzka).

Ob die Bochumer nun absteigen oder nicht: Sie müssen nach der Saison innerhalb von acht Wochen den Profibereich komplett neu aufstellen - oder innerhalb von sechs, wenn der VfL am 24. und 27. Mai die Relegation spielen muss. Schafft Neururer mit dem VfL den Klassenerhalt, würden ihn wohl auch seine Gegner hochleben lassen wie die Bayern Jupp Heynckes nach der Meisterschaft.