Frankfurt. . Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes könnte im Länderspiel gegen Kasachstan in der Abwehrmitte der deutschen Nationalmannschaft ankommen. Hummels und Badstuber sind verletzt, Mertesacker ist gesetzt. Entscheidung zwischen Höwedes und Boateng. Mario Götze wird wohl nicht stürmen.
Bei der Februarreise in das nahe gelegene Paris hat Benedikt Höwedes nicht viel von der Stadt gesehen, weil auch bei der Freundschaftspartie gegen Frankreich der berufliche Auftrag im Vordergrund stand (und mit einem 2:1-Sieg sauber erfüllt wurde). Von Astana wird der Schalker Kapitän ebenfalls nichts anderes sehen als das Stadioninnere, und diesmal gehört das Vermeiden von Kontakt mit Land, Leuten und finsterem Himmel sogar zu den zentralen Bestandteilen der Strategie der Verantwortlichen der Nationalelf auf dem Weg zum Erfolg in der WM-Qualifikations-Begegnung am Freitag.
Mehr als 4000 Kilometer mussten schließlich Donnerstag mit dem trotz des Lufthansa-Streiks pünktlich um zehn Uhr von Frankfurt Richtung Kasachstan gestarteten Flieger bewältigt werden. Fünf Stunden Zeitumstellung sind zu verarbeiten. Angepfiffen wird das Spiel um Mitternacht nach örtlicher Rechnung, dann, wenn in Deutschland der Abend gerade erst beginnt.
Es sind diverse Maßnahmen ergriffen worden, die den Akteuren den deutschen Rhythmus erhalten sollen. Unter anderem: Vorhänge abdichten, Training um Ortszeit 23 Uhr. Für Höwedes ist aber vor allem interessant, was er beruflich sehen, welchen Rasenabschnitt er genauer erkunden darf. Elfmal hat er für das nationale Ensemble gespielt. Auf der rechten Seite hat der Bundestrainer den Verteidiger eingesetzt – und in Paris positionierte Joachim Löw ihn sogar auf der linken Flanke. Höwedes war das recht: „Wenn ich links oder rechts spielen soll, ist das kein Problem. Die Entscheidung trifft der Trainer. Wir haben in der Nationalmannschaft natürlich einen großen Konkurrenzkampf.“ Doch trotz eines Trainerlobes für seine Leistung als Linker empfindet sich der 25-Jährige als Zentralist: „Ich glaube, dass ich meine größten Qualitäten als Innenverteidiger habe.“
Bei den meisten Pöstchenvergaben ist der Vorhang längst gefallen. Zwei Fragen jedoch sind vor der ersten Partie gegen die Kasachen (die nächste folgt am kommenden Dienstag in Nürnberg) noch offen. Erstens: Wird sich Löw tatsächlich in einer wichtigen Pflichtpartie vom Traditionsmodell „Knipser“ verabschieden und den gelernten Angreifer Mario Gomez auf der Bank platzieren und stattdessen Technikgenius Mario Götze einsam im Sturm aufbieten? Zweitens: Wird der Bundestrainer in Abwesenheit der verletzten Holger Badstuber und Mats Hummels in der Innenverteidigung neben dem gestandenen Per Mertesacker auf den Bayern Jerome Boateng oder doch auf den Schalker Benedikt Höwedes zurückgreifen?
Götze im Auge des Sturms?
In der Antwort auf die erste Frage steckt Brisanz, weil ein Spitzen-Auftritt von Götze das Spiel der Mannschaft verändern und eine neue Ära einleiten könnte. Wahrscheinlicher als die Revolution ist aber, dass Löw konservativ handeln und den gesperrten Marco Reus auf der linken Offensivseite nicht durch den zuletzt länger angeschlagenen Lukas Podolski ersetzen wird, sondern durch Götze. Und dass es eine Antwort auf die zweite Frage geben könnte, in der Brisanz enthalten wäre, dagegen wehrt sich Höwedes. Der Bundestrainer hat zwar zuletzt betont, wie überaus wertvoll ihm die Möglichkeit zum Zusammenkleben der starken Blöcke aus Bayern und Westfalen sei, doch der Schalker sagt: „Darüber mache ich mir keine Gedanken, letztlich entscheidet immer die Qualität darüber, ob man spielt oder nicht.“
Löw, das hat er nach der Landung in Astana erklärt, befindet sich noch im Nachdenkensprozess: „Die Entscheidung wird fallen zwischen Jerome Boateng und Benedikt Höwedes.“