Frankfurt. . Nationaltorwart Manuel Neuer dominiert mit dem FC Bayern die Bundesliga nach Belieben. Aber auch im Kreis der Nationalelf hat der Ex-Schalker Spaß. Im Interview spricht Neuer über das Spiel auf Kunstrasen in Kasachstan, Freunde im Profifußball und über die mentale Belastung im Sport.

Vor der WM-Qualifikationspartie gegen Kasachstan am Freitag (19 Uhr, live bei uns im Ticker) in Astana residiert das deutsche Nationalteam in der Frankfurter Superior-Herberge „Villa Kennedy“. Als der Mannschaftsbus am Mittwoch nach dem Vormittagstraining dort eintrifft, gehört Manuel Neuer zu den letzten, die aussteigen. Auch beim Mittagessen wird der Torhüter zu spät kommen. Vorher spricht Deutschlands Nummer eins über den Kunstrasen, der ihn beim Gegner erwartet, über sein Ansehen bei Bayerns Vereinspräsident Uli Hoeneß – und über Freunde, Spaß und Kopfarbeit.

Herr Neuer, Sie können so schön schwärmen von Ihren Zeiten als Jugendspieler auf Schalke: Hat die Professionalisierung als Fußballer auch Schattenseiten?

Manuel Neuer: Ich habe noch genau so viel Spaß wie damals. Es ist einfach meine Leidenschaft, auf dem Platz zu stehen. Wir haben hier in Frankfurt zum Beispiel auf Kunstrasen trainiert. Das habe ich früher in der Jugend auf Schalke auch gemacht.

Der künstliche Rasen ist hart für einen Torhüter, oder?

Neuer: Man kann sich schon ein paar Schürfwunden holen. Andererseits kann man den Ball ja auch nicht einfach durchlassen. Trotzdem: Sie sind weit mit der Kunstrasentechnik.

Zurück zum Spaß. Der hat sich doch sicher verändert. Sie spielen bei Bayern München, da bekommen Sie einfach nicht mehr hundert Bälle aufs Tor und können sich hinschmeißen…

Neuer: Es ist ein anderer Spaß. Es hängt eine Menge von jedem Spiel ab, deshalb ist da Druck. Und wenn du im Verein spielst und mit Jungs spielst, die du seit Jahren kennst. Wir verstehen uns bei den Bayern auch super und sind teilweise befreundet…

Sie sind gerade mit einer Bayern-Kleingruppe zuletzt aus dem Mannschaftsbus ausgestiegen. Wurde noch Schafskopf gespielt auf dem Weg vom Training?

Neuer: Man hat eben Spaß. Mit mir unsympathischen Menschen würde ich mich doch nicht an einen Tisch setzen und Karten spielen.

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Zurück zum Spiel auf Rasen. 20 Punkte Vorsprung in der Bundesliga, nur elf Gegentore für Sie in 26 Partien: Ist das nicht ein allzu geruhsames Torhüterleben?

Neuer: Glauben Sie mir, es ist trotzdem anstrengend, auch, wenn man das nicht immer so sieht. Einmal konnte ich nach einem Spiel gar nicht mehr zur Presse gehen. Da war ich heiser, weil ich so viel schreien musste. Das versuche ich auch immer, viel zu sprechen. Wir müssen gut stehen, wir müssen gut organisiert sein. Und ich bin ein bisschen hinten an und habe meine Ansprechpartner vor mir. Dante, Schweini (Bastian Schweinsteiger) und Philipp (Philipp Lahm) auf der Seite…

Abgesehen von der Qual für die Stimmbänder: Sind Sie bei den großen Bayern vom Handarbeiter mehr zum Kopfarbeiter geworden?

Neuer: Es ist auf jeden Fall eine starke mentale Belastung. Ich denke, dass ich vom Kopf her stark bin. Aber wenn man nichts zu tun bekommt und trotzdem immer da sein muss, ist das schon anstrengend. Ich weiß allerdings nicht, was mehr schlaucht. Früher, auf Schalke, hatte ich ja Spiele, in denen war richtig viel zu tun. Da war die physische Belastung da. Die psychische Belastung ist anders.

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Lesen Sie den „Kicker“? In der Torhüterrangliste der acht Besten sind Sie im Fachmagazin gar nicht mehr vertreten. Man kann sagen: Früher hatten Sie mehr zu tun und standen oben…

Neuer: Normalerweise müsste doch bei vielen Spielen von mir gar keine Note vergeben werden. Ich denke, Leser, die wirklich Ahnung vom Fußball haben, die wissen das schon einzuschätzen.

Sie können beim nächsten Spiel gegen den Hamburger SV die Deutsche Meisterschaft schon festmachen, wenn Borussia Dortmund gegen Stuttgart nicht gewinnt. Wenn das passieren sollte: Wäre das gut für Bayern? Oder geht dann die Grundspannung endgültig verloren? Zuletzt gab es ja sogar aus dem Vereinsinneren Kritik an der Mannschaft…

Neuer: In den vergangenen Wochen wurde über Spannungsverluste geredet und wir haben trotzdem in der Liga alle Spiele gewonnen. Fakt ist, dass wir nicht schludern. Wir hätten doch auch immer schön die Tabelle anschauen und sagen können: Hey, so viele Punkte Vorsprung! Aber wir haben uns nicht einlullen lassen. Wir möchten so schnell wie möglich Meister werden. Und dann liegt es wieder nur bei uns, wie es dann weiter geht in Champions League und im Pokal. Dafür braucht man schon eine gewisse Spannung und Konzentration.

Die nächste Konzentration gilt Kasachstan. In Astana werden Sie schon wieder nicht viel zu tun bekommen. Freuen Sie sich auf das Mitternachtsspiel?

Neuer: Ortszeit natürlich, 19 Uhr in Deutschland! Ich freue mich auf diesen Abend, das steht fest. Damals, bei unserem Sieg im Qualifikations-Spiel für die WM 2010 haben die Kasachen sehr ordentlich gespielt.

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Es gab nur einen Schuss aufs Tor.

Neuer: Nein, es waren zwei Schüsse.