Essen. Joachim Löw hat für Welt- und Europameisterschaften eine Vorqualifikation der Fußball-Zwerge gefordert. Blickt man auf die Begegnungen am Freitag, sind seine Aussagen nachvollziehbar. Der Bundestrainer erhält Unterstützung für seine Idee, beim Weltverband FIFA und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) stößt sie allerdings auf wenig Gegenliebe.
Liechtenstein erwartet Lettland, Luxemburg trifft auf Aserbaidschan, Montenegro gastiert in Moldawien - Fußball-Feinschmecker dürften am Freitag in den Spielen der WM-Qualifikation nicht immer auf ihre Kosten kommen. Angesichts solcher Paarungen und der anhaltenden Überbelastung der Profis hat Joachim Löw eine Vorqualifikation der 'Kleinen' gefordert. Der Bundestrainer erhält Unterstützung für seine Idee, beim Weltverband FIFA und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) stößt sie allerdings auf wenig Gegenliebe.
'Lasst die Kleinen gegen die Großen spielen, lasst ihnen die Hoffnung, dass sie irgendwann gewinnen und sich für eine WM qualifizieren können', sagte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter und erinnerte an 'die Färöer, die einst gegen Österreich gewonnen haben'.
Wenig Gegenliebe bei der Uefa
Hans-Peter Briegel war albanischer Nationaltrainer (2002 bis 2006). Er betreute also nicht gerade einen Riesen, aber auch keinen klassischen Fußball-Zwerg, der gegen die Großen immer auf die Mütze bekommt. Grundsätzlich würde er eine Vorqualifikation gutheißen, 'weil einige Nationen dabei sind, die wirklich überhaupt keine Chance haben. Deshalb wäre es schon ein richtiger Ansatz.'
Allerdings rät er Löw, den Zeitpunkt solcher Vorschläge zu überdenken. 'Ich würde es jetzt nicht unbedingt vor einem Spiel wie in Kasachstan sagen, eher nach dem Spiel. Nicht, dass es am Schluss noch 1:1 ausgeht', sagte der Europameister von 1980 dem Münchner Merkur.
Dennoch: An einen Sieg San Marinos gegen England, einen Erfolg Estlands in den Niederlanden oder einen Patzer des Welt- und Europameisters Spanien gegen Finnland glaubt wohl niemand. Daher ist Löws Vorschlag vor dem 'Doppelpack' der deutschen Nationalmannschaft gegen Kasachstan am Freitag (19 Uhr MEZ/ZDF) in Astana und vier Tage später in Nürnberg (20.45 Uhr/ARD) nachvollziehbar.
Terminkalender übervoll
Der Termin-Kalender sei übervoll, da wäre Abhilfe nötig. Ob es aus sportlicher Sicht Sinn mache, zweimal gegen Länder wie Kasachstan, Andorra, San Marino oder die Färöer anzutreten, darüber könne man schon diskutieren. Er persönlich sei für die Einführung einer Vorqualifikation, hatte der 53-Jährige erklärt.
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Für Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer waren solche Spiele schon immer ein 'Gräuel'. Auch Karl-Heinz Rummenigge hatte sich in der Vergangenheit wiederholt für eine Vorausscheidung und gegen Freundschaftsspiele ausgesprochen. 'Quali-Spiele braucht man sechs pro Jahr, dazu alle zwei Jahre ein Turnier - basta', hatte der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters Bayern München gesagt.
Niersbach eher skeptisch
Seit langem wird deshalb diskutiert und über eine Lösung nachgedacht, auch mit Blick auf die EM 2016 in Frankreich, bei der erstmals mit 24 Mannschaften gespielt wird. Bisher hatte sich die UEFA immer gegen eine Vorqualifikation ausgesprochen.
Eine solche Maßnahme wäre auch äußerst unpopulär und würde den UEFA-Präsidenten Michel Platini in Erklärungsnot bringen. Der Franzose hatte sich immer wieder für eine Besserstellung der kleineren Fußball-Nationen eingesetzt. Auch deshalb hat DFB-Präsident Wolfgang Niersbach mit Blick auf eine Vorqualifikation zuletzt erklärt: 'Das wird sicherlich nicht kommen.' (sid)