Essen. . Im WM-Qualifikationsspiel an diesem Freitag in Kasachstan trifft die deutsche Nationalmannschaft auf einen Bundesliga-Profi: Den früheren Oberhausener Heinrich Schmidtgal - heute Greuther Fürth. Im Interview spricht Schmidtgal über die Fußball-Stimmung in Kasachstan.

Gestern ist die DFB-Elf nach Kasachstan geflogen. Heinrich Schmidtgal ist schon Anfang der Woche nach Astana gereist. Der 27-jährige Mittelfeldspieler von Greuther Fürth, der auch für RW Oberhausen und Bochum aktiv war, läuft für den deutschen Gegner auf.

Herr Schmidtgal, in Ihrer Mannschaft gibt es Sergej, einen Azat, einen Yuri und einen Heinrich. Der letzte Name klingt nicht so ganz kasachisch.

Schmidtgal (lacht): Meine Eltern kommen aus Kasachstan, und wir haben deutsche Vorfahren. Ich bin in Kasachstan geboren, nach meinem Opa benannt und in Deutschland aufgewachsen.

Können Sie sich denn mit ihren Mitspielern verständigen?

Schmidtgal: Kein Problem. In der Familie haben wir immer einem Mischmasch aus Deutsch und Russisch gesprochen. Das klappt schon.

Sie sind seit 2010 kasachischer Nationalspieler. Sehen Sie denn Fortschritte?

Schmidtgal: Viele Vereine haben eigene Nachwuchszentren aufgebaut und fördern Kinder und Jugendliche. Das ist in Deutschland Standard, aber hier ein großer Schritt. Die Infrastruktur wird immer besser, und ich könnte mir inzwischen vorstellen, in der kasachischen Liga meine Karriere ausklingen zu lassen. Auch unsere Nationalmannschaft hat sich entwickelt. Aber es geht langsam.

Immerhin haben Sie jetzt schon einen Punkt nach vier Quali-Spielen. Jetzt geht es gegen Deutschland. Ein besonderes Spiel?

Schmidtgal: Ja. Da musst du niemanden motivieren, es ist das Highlight für jeden von uns. Meine Mitspieler fragen mich immer nach der Bundesliga, nach Schweinsteiger oder Götze. Sie kennen es nicht, dass du jede Woche vor ausverkauftem Haus spielst. Sie bekommen große Augen und hören gespannt zu, wenn ich erzähle, dass wir in Dortmund vor 80 000 Leuten auflaufen. Und ich soll Ihnen immer Fürth-Trikots von mir mitbringen.

Was für ein Resultat gegen Deutschland wäre denn ein Erfolg für Sie?

Schmidtgal: Wir hatten ja schon mal das Vergnügen. Und an mein erstes Spiel gegen Deutschland habe ich gute Erinnerungen. 2010, in Astana, haben wir lange mitgehalten, hatten auch einige Offensivaktionen. Bis zur 48. Minute stand es 0:0. Am Ende hatte Deutschland 3:0 gewonnen.

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Was würde bei einem Remis in Astana passieren?

Schmidtgal: Die Menschen würden durchdrehen, die Stadt würde kopf stehen.

Früher gewann die DFB-Auswahl gegen Länder wie Albanien oder Finnland 10:0. Heute ist das meist knapper. Gibt es keine Kleinen mehr?

Schmidtgal: Wir haben gegen Österreich einen Punkt geholt und gegen Irland bis zur 89. Minute 1:0 geführt. Und die Iren waren bei der EM. An guten Tagen können wir vielleicht nicht mit Deutschland, aber mit einigen anderen Ländern mithalten. Und in das Spiel gegen unseren Gruppengegner Färöer gehen wir sogar als Favorit. Die sind noch kleiner als wir.

Sie haben bislang noch kein Tor erzielt. Da würde sich das Duell am Dienstag in Nürnberg (20.45 Uhr, live bei uns im Ticker) anbieten. Das ist ja fast ein Heimspiel.

Schmidtgal: Als Fürther darf ich nicht von einem Heimspiel in Nürnberg sprechen, aber es ist schon praktisch, dass ich nach dem Spiel nur zehn Kilometer nach Hause fahren muss. Ich freue mich, weil Mitspieler, Freunde und Familie auf der Tribüne sitzen. Da wollen wir nicht so hoch verlieren.