Doha. . Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann spricht im Interview über den Dreikampf im Schalker Tor, seine Fitness und Wechsel-Ambitionen. Und er kündigt an zu kämpfen, wenn die Wahl von Jens Keller vor der Rückrunde nicht auf ihn fällt.

Er hat immer noch die Nummer eins auf dem Rücken, war in der Hinrunde aber nur die Nummer drei unter den Schalker Torhütern: Ralf Fährmann. Nach seinem Kreuzbandriss fühlt er sich wieder so fit wie in seinen besten Zeiten. Nur ans Spielen kommt er auf Schalke kaum. Trotzdem denkt Fährmann nicht an einen Wechsel – weil er so sehr an Schalke hängt.

Hat Timo Hildebrand eigentlich Wort gehalten während der Hinrunde? Er wollte Sie und Lars Unnerstall ja zum Essen einladen, nachdem er im Sommer das Duell in der Vorbereitung gewonnen hatte.

Ralf Fährmann: Nein, das hat er bisher nicht getan. Aber Hunger hätte ich schon (lacht).

Woran ist es gescheitert? Es heißt doch immer, die drei Schalker Torhüter hätten so ein gutes Verhältnis untereinander?

Fährmann: Vielleicht hat er als junger Vater ja keine Zeit mehr (lacht). Unser Verhältnis ist auf jeden Fall gut. Natürlich ist die Situation auch manchmal etwas angespannt – zum Beispiel, wenn gerade die Entscheidung ansteht, wer spielt. Aber ich denke, dass wir Drei kollegial miteinander umgehen und uns auch gut verstehen.

Ist es denn aus Ihrer Sicht noch ein wirklicher Dreikampf?

Fährmann: Ich weiß nicht, welchen Torwart-Typ sich der Trainer vorstellt. Darüber hat Jens Keller mit uns bisher noch nicht gesprochen. Ich denke, mit meinen Trainings- und Spielleistungen kann ich zufrieden sein. Ich persönlich kann mir keinen Vorwurf machen. Aber das letzte halbe Jahr war für mich schon sehr, sehr schwierig.

Weil Sie die meiste Zeit nur auf der Tribüne saßen?

Fährmann: Es ist nicht leicht, wenn du zeigen möchtest, was in dir steckt, du aber keine Chance dazu bekommst. Du musst dann trotzdem ruhig bleiben, denn du willst der Mannschaft ja auch nicht schaden. Mir hat es da ein bisschen geholfen, dass ich mich mit diesem Verein total identifiziere und mich hier sehr wohl fühle. Das macht es einem leichter in Situationen, in denen es für einen persönlich nicht so läuft.

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War das nur Pech, oder fühlten Sie sich in der Zeit unter Huub Stevens zu schlecht eingestuft?

Fährmann: Es ist schwierig für den Trainer, alle gleich zu behandeln. Und ich möchte auch nichts Negatives über Huub Stevens sagen, das ist nicht meine Art. Aber eine Chance, wie die anderen sie hatten, die hatte ich nicht. Das hat jeder gesehen.

Wie gut, glauben Sie selbst, sind Sie jetzt wieder nach Ihrem Kreuzbandriss?

Fährmann: Ich fühle mich super fit und wieder richtig gut – ich habe zum Beispiel jetzt besten Kraftwerte meiner Karriere. Ich denke, dass man sich alles erarbeiten kann, auch das Glück. Wenn man Steine in den Weg gelegt bekommt, wird es natürlich schwerer – aber man kann auch über die Steine drüber springen. Dann muss man halt noch mehr arbeiten. Irgendwann bekommt man dann die Rechnung dafür, und die wird bei mir hoffentlich positiv sein.

Fährmann zu einem möglichen Wechsel: "Ich habe Angebote gehabt. Aber ich will hier nicht weg." 

Im Sommer fehlte Ihnen schon die Spielpraxis, um in die Elf zu kommen. Die bekommen Sie jetzt aber auch kaum in den Testspielen…

Fährmann: Was mir Huub Stevens vorgeworfen hat, habe ich alles abgearbeitet. Er hatte gesagt, mir würde die Spielpraxis fehlen – daraufhin habe ich einige Spiele bei den Amateuren gemacht. Und so wird es weiter gehen, egal was mir der Trainer auch sagt: Ich werde immer an mir arbeiten, um ihm so wenig wie möglich Argumente gegen mich liefern zu können.

Man hat das Gefühl, dass sie auf Schalke in der Sackgasse stecken: Sie müssen spielen, um besser zu werden – dürfen das hier aber nicht. Wie kommen sie da raus?

Fährmann: Ich gebe einfach Vollgas im Training, mehr kann ich persönlich nicht machen. Das Quäntchen Glück, das wird irgendwann kommen. Ich will jetzt keine Liebeserklärung für Schalke abgeben, aber ich will mich hier durchbeißen. Dafür gebe ich alles. Ich fühle mich hier einfach wohl.

Ein Wechsel kommt für Sie überhaupt nicht in Frage?

Fährmann: Ich habe andere Angebote gehabt, auch in der Winterpause, aber ich will hier nicht weg. Ich bin einfach Schalker: Hier bin ich groß geworden, hier ist mein Verein, hier will ich spielen. Ich habe das in der Zeit gemerkt, in der ich in Frankfurt war: Die Eintracht ist auch ein super Verein, aber ich habe da gespürt, wie sehr mir Schalke am Herzen liegt.

Waren es denn interessante Angebote?

Fährmann: Ja, es war schon etwas Interessantes dabei.

Aus der ersten oder der zweiten Liga?

Fährmann: Das kann ich nicht verraten. Aber in die zweite Liga zu gehen, würde in meiner jetzigen Situation nicht viel bringen. Schalke ist ein Verein, der an sich den Anspruch stellen muss, immer Champions League zu spielen. Ich will die zweite Liga nicht schlecht reden, aber das wäre für mich ein zu großer Schritt zurück – denn mein Anspruch ist es ja, das Niveau von Schalke zu haben.

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Jens Keller hat eine klare Torhüter-Hierarchie für die Rückrunde angekündigt…

Fährmann: … und das verstehe ich gut, weil wir in der Hinrunde da viel zu viel unnötigen Diskussionstoff hatten.

Kehrt mit einer solchen Entscheidung denn endlich auch Ruhe ins Schalker Tor ein?

Fährmann: Es ist auf jeden Fall von Vorteil und nimmt demjenigen, der spielt, ein Stück weit den Druck. Aber trotzdem ist der ausgewählte Torhüter dann immer noch in der Pflicht, in jedem Spiel 100 Prozent Leistung zu bringen. Und wenn er das zwei oder drei Spiele lang nicht macht, glaube ich nicht, dass man dann unbedingt noch lange an ihm festhält. So ist einfach der Fußball, das ist eine Leistungs-Gesellschaft: Wenn man die Leistung nicht bringt, kommt es zu einem Wechsel.