Gelsenkirchen. Timo Hildebrand kehrte für Lars Unnerstall ins Tor des FC Schalke 04 zurück. Doch auch mit einem neuen Torwart konnte Schalke die Krise nicht beenden. Das Spiel gegen Mönchengladbach endete 1:1 - und beim Gegentor sah der ehemalige Nationalkeeper nicht gut aus.
Am Freitag nahm Schalke-Trainer Huub Stevens nach dem Abschlusstraining Timo Hildebrand zur Seite. Und sagte ihm zwei Wörter: "Du spielst." Der 33-jährige Nationaltorwart kehrte für den umstrittenen Lars Unnerstall (22) ins Schalker Tor zurück. Doch auch mit Hildebrand konnte Schalke die Krise nicht beenden - das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach endete 1:1 (0:0).
Schalke-Trainer Stevens weihte Manager Heldt ein
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Vor dem Anpfiff hatten die Fans den Immer-mal-wieder-Stammtorwart mit Applaus empfangen. Unnerstall nahm auf der Ersatzbank Platz. Bitter enttäuscht. Nach dem Spiel verschwand der lange Münsterländer wortlos, tippte auf seinem Smartphone herum, schaute nicht nach links und rechts. Normalerweise verweigert der lange Münsterländer kein Interview. "Wir wollten Ruhe im Stadion haben", lautete die Begründung von Schalke-Trainer Huub Stevens. "Wenn ein junger Torwart ausgepfiffen wird, musst du als Trainer nachdenken." Stevens diskutierte nicht nur mit seinen Trainerkollegen, sondern auch mit Manager Horst Heldt. "Natürlich entscheidet am Ende des Tages das Trainerteam - aber natürlich bin ich involviert", erklärte Heldt und ergänzte: "Auch wenn das naheliegt und es viele vielleicht so sehen, ist Lars nicht ansatzweise der Sündenbock für unsere schlechte Punktausbeute in den letzten Wochen."
Gerade das Wort "Sündenbock", das in einem Artikel des "Kicker" stand, kritisierten die Spieler. Jermaine Jones widersprach in der Mixed Zone deutlich. Kapitän Benedikt Höwedes sagte: "Lars ist auch ein guter Torhüter. Der Trainer hat sich so entschieden, weil Timo ein bisschen mehr Erfahrung mit sich bringt." Auch Timo Hildebrand äußerte sich: "Lars hat letzte Saison einen guten Job gemacht, das habe ich damals auch gesagt. Er hat auch jetzt eine gute Serie gehabt. Ich glaube nicht, dass man einen Torwart als Sündenbock hinstellen sollte." Trotzdem ist Hildebrand natürlich froh, zwischen den Pfosten zu stehen. Vor der Saison hatte er den Dreikampf mit Unnerstall und Ralf Fährmann für sich entschieden. Nach dem ersten Saisonspiel gegen Hannover 96 (2:2) zog er bei einem Trainingsunfall einen Bänderriss zu. Danach hielt er nur im Pokalspiel gegen Sandhausen (3:0).
Hildebrands "verrückte Geschichte"
Hildebrand nennt das "verrückte Geschichte". "In der Vorbereitung habe ich mich durchgesetzt, verletze mich dann an einer blöden Trainingspuppe, muss dann wieder drei Monate warten, bis ich zum nächsten Spiel komme. Natürlich war ich frustriert und enttäuscht. Aber jetzt bin ich froh, in der Kiste zu stehen. Das ist mein zweites zu Hause." Der Torwart will seinen Platz diesmal länger verteidigen: "Ich hoffe nicht, dass wir noch ein Kapitel dazuschreiben in den nächsten Wochen und Monaten."
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Eigenwerbung betrieb Hildebrand in einem undankbaren Spiel aber nicht (DerWesten-Note 5). Erst nach 7:09 Minuten hatte er seinen ersten Ballkontakt - und der erste gefährliche Schuss aufs Tor saß. Bei Igor de Camargos Tor zum 0:1 (62.) sah er nicht glücklich aus, weil er den nicht platzierten und keineswegs harten Schuss unter seinem Körper durchrutschen ließ. "Er kann am Tor nichts machen", sagte Heldt. "Wenn einer drei, vier, fünf Meter vor dem Tor auftaucht, ist es immer eine 50:50-Chance." So ähnlich sah das Hildebrand: "Manchmal hältst du so einen Ball, manchmal nicht."
Am Dienstag spielt Schalke in der Champions League in Montpellier (20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Ob Hildebrand dann wieder das Tor hütet? "Der Trainer hat das letzte Wort", sagt er selbst.