London. Es war ein unwürdiges Badminton-Schauspiel, das die Zuschauer in der Wembley Arena erlebten. Vier Weltklasse-Doppel duellierten sich - alle wollten verlieren. Nun hat der Weltverband die acht Spielerinnen von den Olympischen Spielen ausgeschlossen.

Die Weltbühne Olympia erlebte ausgerechnet in der altehrwürdigen Londoner Wembley Arena ein unwürdiges Schauspiel, aufgeführt von vier asiatischen Badmintondoppeln. In der Hauptrolle: Wang Xiaoli und Yu Yang, amtierende Weltmeisterinnen aus China, die es unbedingt vermeiden wollten, ein Spiel zu gewinnen. Zwei Sitzungen und 16 Stunden später reagierte der Weltverband BWF mit der schärfsten Sanktion: Alle vier Doppel wurden bei den Olympischen Spielen in London disqualifiziert, vom IOC allerdings nicht ausgeschlossen.

Für Europameister Marc Zwiebler die einzig logische Folge. "Was da passiert ist, ist so dumm und eine Schande für unseren Sport", sagte der 28-Jährige dem SID. Wang und Yu, die bereits für das Viertelfinale qualifiziert waren, hatten das letzte Gruppenspiel gegen Jung Kyung Eun/Kim Ha Na (Südkorea) abgeschenkt und im ersten Satz neun Aufschläge ins Netz oder weit ins Aus geschlagen, um erst im Finale auf ihre Landsleute Tian Qing/Zhao Yunlei treffen zu können.

Da auch Jung und Kim dieses Duell scheuten, war es vor den Augen der aufgebrachten Zuschauer zu bizarren Szenen gekommen, bis endlich Oberschiedsrichter Throsten Berg einschritt und die Akteure ermahnte. Zerknirscht mussten die Südkoreanerinnen die Partie gewinnen. Inspiriert von der chinesischen "Taktik" versuchten später auch Greysia Polii und Meiliana Jauhari aus Indonesien und Ha Jung Eun/Kim Min Jung (Südkorea) im Spiel gegeneinander absichtlich zu verlieren.

Deutscher Badminton-Spieler Zwiebler fürchtet Konsequenzen

Die Reaktionen auf den Eklat fielen eindeutig aus: "Das ist deprimierend und einfach nicht zu akzeptieren", sagte Organisationschef Sebastian Coe. DBV-Sportdirektor Martin Kranitz machte sich im Gespräch mit dem SID sogar Gedanken um die olympische Zukunft der Sportart: "Solche Sachen werden innerhalb des IOC natürlich nicht gerne gesehen."

Dass das IOC noch einmal Gnade vor Recht ergehen lässt und der Sportart eine zweite Chance gibt, hofft der Bonner Marc Zwiebler. "Als Sportart haben wir das verdient, aber es muss jetzt dringend etwas geändert werden", sagte er dem SID. Der Bonner versuchte die Chancen im skandalösen Auftritt der Asiatinnen zu sehen: "Vielleicht zwingt der öffentliche Druck den Weltverband dazu, endlich zu handeln. Die Chinesen und Südkoreaner manipulieren schon so lange, ich hätte aber nicht gedacht, dass sie es nun vor einer vollen Halle, vor den Medien und der gesamten Weltöffentlichkeit durchziehen."

Manipulation beim Badminton kein Einzelfall

Der Weltverband hatte zum ersten Mal in der olympischen Badmintongeschichte Gruppenspiele eingeführt und damit die "taktischen Spielchen" überhaupt erst ermöglicht. Dabei hätte die BWF gewarnt sein müssen: Bereits 2008 war es bei der Mannschafts-WM zu Manipulationen gekommen, daraufhin war der Modus geändert worden. In London standen alle vier betroffenen Teams bereits vor dem letzten Gruppenspiel sicher im Viertelfinale. (sid)