Wenn Mülheims Hockey-Asse Thilo Stralkowski und Jan Philipp Rabente am Montagabend gegen Belgien (22.15 Uhr MESZ) ihre erste Partie im Rahmen der OIympischen Spiele 2012 bestreiten, wird Birgit Michels im olympischen Badmintonturnier bereits drei Begegnungen absolviert haben – und zugleich wissen, ob sie (wenigstens) ein weiteres Mal in der Londoner Wembley Arena aufschlagen darf.
„Montag ist sozusagen das Finale für uns: Schlagen wir im abschließenden Gruppenspiel die Russen, sind wir weiter. Gewinnen die Russen, stehen sie im Viertelfinale“, fasste Jakob Høi, Chef-Bundestrainer im Deutschen Badminton-Verband, am Sonntagvormittag zusammen, nachdem die seit vielen Jahren in Mülheim wohnende Spitzensportlerin und ihr in Saarbrücken lebender Mixed-Partner Michael Fuchs das zweite Vorrundenspiel in der Gruppe A für sich entschieden hatten. Weniger als 14 Stunden nach ihrer 6:21, 7:21-Niederlage gegen die chinesischen Weltranglistenersten Zhang Nan und Zhao Yunlei („Ich dachte schon, dass wir ein paar mehr Pünktchen holen würden. Die Chinesen haben jedoch keine Fehler gemacht und alles getroffen“, meinte Birgit Michels) bezwangen die nationalen Meister die britischen Vize-Weltmeister Chris Adcock und Imogen Bankier mit 11:21, 21:17, 21:14.
„Ich sage nur yes! Wir haben uns gefreut, als wir die endgültige Spielreihenfolge gesehen haben. Denn so konnten wir gegen die Chinesen sozusagen ‚üben’. Wir wussten, dass wir einen Satz würden gewinnen können, wenn alles gut läuft, aber ein Sieg nicht realistisch ist. Wir haben gestern gut geübt“, meinte Jakob Høi schmunzelnd.
Der Chef-Coach sah in der Partie gegen die Briten einen „nervösen Anfang“ der leistungsstärksten deutschen Mixed-Paarung, die demnach zunächst ihr Ziel ein wenig aus den Augen verlor. Ende des ersten Satzes fanden Birgit Michels und Michael Fuchs jedoch unter anderem für die extrem gute Aufschlagannahme des Engländers Chris Adcock eine Lösung, vertrauten verstärkt auf ihre Fähigkeiten und brachten mehr Ruhe in ihren Aufschlag. Ein Sonderlob erhielt die 27 Jahre alte Birgit Michels von Jakob Høi: „Birgit hat so krasse Bälle am Netz gefangen!“ Der Chef-Bundestrainer meinte weiter: „Wir wussten die ganze Zeit, dass es gegen die Briten ein offenes Match werden würde. Die Briten gehen mit sehr viel Energie in ihre Begegnungen, diese nimmt aber mit zunehmendem Spielverlauf ab. Nicht zuletzt durch dieses Wissen konnten wir uns Selbstvertrauen holen.“
Birgit Michels, die im Badminton-Spitzensportzentrum (BSZ) an der Südstraße trainiert und bereits ihre zweiten Olympischen Spiele nach 2008 (Peking) erlebt, war nach dem Sieg gegen die vom Publikum lautstark angefeuerten Lokalmatadore verständlicherweise überaus glücklich: „Mein Trainer Boris Reichel sagt immer, dass im Mixed alles passieren kann, man durchaus auch noch gewinnen kann, wenn der erste Satz schlecht lief. An solche Sätze erinnere ich mich in solchen Situationen wie heute – und es ist gut zu wissen, dass es wirklich so ist.“ Michael Fuchs, nach der klaren Niederlage in seinem ersten Match bei Olympischen Spielen extrem frustriert, meinte: „Es ist schon schön, wenn man bei Olympia ein Spiel gewinnt!“
Dass Chris Adcock und Imogen Bankier von ihren Anhängern mit Anfeuerungsrufen und kräftigem Applaus außerordentlich intensiv unterstützt wurden, nahm Birgit Michels nur peripher wahr: „Man richtet den Fokus so auf das Feld, dass man das gar nicht so mitbekommt. Außerdem kennen wir das ja aus Asien nicht anders: Da sitzen 10.000 Zuschauer und alle sind gegen uns. Außerdem waren erfreulicherweise auch einige deutsche Fans da.“
Der Ausgang des dritten und damit letzten Gruppenspiels, gegen das ebenfalls mit einem Sieg (gegen Chris Adcock/Imogen Bankier) und einer Niederlage (gegen Zhang Nan/Zhao Yunlei) ins olympische Badmintonturnier 2012 gestartete Duo Alexandr Nikolaenko/Valeri Sorokina (19.30 Uhr MESZ), ist nach Einschätzung von Chef-Bundestrainer Jakob Høi ebenfalls vollkommen offen: „Wir haben bislang zwar zweimal gegen sie verloren, zuletzt beim Superseries-Turnier im November 2011 in Hongkong in der Verlängerung des zweiten Satzes. Ich erwarte hier aber erneut ein Spiel auf Augenhöhe.“