Hockenheim. Der Automobil-Weltverband sieht keinen Regelverstoß am Red-Bull-Boliden von Sebastian Vettel - obwohl man nicht allen Argumenten des Rennstalls habe folgen können. Die Konkurrenten können aber Einspruch gegen die Entscheidung einlegen.

Weltmeister Sebastian Vettel und sein Teamkollege Mark Webber durften beim Formel-1-Lauf auf dem Hockenheimring ihre herausgefahrenen Startplätze behalten. Die Rennkommissare entschieden, dass Red Bull nicht vor dem Rennen wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerung noch die Autos umbauen musste, was einen Start aus der Box zur Folge gehabt hätte. Vettel durfte somit als Zweiter ins Rennen gehen, Webber als Achter.

Die Konkurrenten hatten aber die Möglichkeit, nach dem Rennen Einspruch einzulegen. Die FIA teilte eine Stunde vor dem Start mit, dass man zwar nicht allen Argumenten des Red-Bull-Teams habe folgen können, aber keinen Verstoß gegen die Regeln sehe.

Begonnen hatte der Tag mit einem Schock für Vettel und Red Bull: Wenige Stunden vor dem Start von Vettels Heimrennen auf dem Hockenheimring hatte der Technische Delegierte des Automobil-Weltverbandes FIA, Jo Bauer, erklärt, dass der in Baden eingesetzte RB8 seiner Meinung nach gegen das Regelwerk verstoße. Er gab den Fall weiter an die Rennkommissare, die über das weitere Vorgehen entscheiden sollten.

Nach Bauers Ansicht waren in der verfügbaren Leistung des Red Bull in bestimmten Drehzahlbereichen Unterschiede zu den Werten aus den vorherigen Rennen aufgetreten. Dies lasse auf einen Verstoß der technischen Regularien in Bezug auf die Aerodymanik schließen. Übersetzt heißt das: Bauer wirft dem Weltmeister-Team vor, weiterhin mit einem inzwischen verbotenen angeblasenen Diffusor zu fahren.

Gerüchte in der Formel 1 über illegalen Red-Bull-Wagen

Gerüchte über die angebliche Illegalität des Red Bull waberten wegen diverser Teile schon mehrfach in dieser Saison durch das Fahrerlager. Während des Formel-1-Qualifyings auf dem Hockenheimring sollen Vertreter anderer Teams per Tonband die Motoren-Geräusche des RB8 aufgenommen haben, um Beweise zu liefern. 'Für mich klang das Auto nicht wirklich anders', meinte Wurz.

Vor dem Rennen in Monaco Ende Mai hatten Ferrari und McLaren einen Einspruch gegen den Rivalen erwogen, nach langen Gesprächen mit der FIA aber nicht eingelegt. Der Verband wies Red Bull daraufhin aber an, das Auto bis zum nächsten Rennen in Kanada umzubauen, ohne eingefahrene Punkte abzuerkennen.

Ende April in Bahrain hatte es schon Gerüchte gegeben, Löcher im Unterboden der Autos von Vettel und seinem Teamkollegen Mark Webber seien nicht regelkonform. Die FIA untersuchte das Auto mehrfach, Red Bull verwies auf Schriftstücke, die die Legalität des Wagens bestätigten. Am Ende wies die FIA den Umbau mit dem Hinweis an, Löcher im Unterboden seien generell nicht erlaubt.

In der vergangenen Formel-1-Saison hatte unter anderem der von Red Bull perfektionierte auspuffangeströmte Diffusor Vettel zum souveränen zweiten Titelgewinn getragen. Dieser wurde vor der Saison verboten. Nach Bauers Meinung jedoch benutzt Red Bull ihn in ähnnlicher Form nun doch wieder.

Vettels Weg zum WM-Titel

Der Weltmeister Sebastian Vettel eingerahmt vom Rest des Fahrerfeldes beim Saisonauftakt in Australien. Für den Heppenheimer sollte eine denkwürdige Saison folgen.
Der Weltmeister Sebastian Vettel eingerahmt vom Rest des Fahrerfeldes beim Saisonauftakt in Australien. Für den Heppenheimer sollte eine denkwürdige Saison folgen. © Imago
Gleich in Melbourne triumphierte der 24-Jährige vor dem Briten Lewis Hamilton. Dritter wurde der Russe Witali Petrow.
Gleich in Melbourne triumphierte der 24-Jährige vor dem Briten Lewis Hamilton. Dritter wurde der Russe Witali Petrow. © Imago
Beim Großen Preis von Malaysia dann der zweite Streich: Nach zwei Rennen hatte Vettel mit 50 Zählern die maximale Punktzahl geholt.
Beim Großen Preis von Malaysia dann der zweite Streich: Nach zwei Rennen hatte Vettel mit 50 Zählern die maximale Punktzahl geholt. © Imago
Mit auf dem Treppchen am 10. April: Der Brite Jenson Button, mit 26 Punkten ärgster Vettel-Verfolger, und der Mönchengladbacher Nick Heidfeld.
Mit auf dem Treppchen am 10. April: Der Brite Jenson Button, mit 26 Punkten ärgster Vettel-Verfolger, und der Mönchengladbacher Nick Heidfeld. © Imago
Beim Großen Preis von China musste sich Vettel mit dem zweiten Platz begnügen. Seine Ausbeute nach drei Rennen: 68 Punkte.
Beim Großen Preis von China musste sich Vettel mit dem zweiten Platz begnügen. Seine Ausbeute nach drei Rennen: 68 Punkte. © Imago
Die verdiente Sektdusche in Shanghai erhielt stattdessen Sieger Lewis Hamilton. Folgerichtig setzte sich der McLaren-Pilot in der WM-Gesamtwertung mit 47 Punkten hinter den Deutschen.
Die verdiente Sektdusche in Shanghai erhielt stattdessen Sieger Lewis Hamilton. Folgerichtig setzte sich der McLaren-Pilot in der WM-Gesamtwertung mit 47 Punkten hinter den Deutschen.
Vettel konterte beim nächsten Rennen in Istanbul, als er mit seinem RedBull als Erster die Zielflagge sah.
Vettel konterte beim nächsten Rennen in Istanbul, als er mit seinem RedBull als Erster die Zielflagge sah. © Imago
Der Sieg beim Großen Preis von der Türkei brachte ihm erneut die volle Punktzahl ein. Seine beeindruckende Bilanz nach vier Rennen: Drei Siege, 93 Punkte. Zweiter war immer noch Hamilton mit 59 Zählern.
Der Sieg beim Großen Preis von der Türkei brachte ihm erneut die volle Punktzahl ein. Seine beeindruckende Bilanz nach vier Rennen: Drei Siege, 93 Punkte. Zweiter war immer noch Hamilton mit 59 Zählern. © Imago
Beim Großen Preis von Spanien startete Vettel als Zweiter hinter Teamkollege Mark Webber. Doch schon kurz nach dem Start hatte Lokalmatador Fernando Alonso beide RedBull überholt.
Beim Großen Preis von Spanien startete Vettel als Zweiter hinter Teamkollege Mark Webber. Doch schon kurz nach dem Start hatte Lokalmatador Fernando Alonso beide RedBull überholt. © Imago
Der Ferrari-Pilot konnte die Führung nicht behaupten. Sieger in Barcelona wurde erneut der Weltmeister Vettel, die McLaren von Hamilton und Button belegten die Plätze zwei und drei. Vettels Führung in der WM betrug damit schon 41 Punkte.
Der Ferrari-Pilot konnte die Führung nicht behaupten. Sieger in Barcelona wurde erneut der Weltmeister Vettel, die McLaren von Hamilton und Button belegten die Plätze zwei und drei. Vettels Führung in der WM betrug damit schon 41 Punkte. © Imago
Bereits eine Woche später stieg der Saisonhöhepunkt beim Großen Preis von Monaco. Bei dem legendären Stadtkurs sicherte sich Vettel die wichtige Pole-Position.
Bereits eine Woche später stieg der Saisonhöhepunkt beim Großen Preis von Monaco. Bei dem legendären Stadtkurs sicherte sich Vettel die wichtige Pole-Position. © Imago
Im Rennen gab der Heppenheimer die Führung nicht mehr ab. Der Lohn für den frisch gebackenen Monte Carlo-Sieger: Ein kühles Bad mit seinem Team.
Im Rennen gab der Heppenheimer die Führung nicht mehr ab. Der Lohn für den frisch gebackenen Monte Carlo-Sieger: Ein kühles Bad mit seinem Team. © Imago
Mit dem komfortablen Vorsprung von 58 Punkten reiste Vettel nach Montreal. Auf dem Inselkurs sollte das Safety-Car zum Hauptdarsteller werden.
Mit dem komfortablen Vorsprung von 58 Punkten reiste Vettel nach Montreal. Auf dem Inselkurs sollte das Safety-Car zum Hauptdarsteller werden. © Imago
In einem verrückten Rennen, dem wohl spannendsten der Saison, gab der Deutsche in der letzten Runde noch den Sieg aus der Hand. Stattdessen jubelte Jenson Button ganz oben auf dem Podium. In der WM baute der enttäuschte Vettel jedoch seine Führung weiter aus.
In einem verrückten Rennen, dem wohl spannendsten der Saison, gab der Deutsche in der letzten Runde noch den Sieg aus der Hand. Stattdessen jubelte Jenson Button ganz oben auf dem Podium. In der WM baute der enttäuschte Vettel jedoch seine Führung weiter aus. © Imago
Auf dem Stadtkurs von Valencia schlug Weltmeister aber direkt wieder zu und holte sich den sechsten Sieg im achten Rennen.
Auf dem Stadtkurs von Valencia schlug Weltmeister aber direkt wieder zu und holte sich den sechsten Sieg im achten Rennen. © Imago
Zweiter beim Großen Preis von Europa wurde der Spanier Fernando Alonso, Dritter Vettels Teamkollege Mark Webber, mit 109 Punkten nun ärgster Verfolger des Deutschen, der bereits 186 Zähler gesammelt hatte.
Zweiter beim Großen Preis von Europa wurde der Spanier Fernando Alonso, Dritter Vettels Teamkollege Mark Webber, mit 109 Punkten nun ärgster Verfolger des Deutschen, der bereits 186 Zähler gesammelt hatte. © Imago
Einen 87-Punkte-Vorsprung, den Vettel auch im Regen von Silverstone ausbaute, auch wenn er sich dem Ferrari von Fernando Alonso geschlagen geben musste.
Einen 87-Punkte-Vorsprung, den Vettel auch im Regen von Silverstone ausbaute, auch wenn er sich dem Ferrari von Fernando Alonso geschlagen geben musste. © Imago
Dementsprechend gerne applaudierte der Heppenheimer dem Spanier, der beim Großen Preis von Großbritannien seinen ersten Saisonsieg einfuhr.
Dementsprechend gerne applaudierte der Heppenheimer dem Spanier, der beim Großen Preis von Großbritannien seinen ersten Saisonsieg einfuhr. © Imago
Ausgerechnet beim Heimspiel auf dem Nürburgring zeigte Vettel erstmals Nerven und leistete sich einige Ausrutscher.
Ausgerechnet beim Heimspiel auf dem Nürburgring zeigte Vettel erstmals Nerven und leistete sich einige Ausrutscher. © Imago
Statt aufs Podium ging es nach dem Rennen direkt in die Fehleranalyse. Da der 24-Jährige als Vierter trotzdem noch zwölf Punkte mit nahm, schrumpfte der Vorsprung auf seine Verfolger Alonso und Webber nur minimal.
Statt aufs Podium ging es nach dem Rennen direkt in die Fehleranalyse. Da der 24-Jährige als Vierter trotzdem noch zwölf Punkte mit nahm, schrumpfte der Vorsprung auf seine Verfolger Alonso und Webber nur minimal. © Imago
Beim großen Preis von Ungarn regnete es zum dritten Mal in der Saison. In Budapest startete Vettel von der Pole-Position.
Beim großen Preis von Ungarn regnete es zum dritten Mal in der Saison. In Budapest startete Vettel von der Pole-Position. © Imago
Für den Sieg reichte es aber nicht für den Deutschen. Stattdessen stand der Brite Jenson Button zum zweiten Mal ganz oben auf dem Podium. Dritter wurde Ex-Weltmeister Fernando Alonso.
Für den Sieg reichte es aber nicht für den Deutschen. Stattdessen stand der Brite Jenson Button zum zweiten Mal ganz oben auf dem Podium. Dritter wurde Ex-Weltmeister Fernando Alonso. © Imago
In Spa gab es dann wieder den Vettel-Finger bei der Einfahrt in den Parc fermé. Bei dem Großen Preis von Belgien gelang dem 24-Jährigen erneut ein souveräner Start-Ziel-Sieg.
In Spa gab es dann wieder den Vettel-Finger bei der Einfahrt in den Parc fermé. Bei dem Großen Preis von Belgien gelang dem 24-Jährigen erneut ein souveräner Start-Ziel-Sieg. © Imago
Nach dem siebten Saisonerfolg rückte die Titelverteidigung für den Heppenheimer damit immer näher. Sein Vorsprung bei noch sechs ausstehenden Rennen betrug auf seinen Teamkollegen Mark Webber bereits überragende 92 Punkte.
Nach dem siebten Saisonerfolg rückte die Titelverteidigung für den Heppenheimer damit immer näher. Sein Vorsprung bei noch sechs ausstehenden Rennen betrug auf seinen Teamkollegen Mark Webber bereits überragende 92 Punkte. © Imago
Auch beim Ferrari-Heimspiel in Monza überfuhr Sebastian Vettel als Erster die Ziellinie, vor Jenson Button und Fernando Alonso.
Auch beim Ferrari-Heimspiel in Monza überfuhr Sebastian Vettel als Erster die Ziellinie, vor Jenson Button und Fernando Alonso. © Imago
Bei dem großen Preis von Italien hatte der Deutsche 2008 den ersten Sieg in seiner Formel1-Karriere gefeiert. Nun stemmte er den Pokal zum zweiten Mal in die Höhe.
Bei dem großen Preis von Italien hatte der Deutsche 2008 den ersten Sieg in seiner Formel1-Karriere gefeiert. Nun stemmte er den Pokal zum zweiten Mal in die Höhe.
Bereits in Singapur, sechs Rennen vor Saisonende, konnte Vettel seinen Weltmeistertitel verteidigen. Voraussetzung: Er musste zwölf Punkte mehr als Jenson Button holen, der mittlerweile auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung vorgerückt war.
Bereits in Singapur, sechs Rennen vor Saisonende, konnte Vettel seinen Weltmeistertitel verteidigen. Voraussetzung: Er musste zwölf Punkte mehr als Jenson Button holen, der mittlerweile auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung vorgerückt war. © Imago
Mit seinem zweiten Platz vertagte der Brite die WM-Entscheidung jedoch auf den Japan-Grand-Prix. Vettel wird es egal gewesen sein. Der Heppenheimer jubelte über den neunten Saisonsieg, zudem fehlte ihm nur noch ein magerer Punkt zum Titel.
Mit seinem zweiten Platz vertagte der Brite die WM-Entscheidung jedoch auf den Japan-Grand-Prix. Vettel wird es egal gewesen sein. Der Heppenheimer jubelte über den neunten Saisonsieg, zudem fehlte ihm nur noch ein magerer Punkt zum Titel. © Imago
In Suzuka wollte der Heppenheimer als Sieger über die Ziellinie fahren.
In Suzuka wollte der Heppenheimer als Sieger über die Ziellinie fahren. © getty
Zwar reichte es nur für einen dritten Platz. Das genügte jedoch, um...
Zwar reichte es nur für einen dritten Platz. Das genügte jedoch, um... © getty
...die Sektkorken knallen zu lassen. Der 24-Jährige ist in Japan zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister geworden. Noch nie hat ein Pilot in so jungen Jahren seinen Titel verteidigen können.
...die Sektkorken knallen zu lassen. Der 24-Jährige ist in Japan zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister geworden. Noch nie hat ein Pilot in so jungen Jahren seinen Titel verteidigen können. © getty
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