Hockenheim. Dem Nürburgring droht das Aus. Der vor einigen Jahren noch selbst bedrohte Hockenheimring könnte damit wieder ständiger Standort des deutschen Formel-1-Rennens werden.

Die Formel 1 wird unabhängig von der Entwicklung am finanziell schwer angeschlagenen Nürburgring bis 2018 sicher Station in Deutschland machen. Der Hockenheimring, am Wochenende Austragungsort des deutschen WM-Laufs, steht für die jährliche Austragung des deutschen Formel-1-Rennens bereit - hofft aber weiter auf den jährlichen Wechsel.

"Wir stünden bereit, wenn alle Voraussetzungen passen", sagte Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH den SID: "Aber ich glaube, dass sich die Dinge am Nürburgring noch glätten werden, dass dort weiter gefahren wird und wir das alternierende Modell fortsetzen können." Dieses betrachtet Seiler ohnehin als das ideale.

Kurt Beck spricht von geordneter Insolvenz

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hatte am Mittwoch erklärt, die Nürburgring GmbH müsse in die "geordnete Insolvenz" gehen. "Der Nürburgring ist mit uns zusammen die führende Rennstrecke in Deutschland. Deshalb bedaure ich sehr, was dort passiert - ohne die Dinge bewerten zu wollen", sagte Seiler.

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone sagte im Gespräch mit Auto Bild motorsport, man werde "alles tun, was kommerziell machbar ist", um die Formel 1 in Deutschland zu behalten: "Hoffentlich in Hockenheim und am Nürburgring. Sollte ein Rennen am Nürburgring nicht möglich sein, werden wir mit Hockenheim sprechen."

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Ecclestone will Formel 1 in Deutschland behalten

Das in der Eifel am Mittwoch vorgestellte Modell, nach dem Ecclestone als alleiniger Ausrichter des Nürburgring-Rennens auftreten könnte, ist in Seilers Augen "sicherlich eine Lösung. Es würde dem Land Rheinland-Pfalz wahrscheinlich Defizite ersparen. Aber ich kenne keine Details."

Der Vertrag des Hockenheimrings läuft noch bis 2018. "Wir haben vor zwei Jahren eine schwarze Null geschrieben, und wir werden sie auch dieses Jahr wieder schreiben", sagte Seiler. Rund 56.000 Tickets waren am Donnerstagmittag verkauft, die Zahl von 2010 (62.000) könnte damit durchaus wieder erreicht werden.

Schumacher hat seine Zukunftspläne noch nicht verkündet

Dies ist auch und vor allem Rekordchampion Michael Schumacher zu verdanken, Champion Sebastian Vettel ist als Zugpferd noch zu schwach. Die Veranstalter auf dem Hockenheimring hoffen deshalb inständig auf einen Verbleib Schumachers in der Formel 1. "Wenn Michael Schumacher dabei ist, spüren wir das sofort beim Karten-Vorverkauf. Als sein Comeback 2010 feststand, war der Hype sofort zu spüren, die Telefone standen nicht mehr still", erklärte Seiler: "Ich wünsche mir jedenfalls, dass er solange wie möglich weiterfährt." Der 43-Jährige hat sich noch nicht entschieden, ob er seine Karriere nach Ablauf seines Dreijahresvertrages bei Mercedes fortsetzen wird.

Vettel, Weltmeister der vergangenen beiden Jahre, und die anderen deutschen Piloten Nico Rosberg, Nico Hülkenberg und Timo Glock haben bei den Fans ganz offensichtlich noch nicht dieselbe Strahlkraft wie der siebenmalige Champion. "Ich mag alle deutschen Fahrer sehr und wünsche ihnen alles Gute", meinte Seiler: "Aber sie haben leider noch nicht den Stellenwert, den sich ein Michael Schumacher als erster deutscher Weltmeister und Rekordweltmeister eingefahren hat. Die anderen müssen sich einen solchen Namen erst noch erarbeiten. Es zählt nicht alleine, ob man Weltmeister ist, Michael Schumacher hat auch die Fans zu 100 Prozent hinter sich."

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Nach Schumachers Comeback vor dem bisher letzten Rennen 2010 hat der Hockenheimring laut Seiler "eine schwarze Null" geschrieben, sein Rücktritt würde Vettel und Co. vermehrt in die Pflicht nehmen. "Im ersten Moment würden sicher ein paar Zuschauer wegbleiben, die bisher nur wegen Michael Schumacher kommen", erklärte Seiler: "Aber ich denke, mit der Zeit würde es sich wieder einpendeln. Dann werden andere deutsche Fahrer die Fans begeistern.

Stuck macht sich Sorgen um den Nürburgring

Derweil machen sich deutsche Motorsport-Größen Sorgen um die Zukunft des Nürburgrings. "Ich beobachte das mit großen Ängsten. Ich hoffe nicht, dass uns der wichtigste Platz in Deutschland, an dem wir Motorsport betreiben, verloren geht", sagte Hans-Joachim Stuck, früherer Formel-1-Pilot, zweimaliger Le-Mans-Sieger und Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB), zu Motorsport-Total.com. Hans-Werner Aufrecht, Chef der DTM-Dachorganisation ITR erklärte: "Ganz einfach gesagt: Was dort passiert, ist die Ober-Katastrophe." (sid)