Paderborn. Jetzt haben sie ihr Endspiel. Die Zweitliga-Fußballer und Fans des SC Paderborn 07 reden nur noch vom Finale am letzten Spieltag auf St. Pauli. Dort fällt die Entscheidung, ob das Fußballmärchen an der Pader mit einem Happy-End veredelt werden kann.

Punktgleich mit Fortuna Düsseldorf geht der SCP nach dem 1:0-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt auf die Zielgeraden der Saison. Der FC St. Pauli besitzt nur noch eine Minimalchance im Rennen um Platz drei.

Paderborns hart erkämpfter 1:0-Erfolg über den FSV Frankfurt war nach dem Schlusspfiff nur noch eine Randerscheinung. Mehmet Kara bescherte den Gastgebern in der 49. Minute mit einem Sonntagsschuss in den Winkel das goldene Tor.

Der vor der Saison von Preußen Münster verpflichtete Wirbelwind nahm sich aus der Distanz ein Herz und haute das Leder einfach mal drauf. "Mir war klar: Du musst jetzt etwas machen. Es stand ja lange Null zu Null. Ich habe den Ball perfekt getroffen. Es war auch ein bisschen Glück dabei", beschrieb Kara später den sensationellen Torschuss.

Ausverkaufte Arena mit 14 668 Fans

Eine Viertelstunde lagen die Paderborner dank dieser Führung sogar auf dem Relegationsplatz. Die mit 14 668 Zuschauern vollbesetzte Arena in Paderborn bebte. Bis Düsseldorf beim Erstliga-Aufsteiger den 1:1-Ausgleich erzielte. Ein kleiner Dämpfer für die tolle Stimmung beim 17. Paderborner Saisonsieg.

Aber als sich an den Ergebnissen nichts mehr änderte, sangen die SCP-Fans weiter: „Nie mehr zweite Liga“. Ob es tatsächlich soweit kommen kann, darüber wird in der Domstadt nun eine Woche lang diskutiert. Trainer und Spieler sprachen schon direkt nach der Partie nur von diesem einen Thema: Packt Paderborn auf St. Pauli den dritten Rang noch?

Trainer Roger Schmidt glaubt an das Wunder

Coach Roger Schmidt hält das Wunder in Hamburg für möglich: „Auf St. Pauli werden wir nochmal alles raushauen. Wir werden uns die Woche über gut, aber entspannt vorbereiten, um unsere ganze Energie in dieses Spiel zu stecken. Es liegt zwar nicht mehr hundertprozentig in unserer Hand, doch ich bin davon überzeugt, dass der MSV Duisburg das letzte Spiel in Düsseldorf nicht kampflos abgeben wird.“

Auch Kapitän Markus Krösche glaubt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Duisburger zu diesem Derby nach Düsseldorf fahren und sagen, wir schenken denen den Aufstieg und lassen uns da vier Tore einschenken.“ Goalgetter Nick Proschwitz gibt die Parole aus: „Wir müssen unbedingt bei St. Pauli den Dreier holen. Dass Duisburg in Düsseldorf gewinnt, wäre nicht normal, aber vielleicht passiert am Ende ja etwas Wunderbares.“ Ähnlich sieht es Torschütze Mehmet Kara: „Wir haben eine sehr gute Mannschaft, St. Pauli auch. Wir dürfen uns da nicht verstecken. Es ist noch ein sehr harter Weg."

Paderborn hat die nötige Ruhe und Reife

Trainer Roger Schmidt werde schon die richtigen Worte finden. So wie im Spiel gegen Frankfurt. „Geduld, notfalls bis zur 89. Minute“, habe er in der Halbzeit gefordert, als es noch torlos stand, übermittelte Kara. "Der Trainer hat gesagt, wir spielen gut und müssten nur die Ruhe bewahren. Irgendwann machen wir dann unser Tor. So ist es ja auch gekommen", erklärte Kapitän Krösche. Roger Schmidt selbst lobte seine Jungs: „Wir haben eine gewisse Reife auf dem Platz gezeigt. Die Situation hat uns beflügelt. Wir sind nicht durch den Druck verkrampft, sondern haben blitzsauber dieses Spiel durchgezogen und am Ende verdient gewonnen."

Von der Kulisse war Schmidt schwer beeindruckt: „In bin schon 20 Jahre hier in Paderborn, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Über 14 000 Paderborner haben uns angetrieben. Das beweist, dass hier in der Region etwas wächst.“ Die Fans lechzen nach der 1. Bundesliga. Ihre Performance während der 90 Minuten war fantastisch. Ein stimmungsvoller Vorgeschmack für das, was in einer Relegation noch möglich sein könnte.

Nächsten Sonntag das Spiel des Jahres für SCP

Nur 2000 Sympathisanten werden den SCP am nächsten Sonntag zur entscheidenden Begegnung am Millerntor begleiten. Die Kultstätte ist seit Wochen ausverkauft. Roger Schmidt: „Wir werden jede Sekunde dieses Spiels genießen.“ Kapitän Krösche: „Für uns wird es das Spiel des Jahres.“ Mehmet Kara: „Ich freue mich auf dieses große Finale.“

Stimmen zum Spiel 

Roger Schmidt (Trainer, SC Paderborn): „Jeder hat gesehen, dass es eine extrem schwierige Aufgabe war. Der FSV Frankfurt ist eine brandgefährliche Mannschaft mit sehr viel Stabilität in der Defensive. Uns war klar, dass wir Geduld aufbringen müssen und dass wir besser, souveräner und reifer agieren mussten als bei der Niederlage in Karlsruhe. Das hat die Mannschaft hervorragend gemacht. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr aufmerksam, sehr diszipliniert und hellwach agiert. Die Führung nach der Pause war wie eine Befreiung. Nur bei weiteren Chancen haben wir es versäumt, das Spiel frühzeitig für uns zu entscheiden. Dann hätten wir uns das Zittern am Schluss ersparen können als Frankfurt noch sehr gute Möglichkeiten besaß.“

Benno Möhlmann (Trainer, FSV Frankfurt): „Glückwunsch an den SC Paderborn und seinen Trainer. Ich habe ihm vor dem Spiel spaßig gesagt: Euch konnte man schon vor längerer Zeit zum Klassenerhalt gratulieren. Das haben ja auch nicht alle vor der Saison erwartet, dass der Ligaverbleib möglich ist für Paderborn. Und jetzt ist sogar die Relegation erreichbar. Das ist schön. Wir können uns mit dem FSV über die gute Rückserie freuen und den Liga-Erhalt einen Spieltag vor Saisonschluss. Die Jungs sind zufrieden und feiern. Der SCP kann sich vielleicht auch nochmal freuen – in drei Wochen über den Aufstieg in der Relegation.“

Nick Proschwitz (SC Paderborn): „Schade – Fürth hat nicht gegen Düsseldorf gewonnen. Nun müssen wir auf Schützenhilfe vom MSV Duisburg hoffen und uns noch nachträglich an die eigene Nase fassen, dass wir bei der Niederlage in Karlsruhe gepatzt haben. Wir wollen jetzt alles dafür tun, dass wir den Auswärtssieg am letzten Spieltag auf St. Pauli schaffen. Die gesamte Saison ist für uns jetzt schon ein Gewinn. Sie soll anständig zu Ende gehen.“

Markus Krösche (SC Paderborn): „Es wird jetzt ein heißer Tanz auf St. Pauli. Wir sind am letzten Spieltag immer noch auf Schlagdistanz zum dritten Platz. Vor der Saison hätte das niemand gedacht. Wir wurden als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt. Aus der Saison ist eine Serie der Superlative mit 61 Punkten geworden. Jetzt wollen wir sie mit einem Sieg in Hamburg krönen, um noch zwei Relegationsspiele zu haben.“

Mehmet Kara (SC Paderborn): „Natürlich haben wir mitbekommen, wenn die Fans ein Tor auf den anderen Plätzen gefeiert haben. So etwas motiviert. Was die Zuschauer an Unterstützung geleistet haben, ist einmalig. Kompliment an die Fans und die gesamte Mannschaft. Wir haben hinten in der Abwehr alles aufgeräumt und versucht den starken Frankfurtern so wenig Torchancen wie möglich zu bieten.“

Hartwig Sellmann

Teams und Tore 

SC Paderborn 07: Kruse, Alushi, Mohr, Wemmer, Proschwitz, Kara (85. Guié-Mien), Strohdiek, Bertels, Meha (73. Brandy), Krösche, Brückner (72. Rupp).

FSV Frankfurt: Klandt, Schlicke, Teixeira (71. Benyamina), Görlitz, Huber, Heitmeier (82. Chrisantus), Yun (71. Yelen), Micanski, Gaus, Stark, Gledson.

Tor:
1:0 (49.) Kara.

Gelbe Karten:
-SCP: Strohdiek
-FSV: Konrad

Schiedsrichter:
Christian Dingert (Lebecksmühle)

Zuschauer:
14.668.
Gelbe Karten:
-SCP: Strohdiek
-FSV: Konrad

Schiedsrichter:
Christian Dingert (Lebecksmühle)

Zuschauer:
14 668