Mönchengladbach. Borussia Dortmund hadert nach dem 1:1 in Gladbach vor allem mit Schiedsrichter-Entscheidungen – und tritt gerade auf der Stelle.

Lob bekam Tobias Stieler, der gefragteste Mann am Samstagabend im Borussia-Park, von Gladbacher Seite. „Er hat es wirklich sehr gut erklärt“, kommentierte Sportdirektor Roland Virkus dessen Auftritt. Auch Trainer Gerardo Seoane sah beim beim 1:1 (0:0) im Borussen-Duell zwischen Gladbach und Dortmund eine „insgesamt souveräne Leistung“ des Unparteiischen, der im Zusammenspiel mit Videoassistent Tobias Reichel drei kritische Situationen auflösen musste.

Szene 1: Als sich Ramy Bensebainis und Joe Scallys Laufwege kreuzten, trat BVB-Profi Bensebaini seinem Gegenspieler auf den Fuß (13.). Stieler ließ weiterlaufen, die Gladbacher hätte gerne einen Strafstoß-Pfiff gehört. „Wenn ich jemandem aus Versehen den Knöchel weghaue, kriege ich auch Rot, auch wenn es ein Unfall war“, klagte Stürmer Tim Kleindienst. Stieler sah es so: „Der Ball geht zur Ecke raus, das ist eine tote Zone. Der Gladbacher verlangsamt auch noch – und dann kommt es einfach zu einem unglücklichen Fußtreffer, einem Unfall.“

VAR-Debatte beim BVB: Zwischen Deja-vu und Frust

Szene 2: Nur zwei Minuten später prallte der Ball an den Arm des Dortmunders Serhou Guirassys Arm. Ein Deja-Vu für viele. Da war doch etwas? Ja, im EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien, als Marc Cucurella mit ausgestrecktem Arm die DFB-Führung verhinderte. Elfmeter gab es damals fälschlicherweise nicht. Später gab die Europäische Fußball-Union allerdings ihren Fehler zu. Beides sei nicht vergleichbar, befand Stieler. Der große Unterschied sei die Entfernung gewesen. „Und hier war es eine total kurze Distanz, sodass der Arm nicht unter totaler Spannung ist und wegschwingt.“ Selbst die Gladbacher waren sich uneinig. „Der Arm ist abgespreizt, er vergrößert die Körperfläche, verhindert einen klaren Schuss aufs Tor“, meinte Rocco Reitz. Kevin Stöger hatte derweil Verständnis, „weil die Hand ja auch irgendwo sein muss“.

Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund
Schiedsrichter Tobias Stieler stand beim Duell zwischen Gladbach und dem BVB im Fokus. © DPA Images | Federico Gambarini

Szene 3: Der Aufreger des Spiels in der 71. Minute. Pascal Groß und Tim Kleindienst beackerten sich während eines Freistoßes im Strafraum. Stieler ließ erst weiterlaufen, bat Video-Mann Reichel aber um dessen Einschätzung. Beide kamen dann zum Entschluss, doch Foulelfmeter zu geben. Stöger verwandelte vom Punkt zum Ausgleich. Sehr zum Ärger der Dortmunder. „Das ist für mich ein Wahnsinn, verrückt“, schimpfte Groß, einer der Betroffen. Der Mittelfeldspieler führte als Argument an, dass man auch Kleindiensts Körpereinsatz berücksichtigen müsse und Kleindienst wohl gar nicht mehr an den Ball gekommen wäre. Unterstützung erhielt er von Sportdirektor Sebastian Kehl: „Wenn wir in so einer Situation Elfmeter geben, dann haben wir zehn Elfmeter pro Spiel, die wir diskutieren können.“ Stieler rechtfertigte sich so: „Mir ist das Halten durchgegangen, das wurde entsprechend korrigiert“, sagte er. Auf Verdacht Elfmeter zu pfeifen, sei „in der heutigen Zeit ein bisschen schwierig“.

BVB bangt um Niklas Süle und Maximilian Beier

Am Ende stand dadurch ein Remis, mit dem die Gladbacher deutlich besser leben konnten als die Dortmunder. Der BVB, der durch Jamie Gittens‘ nächste feine Einzelleistung in Führung gegangen war (64.), wartet nun seit acht (!) Monaten auf einen Auswärtssieg in der Bundesliga. In Gladbach, wo es im April den letzten Erfolg in der Fremde gab, wirkten die Dortmunder zwar wieder stabil, gerieten kaum in Stresssituationen, ließen wenig zu. Andererseits fehlte es vorne an klar strukturierten Angriffen, Abläufen, Spielwitz. Erst in der Schlussphase hatte der BVB Chancen, die er jedoch nicht konsequent ausspielte.

Nur Gittens ist gerade ein Unterschiedsspieler. Viel Last für die schmalen Schultern des 20-Jährigen. Trotzdem befand Kehl: „Wir haben viele Dinge richtig gut gemacht. Mein Gefühl, dass wir eher zwei Punkte verloren haben, drückt das aus.“ Den nächsten Schritt nach vorne jedenfalls haben die Dortmunder nicht gemacht, es ist insbesondere auswärts eher ein Tippeln auf der Stelle. Dass bald schneller Meter gemacht werden, wirkt unwahrscheinlich. Zumal weiter Verletzungsprobleme den Klub beschäftigen: In Gladbach mussten Niklas Süle und Maximilian Beier verletzt raus. Bei Süle ist wohl erneut das Syndesmoseband betroffen.

firo :  07.12.2024,
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BVB-Verteidiger Niklas Süle hat sich erneut verletzt. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Sebastian El-Saqqa

Am Mittwoch steht zu Hause im Dortmunder Stadion das „Highlight-Spiel“ (Groß) in der Champions League gegen den FC Barcelona an. Dass in der kommenden Saison weitere dazukommen, der BVB erneut in der Königsklasse antreten darf, das alles ist kurz vor Weihnachten keine Selbstverständlichkeit. Aus Gründen, die nichts mit Schiedsrichter-Entscheidungen zu tun haben.

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