Bochum. Der VfL spielt seit Saisonbeginn gegen den Abstieg. Wolfsburg wollte in den Europapokal. Nun kommt es zum Keller-Duell.
Gegensätzlicher könnte es für den VfL Bochum und den VfL Wolfsburg dieser Tage kaum laufen. Wobei die Grundausstattung beider Bundesligisten schon ziemlich unterschiedlich ist. Hier der VfL Bochum, der den Abstiegskampf in der DNA hat und der auch in dieser Saison zeigt, dass er mehr eigentlich auch gar nicht kann und will. Da der VfL Wolfsburg, der einen Deutschen-Meister-Titel im Briefkopf hat und der im besten Fall in dieser Saison im oberen dritten der Tabelle hatte mitspielen wollen. Am 30. Spieltag treffen nun beide Teams aufeinander.
Dabei wird es spannend zu sehen sein, ob es wirklich ein Vorteil für die Bochumer ist, dass sie seit dem Wiederaufstieg über wirklich jede Trainingseinheit „Kämpfen, beißen, kratzen - unser Weg zum Klassenerhalt“ schreiben. Klar ist zumindest, dass die Wolfsburger für lange Zeit in dieser Saison andere Trainingsschwerpunkte gesetzt haben.
VfL Wolfsburg liegt nur einen Punkt vor dem VfL Bochum
Nun aber wird es für den VfL Wolfsburg im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga immer enger. „Das reicht nicht, um in der Liga zu bleiben. Nur Courage ist nicht genug“, sagte Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem 0:3 (0:1) bei seinem Ex-Club RB Leipzig.
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Der als Europapokal-Kandidat in die Saison gestartete VfL hat nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, weil vor allem der FSV Mainz 05 nach Monaten der sportlichen Stagnation so etwas wie eine Aufholjagd im Tabellenkeller gestartet hat. „Dass Bochum, Wolfsburg und Union jetzt natürlich nervös werden, das haben wir mit den Siegen, die wir eingefahren haben, geschafft“, sagte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt.
VfL Wolfsburg hat schon lange kein Heimspiel mehr gewonnen
Für den VfL Wolfsburg spricht, dass er seine sportliche Rettung weiter in der eigenen Hand hat. VfL Bochum am kommenden Samstag, Darmstadt 98 (4. Mai), Mainz 05 (18. Mai): In den letzten drei Heimspielen dieser jetzt schon völlig missratenen Saison trifft er jeweils auf einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf.
Allerdings hat Wolfsburg seit dem Hinspiel gegen Leipzig am 25. November kein Bundesliga-Heimspiel mehr gewonnen. Und das größte Problem ist ohnehin, ob eine für ganz andere Ziele zusammengestellte Mannschaft mit diesem nervlichen Druck zurecht kommt.
Sportdirektor Schindzielorz kennt den Abstiegskampf vom VfL Bochum
„Der Existenzkampf ist da, es ist brandgefährlich“, sagte Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, der lange für den nächsten Gegner Bochum gespielt und gearbeitet hat. Nach der Trennung von dem nun ehemaligen Wolfsburger und wohl künftigen Leipziger Sportchef Marcel Schäfer in der vergangenen Woche haben Schindzielorz und Trainer Hasenhüttl vorerst die sportliche Leitung beim VfL übernommen.
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Der überraschende Abschied von Schäfer, die monatelange Kritik an Ex-Trainer Niko Kovac, der Wechsel zu Hasenhüttl: Ständig ging es in Wolfsburg um Aspekte, die nichts mit der Mannschaft selbst zu tun hatten. Mittlerweile ist aber offensichtlich: Die Zusammenstellung des Kaders ist ein Teil des Problems.
VfL Bochum scheint die Spieler mit dem richtigen Nervenkostüm gefunden zu haben
Lovro Majer, Joakim Maehle, Vaclav Cerny, Tiago Tomas: Vier der fünf Wolfsburger Toptransfers dieser Saison saßen in Leipzig nur auf der Bank. Und Hasenhüttl sagte nur: „Ich kann garantieren, dass wir wissen, auf welche Spieler wir jetzt setzen müssen. Wir werden die Mannschaft auf den Platz bringen, die in der nächsten Woche in der Lage ist, dieses wichtige Heimspiel gegen Bochum zu gewinnen.“
Auch Heiko Butscher, Nachfolger des am Montag vergangener Woche freigestellten Thomas Letsch, scheint seine Spieler gefunden zu haben, denen er am ehesten das für den Abstiegskampf nötige Nervenkostüm zutraut. Wobei auch er, genau wie Letsch, betonte, dass er und damit der VfL Bochum, jeden Akteur brauche.
Beim VfL Bochum ist wieder Optimismus eingekehrt
In jedem Fall ist nach dem spät sicher gestellten 1:1 gegen Aufsteiger Heidenheim beim VfL Bochum Optimismus eingekehrt. Und das, obwohl der Vorsprung auf den Relegationsrang weiter geschmolzen ist. Durch den Mainzer Sieg gegen die TSG Hoffenheim hat der VfL Bochum nur noch einen Punkt Vorsprung vor Mainz.
Durch die Niederlage des 1. FC Köln beim FC Bayern wuchs dagegen der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz wieder auf fünf Punkte angewachsen. „Das Glas ist halbvoll“, sagte Butscher. „Wir stehen über dem Strich und haben alles in der eigenen Hand. Wir werden es am Ende schaffen“, so der 38-Jährige. Die Mannschaft sei intakt, sie lebe, setze die Inhalte um und sei nach dem Heidenheim-Spiel als moralischer Sieger vom Platz. gegangen.
Das bestätigte auch Keven Schlotterbeck, der Eigentor und Ausgleichs-Torschütze gegen Heidenheim in Personalunion. „Es tut sich was“, sagte er. Dazu beigetragen habe auch der Trainerwechsel. „Die Mannschaft ist enger zusammengerückt.“ Im Abstiegskampf und gerade gegen Wolfsburg kann das der entscheidende Vorteil sein.