Bochum. Der VfL Bochum schöpft nach dem Remis gegen Heidenheim neues Selbstvertrauen und will den VfL Wolfsburg in den Abstiegskampf hineinziehen.
Der Blick von Keven Schlotterbeck richtete sich am Samstagabend nach vorn. „Nächste Woche haben wir ein Big-Point-Spiel“, sagte der Innenverteidiger des VfL Bochum nach einem glücklichen 1:1 gegen den 1. FC Heidenheim. Am kommenden Samstag, da sei verlieren wieder einmal verboten, dann geht es gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky). Mit einem Erfolg in Niedersachsen könnte der VfL die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl in der Tabelle überholen und einen weiteren Klub so richtig in den Kampf um den Klassenerhalt hineinziehen.
Es ist die große Hoffnung der Bochumer: Je mehr Mannschaften mitmischen, desto größer ist die Chance, dass am Ende der dritte Klassenerhalt in Serie geschafft werden könnte. Allen ist klar: Bis zum letzten Spieltag muss gekämpft werden. Daran ändert auch der Trainerwechsel unter der Woche von Thomas Letsch auf Heiko Butscher wenig. Gegen Heidenheim holte Bochum zwar einen wichtigen Punkt, viel veränderte sich in der Spielweise allerdings nicht. Nach vorn blieben Takuma Asano und Co. wie schon in der gesamten Saison viel zu harmlos - und hinten kassierte die Mannschaft weiterhin kuriose Gegentreffer. Wie in der 80. Minute, als Schlotterbeck ins eigene Tor traf. „Hoher Ball, Anthony Losilla geht zum Kopfball, unterläuft. Ich will den Ball über das Stadiondach hauen, verfehle den Ball, treffe ihn mit der Schulter und der fällt genau so rein, dass gar keiner mehr hinkommt. Das ist das, was mich ärgert“, beschrieb er selbst den zwischenzeitlichen Nackenschlag.
VfL Bochum: Moralischer Sieger gegen Heidenheim
Doch anders als in den vergangenen Wochen, in denen der VfL selbst stets in den Schlussminuten noch Gegentore kassiert und somit Siege und Punktegewinne aus der Hand gegeben hatte, traf Bochum in der 90. Minute selbst. Und es passt zu dieser merkwürdigen VfL-Saison, dass es Schlotterbeck war, der nach einer Ecke von Kevin Stöger den Ball wuchtig ins Netz köpfte. Wie schon in der Hinrunde beim 2:2 erzielte der Leihspieler des SC Freiburg somit ein Doppelpack der besonderen Art. Ein Kuriosum, das zuvor nur Gladbachs Michael Klinkert in der Saison 1991/92 gelungen war. Für Schlotterbeck ein Deja-vu der ungemütlichen Sorte. „Ich habe ein reines gemischtes Gefühl“, sagte er. Er war zum einen gern im Boden versunken, zum anderen will er aber das positive Gefühl dieses Punktgewinns mitnehmen.
Als „moralischen Sieger“ sahen sie sich beim VfL am Samstagabend. Wenngleich bei Kapitän Anthony Losilla auch eine große Portion Enttäuschung mitschwang. „Normalerweise muss man so ein Spiel gewinnen“, sagte der Franzose. Aber was ist schon normal? Seit Mitte Februar, seit dem Sieg gegen den FC Bayern, ist der VfL Bochum sieglos, verlor fünf von sieben Spielen. Trainer Letsch musste Montag deshalb gehen. Nun, nach dem Remis gegen Heidenheim, herrscht aber wieder positive Stimmung rund um die Castroper Straße. Die Fans im Ruhrstadion standen ohnehin lautstark hinter ihrer Mannschaft, peitschten sie 90 Minuten nach vorn. Und das Team zahlte dieses Vertrauen mit Moral zurück. „Sie lebt, sie will - das ist die Botschaft“, sagte Butscher über seine Mannschaft.
Lettau sicher: „Schaffen es am Ende“
Auch deshalb ist offenbar wieder Optimismus eingekehrt, obwohl der Vorsprung auf den Relegationsrang weiter geschmolzen ist. Durch den Mainzer Sieg gegen die TSG Hoffenheim steht der VfL Bochum nur noch einen Punkt vor dem FSV. Immerhin: Der 1. FC Köln verlor beim FC Bayern - und der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz ist wieder auf fünf Punkte angewachsen. Dennoch müssten die Sorgen präsenter als zuvor sein. Zumindest theoretisch. „Das Glas ist halbvoll“, sagte Butscher. „Wir stehen über dem Strich und haben alles in der eigenen Hand. Wir werden es am Ende schaffen“, so der 38-Jährige. Was ihn da so zuversichtlich macht? „Die Mannschaft ist intakt, sie lebt, setzt die Inhalte um und geht heute als moralischer Sieger vom Platz.“
Ein Gefühl, das auch der tragische Held dieses Spieltags bestätigte. „Es tut sich was“, sagte Schlotterbeck. Dazu beigetragen habe auch der Trainerwechsel unter der Woche, obwohl unter Letsch „nicht alles schlecht war“, wie er sagte. Aber: „Die Mannschaft ist enger zusammengerückt.“ Das muss sich in den kommenden Wochen dann auf dem Platz zeigen. Und dafür gilt es eine Sache zu verbessern: die Abschlussqualität. Mit „Überzeugung, Training, Training, Training“, will Butscher das schaffen. Damit das Big-Point-Spiel in Wolfsburg auch eins für den VfL Bochum wird.