Essen. Die Mittel des Fußballs im Kampf gegen Wettbetrug bleiben beschränkt, alles andere ist Augenwischerei. Und dass der DFB aus dem "Fall Hoyzer" nichts gelernt hätte, eine unfaire Unterstellung.

Zwischen Verharmlosung und Hysterie liegt ein weites Feld. Aber es verdient, beackert zu werden. Soll heißen: Gerade in Zeiten, da Medien zunehmend zur Skandalisierung von Themen neigen, ist es umso wichtiger, Augenmaß zu bewahren – auch um den Preis des Vorwurfs, eine Sache herunterspielen zu wollen.

Dabei wird niemand die Gefahr leugnen, der sich der Fußball seit der ungehemmten Ausweitung des Wettmarktes ausgesetzt sieht. Die klassische Schiebung, die in den unteren Spielklassen einst den Begriff „Kotelett-Spiele” prägte und die 1971 den Bundesliga-Skandal auslöste, ist wenigstens berechenbar. Weil dahinter massive Vereinsinteressen stehen. Hinter Wettbetrug steckt jedoch die kriminelle Energie weltweit operierender Banden, die sich den Fußball als höchst profitablen Teil der Unterhaltungsindustrie zur Beute machen. Was es schwieriger macht, einer Manpulation auf die Spur zu kommen.

Bei der Bekämpfung organisierter Kriminalität ist jeder Sportverband – wer wollte da DFB-Chef Theo Zwanziger widersprechen? – allein ebenso überfordert wie der Einzelhandel im Kampf gegen Marken-Piraten oder Anti-Drogen-Hilfswerke bei der Eindämmung des Drogenhandels.

Die Mittel des Fußballs bleiben beschränkt, alles andere ist Augenwischerei. Und dass die Verantwortlichen aus dem „Fall Hoyzer” nichts gelernt hätten, eine unfaire Unterstellung. Die Anhebung der Schiedsrichter-Honorare, die kurzfristigeren Ansetzungen der Unparteiischen und die Zusammenarbeit mit Wettanbietern und der Justiz waren Schritte in die richtige Richtung. Dass mit der Einführung eines ebenfalls sinnvollen Frühwarnsystems übertriebene Hoffnungen geweckt wurden – geschenkt.

Bleibt die Dimension des aktuellen Skandals. Bisher sind weder Erstliga-Spiele – anders als 1971, als eine ganze Spielzeit verfälscht wurde – noch internationale Top-Duelle betroffen. Pikanterweise erweisen sich gerade die abstrus hohen Spielergehälter hier als größter Schutz vor Korruption.

Weil sich die Verantwortlichen glaubwürdig dem Problem stellen, besteht immerhin Hoffnung, dass es nicht die Frage ist, ob der Fußball, wie ihn weltweit Abermillionen lieben, am Ende noch derselbe ist. Sondern wieviel von dem Skandal übrig geblieben ist ...