Essen. Der Deutsche Fußball-Bund will die Schuldigen „sportrechtlich verurteilen”, wenn die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abgeschlossen sind. Bisher gibt es eine Task Force.

Im Jahr 2000 ging es dem Fußball in Deutschland gar nicht gut. Die Nationalelf hatte bei der EM einen Aufsehen erregenden Schwächeanfall erlitten, und weil sie am Boden lag, weil selbst die übliche Maßnahme der Verabschiedung des sportlich Verantwortlichen in Unehren keine Besserung zu bringen versprach, wurde sie gegründet: die Task Force, die schnelle Eingreiftruppe. Was genau der Gesprächskreis unter Führung von Karl-Heinz Rummenigge damals getan, gar bewirkt haben könnte, man erinnert sich daran weniger noch als an den Namen des geschassten Teamchefs der Nationalelf (Erich Ribbeck!). Klar ist aber: Der Begriff Task Force hat seitdem keinen besonders guten Klang. Wer nicht weiß, was er tun soll, wer mächtig und doch ohnmächtig ist, der ernennt sich selbst zum Gründervater einer „Taksfox”.

„Taksfox” stammt von Dittsche. Am Sonntagabend, am Abend, bevor der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) an die Öffentlichkeit getreten sind, um zu verkünden, dass sie auf den neuen Wettskandal im europäischen Fußball reagiert haben, hatte Olli Dittrich in seiner bekanntesten Rolle noch Spaß am Ulk mit der Task Force. Am Montag dann übernahm DFB-Chefjustiziar Jörg Englisch den Vorsitz eines siebenköpfigen Gremiums, das sich mit den aktuellen deutschen Fällen beschäftigen und für die Zukunft Präventivmaßnahmen ausarbeiten soll. Das Gremium wird Task Force genannt, und es ist schon jetzt offensichtlich, dass es auf der Basis der Überforderung tätig sein wird.

Kein Großreinemachen ohne Hilfe

Bei der gestrigen Pressekonferenz von DFB und DFL hat DFB-Präsident Doktor Theo Zwanziger bereits eingeräumt, dass von seinem Verband kein Großreinemachen ohne Hilfe zu erwarten sei: „Ohne die Unterstützung der Staatsanwaltschaft sind wir nicht in der Lage, den Sumpf aufzulösen.” Eine „konsequente sportrechtliche” Verurteilung kündigte Zwanziger zwar an, doch diese kann erst vorgenommen werden, wenn alle Fakten bekannt sind, wenn nicht Mutmaßungen und Verdächtigungen gegen Schiedsrichter, Spieler, Vereine die Diskussion anheizen, sondern kühl geklärt ist, wer sich schuldig gemacht hat und bestraft gehört.

Am Ende in der Lage zu sein, über die Schuldigen ein sauberes sportrechtliches Urteil zu fällen, dürfte das Einzige sein, was die nur im Fußball Gewaltigen tatsächlich zur Trockenlegung des Sumpfes beitragen können. Das „Frühwarnsystem”, das vor vier Jahren nach dem spektakulären Betrugsskandal mit dem ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer im Brennpunkt installiert wurde, soll ein bisschen funktioniert haben. Bei den vier Zweitligapartien, die momentan neben 28 niederklassigen Begegnungen im Fokus der deutschen Ermittler sind, wurden Auffälligkeiten jedoch nicht registriert. Und Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, ist überzeugt, dass auch weitere Feinjustierungen keine Sicherheit bieten werden: „Kein Verband der Welt, kein Frühwarnsystem der Welt kann organisierte Kriminalität, die Spiele manipulieren will, zu 100 Prozent aufdecken.”

Für den Mittwoch hat Europas Fußball-Union zum Krisengipfel im schweizerischen Nyon geladen. Funktionäre der mit der Flut von angeblich mehr als 200 manipulierten Spielen in Europa konfrontierten Verbände Belgiens, Kroatiens, Sloweniens, der Türkei, Ungarns, Bosniens, Österreich, der Schweiz und Deutschlands werden erwartet. Die Frage wird lauten: Was können wir tun, um den in seinem Image schon wieder geschädigten Fußball, um das Opfer zu schützen? Und die Antwort wird sein: Wir können in Zukunft noch intensiver beobachten. Wir können aktuell den ermittelnden Behörden zur Seite stehen. Und ansonsten: wenig.