Kairo. . Schon seit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat Ägyptens Geschäft mit dem Urlaub erheblich gelitten, vor allem der Kulturtourismus nach Kairo sowie in die alten pharaonischen Städte Luxor und Assuan brach total ein. In Tunesien sieht es ähnlich schlecht aus.

Im Schatten der Pyramiden hocken ein paar Andenkenhändler und trinken Tee. Der Parkplatz vor den Kassenhäuschen ist verwaist. In der Ferne flimmert das Häusermeer von Kairo in der Sommerhitze. Wo sich einst die Busse mit Touristen drängelten, um das letzte noch existierende antike Weltwunder zu bestaunen, herrscht gähnende Leere. „So schlimm wie jetzt war es noch nie, wir beten zu Allah, dass er uns die guten alten Tage zurückbringt“, sagt einer der Händler.

Schon seit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat Ägyptens Geschäft mit dem Urlaub erheblich gelitten, vor allem der Kulturtourismus nach Kairo sowie in die alten pharaonischen Städte Luxor und Assuan brach total ein. Doch seit dem Sturz von Mohammed Mursi durch das Militär ist die Lage der Branche noch prekärer geworden.

Reiseunternehmen sagen Touren mangels Interesse ab

Zahlreiche westliche Länder, darunter auch Österreich und Deutschland, haben ihre Reisewarnungen verschärft und fast auf das ganze Land ausgedehnt. Selbst die Besucher von Stränden am Roten Meer werden jetzt zu erhöhter Vorsicht gemahnt, sehr zum Verdruss der Reiseunternehmen. Denn immer mehr Touren müssen abgesagt werden, fast alle Veranstalter bieten kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen für Kairo, Oberägypten und Nilkreuzfahrten an.

Auch interessant

Ähnlich düster ist die Lage auch in Tunesien, dem anderen großen Ferienland des Arabischen Frühlings. Vor 2011 lebten hier gut zehn Prozent der Bevölkerung vom Tourismus. Doch seit den Dauerturbulenzen nach dem Ende der Diktatur von Ben Ali sind Einnahmen und Besucherzahlen von einst sieben Millionen um ein Drittel gefallen. Zehntausende Fremdenführer, Hotelangestellte oder Busfahrer haben ihre Arbeit verloren oder sahen ihre Gehälter drastisch gekürzt.

Sturz von Mursi lässt Besucherzahlen einbrechen

14 Millionen Urlauber lockte Ägypten am Ende von Mubaraks Herrschaft zu Stränden am Roten Meer, auf den Sinai sowie zu den Pyramiden und Tempeln am Nil. Mit dem Fall des Langzeit-Pharaos ging auch die Urlaubslust zu Boden. 2012 kehrten rund zehn Millionen Urlauber zurück, darunter vor allem Russen, Briten und 1,2 Millionen Deutsche. 2013 verlief ebenfalls zunächst recht ordentlich – von Januar bis Juni reisten 5,7 Millionen Touristen in den bevölkerungsreichsten arabischen Staat.

Auch interessant

Nach dem Sturz von Mursi durch die Armee am 3. Juli jedoch brachen die Besucherzahlen nach Angaben von Tourismusminister Hisham Zaazou dann ein. Flüge nach Kairo wurden gestrichen, andere Maschinen landeten nur noch halbvoll. Gründe dafür sind nicht nur die politisch motivierte Gewalt auf den Straßen, sondern auch die aufgeheizte Rhetorik der neuen Machthaber, die pauschal das gesamte Lager der Mursi-Anhänger als Terroristen denunzieren.

Zaazou kündigte an, zu westlichen Botschaftern in Kairo Kontakt aufzunehmen und zu bitten, ihre „übertriebenen“ Reisewarnungen „realistischer zu formulieren“. Es gebe zahlreiche Ferienorte in Ägypten, die in sicherer Entfernung zu den Konfliktzentren Kairo und Alexandria lägen.