Sanaa. Vor dem Hintergrund aktueller Terrorwarnungen haben die USA ihre Bürger dringend aufgefordert, den Jemen sofort zu verlassen. Gleiches gelte wegen der “extrem hohen Bedrohung“ für alle Mitarbeiter im Staatsdienst vor Ort, die nicht unbedingt für Notdienste benötigt würden, teilte das US-Außenministerium am Dienstag mit. Es herrsche große Sorge vor Anschlägen auf US-Niederlassungen, Unternehmen und westliche Einrichtungen, hieß es weiter.
Die USA haben am Dienstag ihre Bürger im Jemen aufgefordert, das Land unverzüglich zu verlassen. Als Grund wurde auf der Internetseite des US-Außenministeriums die andauernde Gefahr von Anschlägen angeführt. Auch alle Botschaftsangehörigen, die nicht zur Aufrechterhaltung eines Notbetriebes nötig seien, sollten das Land auf der arabischen Halbinsel verlassen.
Nach Warnungen der USA haben mehrere westliche Staaten ihre Botschaften im Jemen bis auf weiteres geschlossen, darunter auch Deutschland. Hintergrund sind nach einem Bericht der "New York Times" abgefangene Nachrichten zwischen dem neuen Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri und Nasser al-Wuhaischi, der die Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) führt.
Drohnenangriff verschärft Sicherheitslage im Jemen
Die Sicherheitslage im Jemen wurde am Dienstag durch einen Drohnenangriff verschärft, bei dem nach amtlichen Angaben mindestens vier mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer getötet wurden. Im Jemen hat es wiederholt US-Drohnenangriffe auf Ziele der Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) gegeben, die als einer der aggressivsten Ableger der Extremistenorganisation gilt. Die USA unterstützen auch die jemenitische Regierung mit Geld und logistischer Hilfe im Kampf gegen die Extremisten.
Die deutsche Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa bleibt wegen Terrorgefahr bis auf weiteres geschlossen. Das habe Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verfügt, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Dienstag in Berlin. Der Grund für diesen mit wichtigen Partnern ergriffenen Schritt sei eine weiterhin kritische Einschätzung der Sicherheitslage. Am Montag hatte es noch geheißen, die diplomatische Vertretung in Sanaa solle am heutigen Dienstag wieder die normale Arbeit aufnehmen.
US-Nachrichtendienste hatten nach Angaben von Washingtoner Regierungsbeamten geheime Kommunikation zwischen führenden Mitgliedern des Terrornetzwerkes Al-Kaida abgefangen. Darin sei es um Terroranschläge auf amerikanische Einrichtungen gegangen. Die USA lassen aus Sorge vor einem Terroranschlag 19 US-Botschaften und Konsulate in dieser Woche geschlossen.
In Terror-Telefonat soll es um "etwas Großes" gegangen sein
Die vorübergehende Schließung der US-Botschaften in vielen Ländern der islamischen Welt und die Reisewarnung des US-Außenministeriums sind nach Medienberichten auf ein abgehörtes Telefonat zurückzuführen. Wie die "Los Angeles Times" und der Sender CBS News am Montagabend (Ortszeit) übereinstimmend unter Berufung auf Regierungsbeamte berichteten, sei ein Telefonat zwischen Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri und seinem Regionalleiter im Jemen, Nasser al-Wahischi, abgehört worden.
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In diesem Gespräch habe Al-Wahischi den Befehl erhalten, vom vergangenen Sonntag an Angriffe gegen US-Einrichtungen zu führen. Es sei um "etwas Großes" gegangen, berichtete CBS. "Jetzt wird überlegt, ob die Al-Kaida ihren Angriff verschoben oder nur ein anderes Ziel ausgewählt hat", wurde der US-Abgeordnete Adam B. Schiff zitiert. "Ich glaube, sie (die Geheimdienstleute) wissen nicht mit Sicherheit, wo oder wann die Angriffe erfolgen könnten."
19 US-Botschaften und -Konsulate sollen noch die ganze Woche geschlossen bleiben. Schon am Freitag hatten die USA eine weltweite Reisewarnung für ihre Bürger herausgegeben. Das Auswärtige Amt rief die deutschen Botschaften in der arabischen Welt für die nächsten Tage zu erhöhter Wachsamkeit auf. (afp/dpa)