Düsseldorf. Man darf sich so ein ESC-Finale durchaus als riesige Homosexuellen-Party vorstellen. Das weiß auch Michael Sonneck, Vorsitzender des Eurovision Clubs Germany. Im Vorfeld seiner Reise nach Baku warnt er allerdings: “Homosexualität sollte man dort wohl nicht unbedingt offen ausleben.“
Wenn es um den Eurovision Song Contest (ESC) geht, kennt Michael Sonneck keine Angst. Selbst wenn dafür die Reise nach Baku führt, in die Hauptstadt Aserbaidschans, für die der deutsche Buchhandel keinen Stadtführer parat hat. "Jetzt lesen wir halt, was in den Medien steht", sagt Dr. Sonneck, der im bürgerlichen Leben Internist ist und seine Freizeit dem Vorsitz des Eurovision Club Germany widmet.
In rund drei Monaten wollen bis zu 140 Vereinsmitglieder zum ESC-Finale am 26. Mai nach Baku fliegen, sagt Sonneck, der den exotischen Trip organisiert. "So spät dran wie diesmal waren wir noch nie", klingt der 55-jährige im dapd-Gespräch etwas nervös, "Tickets gibt es wohl erst ab dem 28. Februar".
Riesige Homosexuellen-Party
"Aber die Halle steht ja auch erst seit Januar fest", sagt Sonneck, der seit 2001 bei jedem Finale dabei war. "Wir von den organisierten Fanclubs kriegen separate Tickets." Allerdings weiß selbst der Vereinsvorsitzende noch nicht, wie viele und zu welchem Preis.
Man darf sich so ein ESC-Finale durchaus als Freak-Treffen oder riesige Homosexuellen-Party vorstellen. Schon für die Proben und Halbfinals in den Tagen zuvor sind üblicherweise mehrere tausend Fans aus dem breiten Reigen der Teilnehmerländer angereist. An schrillen Kostümen und Gestalten mangelt es dann kaum. Das wird auch in Baku nicht anders sein.
Chancen auf die Top-Ten
"Kiew, Moskau, Belgrad - das waren schon Reiseziele, auf die ich sonst nie gekommen wäre", sagt Sonneck, für den nach dem ESC schon wieder vor dem ESC bedeutet. Diesmal also Baku. "Die politische Situation in Aserbaidschan" beschäftigt ihn durchaus, "die muss man wohl hinterfragen". Dem rohstoffreichen Land am Kaspischen Meer werden von Menschenrechtsorganisationen große Defizite in Sachen Pressefreiheit und Demokratieverständnis vorgeworfen.
"Homosexualität sollte man dort wohl auch nicht unbedingt offen ausleben", hat Sonneck herausgekriegt: "Ich kann das nicht einschätzen, glaube aber, dass beim ESC keine konkrete Gefahr droht." Er beschäftigt sich unterdessen schon mit ersten Prognosen: "Roman hat eine gute Chance auf die Top Ten, von dem bin ich ziemlich angetan."
2011 hatten Ell & Nikki in Düsseldorf, wo Sonneck seine Arztpraxis betreibt, einigermaßen überraschend den 46. Jahrgang des traditionsreichen Songwettbewerbs gewonnen und damit den ESC erstmals nach Aserbaidschan geholt. Deshalb führt für Sonneck und seine Vereinskollegen die Reise diesmal in den Kaukasus, "angeblich kriegen wir die Visa direkt am Flughafen". (dapd-nrw)