Köln.. Stefan Raabs Rückzug vom ESC wirft Fragen auf. Kein Wunder, dass nach seinem Rückzug wilde Verschwörungstheorien blühen. Aber: Ist stark behauptet schon halb bewiesen?
Der Rückzug von Stefan Raab – geht er, weil er den Erfolg des ESC in Düsseldorf nicht mehr toppen kann? Oder zieht er sich zurück als die sprichwörtlich beleidigte Lederwurst?
Raabs Sicht der Dinge: „Das Eurovision-Song-Contest-Finale 2011 in Deutschland war der absolute Höhepunkt meiner ESC-Karriere. Ich habe mich entschlossen, die künstlerische und inhaltliche Verantwortung für die deutsche Teilnahme weiterzugeben. Ich werde künftig also nicht mehr als Moderator, Juryvorsitzender, Komponist oder musikalischer Produzent mitwirken.“ So ließ sich der Entertainer vom Kölner Branchendienst „kress.de“ zitieren.
Rache für Opdenhövels Wechsel?
Der Berliner „Tagesspiegel“ brachte eine weitere Lesart ins Spiel. Sie hängt mit dem Wechsel von ProSiebens Matthias Opdenhövel zum Ersten zusammen. Der gebürtige Detmolder war bisher Raabs bester Mann. Raab und Opdenhövel – sie ergänzten sich bei „Schlag den Raab“ mit perfekter Rollenaufteilung wie Bud Spencer und Terence Hill in ungezählten Italo-Western. Gerade weil sie sich schlugen, waren sie unschlagbar. Der „Tagesspiegel“ interpretiert Raabs Paukenschlag als Rache am Ersten.
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber widerspricht der Spekulation deutlich: „Der Rückzug von Stefan Raab hat mit dem Wechsel von Matthias Opdenhövel zur ,Sportschau’ nichts zu tun.“
ARD-Unterhaltungskoordinator Schreiber: Entscheidung lange vorbereitet
Schreiber sagte im Gespräch mit „DerWesten.de“ weiter, die Entscheidung sei von langer Hand vorbereitet worden: „Wir (Stefan Raab und ich; Red.) haben darüber gesprochen, dass es klug ist, im nächsten Jahr mit einem anderen Jury-Präsidenten zusammenzuarbeiten, der auch das Album produziert. Uns geht es dabei darum, die Marke deutscher Vorentscheid zum ESC weiterzuentwickeln. Andernfalls würden wir uns schnell den Vorwurf einhandeln, wir wiederholen uns ein, der deutsche Vorentscheid zum ESC werde langweilig.“
Schreiber geht es nach eigenem Bekunden darum, „namhafte Künstler für den deutschen Vorentscheid zum ESC zu interessieren“. Voraussetzung sei, dass sie „die Glaubwürdigkeit haben, um vielleicht auch Lieder zu schreiben und ein Album zu produzieren“. Ein Weg könnte Schreiber zufolge auch sein, „Plattenfirmen davon zu überzeugen, dass sich eine Teilnahme am ESC lohnt und es sich deshalb auch lohnt, in die sorgfältige Produktion eines Albums zu investieren“.
Siegel sieht Entscheidung als cleveren PR-Coup
Schreiber betonte, ARD, ProSieben und Raabs Produktionsfirma Brainpool seien „bei der Suche nach jungen Talenten an Nachhaltigkeit interessiert, so wie bei Lena. Sie kann Ihren Weg so fortsetzen, wie sie das möchte. Auch als Sängerin, wenn sie das mag.“
Und was sagt Raabs alter Widersacher Ralph Siegel dazu? "Mister Grand Prix" glaubt, Raab wolle "in jedem Fall weiter die Kontrolle" über die Sendung behalten. Die Gespräche mit der ARD seien bereits eingeleitet. Es werde nicht mehr diskutiert, ob es gemeinsam, sondern nur noch wie es gemeinsam weitergehe. Siegel: "Clever war Raab ja schon immer - wäre auch ein Wunder, wenn er wirklich aussteigen würde, aber so ist es wieder nur eine Schlagzeile und sonst eigentlich keine Veränderung. Bravo Stefan!"
Ob der PR-Coup wirklich so clever war wie dargestellt, ist die Frage. Frank Sinatra erklärte einst, der Sänger sei entscheidend, nicht der Song. Das lässt ohne Weiteres aufs Fernsehen übertragen: Der Moderator ist entscheidend, nicht die Show. Wetten, dass..?