Essen. Deutschland TV-Vorzeige-Traumschiff, die “Deutschland“, fährt in rauer See. 2009 mussten die Erbinnen der Deilmann-Reederei Insolvenz anmelden und fast alle Anteile verkaufen. Nun haben die Schwestern ein Buch geschrieben, in dem sie eine Breitseite gegen die Männer in der Branche abfeuern.
Sie setzt Träume und Fernweh ins Bild, bannt Millionen von Zuschauern vor den Bildschirmen: die „Deutschland“ der Reederei Deilmann. Doch das „Traumschiff“ fährt noch immer durch Sturmtief-Ausläufer, seit Gisa und Hedda Deilmann, die das traditionsreiche Unternehmen von ihrem verstorbenen Vater übernommen hatten, 2009 Insolvenz anmelden mussten. Die Münchener Finanzholding Aurelius sprang ein und kaufte 95 Prozent der Anteile.
Nun droht auch noch, in rauer See schmutzige Wäsche gewaschen zu werden: Die Schwestern haben ein Buch geschrieben, das im Februar erscheint. „Die wahre Geschichte vom Traumschiff“ – da braut sich etwas zusammen. In einer von Männern dominierten Welt hätten sie keine Chance gehabt, heißt es in der Kurzbeschreibung zum Buch, aus dem die Financial Times Deutschland vorab zitiert.
Nachdem die Flusskreuzfahrtsparte 2009 in Schieflage gerät, kündigen die Hausbanken die Dispositionskredite per Brief. „Und wir haben kein Geld.“ Die Insolvenz, gegen die die Deilmanns sich gestemmt hätten, wird beschlossen, in ihrem Sog gerät auch das Traumschiff „Deutschland“ in Seenot.
Aurelius übernimmt. Zusagen des Investors seien aber nicht eingehalten worden: Statt eines 24,9 prozentigen Anteils seien nur fünf Prozent der Reederei im Besitz der Schwestern verblieben, statt eines Arbeitsvertrages über fünf Jahre hätten die Deilmanns nur einen Vertrag über ein Jahr bekommen.
Aurelius-Vorstand Markus tritt Vorwürfen entgegen
Wenig später seien Gisa und Hedda von Aurelius-Vorstand Dirk Markus unsanft vor die Tür gesetzt worden.
Der tritt den Vorwürfen in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland entgegen. Der deutlich kleinere Anteil von nur fünf Prozent an der Reederei für die Schwestern sei einem zusätzlichen Cashbedarf für das Unternehmen von zehn Millionen Euro geschuldet gewesen, was sich erst im Laufe der Verhandlungen herausgestellt habe. Und: Ihr Arbeitsverhalten sei „kein Vorbild“ für die Deilmann-Mitarbeiter, das konsequente Handeln durch Aurelius eine Notwendigkeit gewesen.
„Die Reederei Deilmann war damals in einer sehr ernsten Situation“, so Markus gegenüber der FTD. An das Trennungsgespräch will sich Markus nicht erinnern können, das hätte nicht er sondern die neue Geschäftsführung geführt. Zu der auch Konstantin Bissias gehört, er dürfte ebenfalls nicht erfreut sein über das Werk von Gisa und Hedda.
Man werde das Buch aufmerksam lesen, hatte er angekündigt. Bissias will sich aber derzeit gegenüber dem Reise Journal nicht äußern. „Wir sind sicher, dass sich unsere Gäste davon nicht beeinflussen lassen“, betonte eine Pressesprecherin nur. „Sie genießen die ,Deutschland’ wegen ihrer hohen Qualität und der wunderbaren Reiseerlebnisse.“ Und auf jedes Tief folgt ja auch wieder ein Hoch.