Kreuzfahrten: Wie die Reederei Transocean auf Fluss und Meer zu alter Stärke zurückfinden will. Geschäftsführer Stefan Mathias im Gespräch.

Mit einem neuen Finanzgeber im Rücken steuert die Reederei Transocean nach überstandener Insolvenz wieder in ruhigeres Fahrwasser. Trotzdem gilt es, den entstandenen Vertrauensverlust bei Passagieren und Vertriebspartnern so schnell wie möglich wieder auszugleichen. Wir sprachen mit Geschäftsführer Stefan Mathias über den Neustart von Transocean Kreuzfahrten.

Die Reise geht weiter, aber noch sind bestimmt nicht alle Wunden verheilt. Wie ist der Stand der Dinge gut vier Monate nach der Neugründung des Unternehmens?

Mathias: Wir haben harte Wochen hinter uns, aber ab sofort blicken wir sehr zuversichtlich in die Zukunft. Unser junges Team hat fantastische Arbeit geleistet. Wir stechen am 1. Juni mit unserem umfassend modernisiertem Hochseeschiff „Astor" wieder in See. Und im Flussbereich konnten wir die Flotte sogar noch verjüngen und auf acht Schiffe erweitern.

Wie weitreichend ist die Frischzellenkur, die der "Astor" bevorsteht?

Mathias: Wir investieren gut 15 Mio. Euro in die Verschönerung unseres Klassikers. Sämtliche Kabinen werden mit modernen TV-Geräten und Minibar ausgestattet und auch sonst neu gestaltet und eingerichtet. Unsere Außensuiten erhalten sogar bodentiefe Fenster und die drei größten Luxussuiten private Verandas. Zudem können wir unseren Wellness-Bereich neu gestalten und die beliebte „Hanse-Bar" künftig mit Außenbereich anbieten.

Sie kündigen außerdem ein Buffet-Restaurant an. Steht der „Astor" etwa ein Strategiewechsel bevor?

Mathias: Im Gegenteil. Wir wollen unseren individuellen und deutschsprachigen Service frei nach dem Motto „Höchst persönlich" künftig noch stärker in den Focus stellen. Das neue Buffet-Restaurant ist lediglich ein zusätzlicher Service für die Passagiere, die sich statt eines servierten Menüs ihr Essen ohne feste Tischzeit am Buffet selbst zusammen stellen möchten.

Am 30. November begibt sich die "Astor" wieder auf Weltreise. Welche Ziele stehen in Zukunft auf dem Plan?

Mathias: Wir werden auch künftig verstärkt die Häfen anlaufen, die von den Mega-Linern auf Grund ihrer Größe überhaupt nicht mehr angesteuert werden können. Unsere Gäste dürfen sich daher mehr denn je auf ungewöhnliche Ziele freuen, die nicht auf den gängigen Fahrplänen stehen. Im Winter 2011 zieht es uns etwa nach Südamerika.

Sie suchen also künftig ihr Heil in der Nische?

Mathias: Wir können und wollen keine Reisen für 500 Euro die Woche anbieten. Doch dafür garantieren wir mit der „Astor" eine sehr individuelle und anspruchsvolle Form der Kreuzfahrt. Unsere überschaubare Größe mit maximal 578 Gästen pro Reise ist in der heutigen Zeit des Massentourismus auf hoher See schon fast ein Alleinstellungsmerkmal. Bei uns wird der Gast noch mit Namen angesprochen. Das Schiff selbst können wir nach dem Werftaufenthalt wieder guten Gewissens als 4-Sterne-Produkt positionieren.

Ist ein Schwesterschiff der „Astor" vorstellbar?

Mathias: Aktuell und auch mittelfristig ist dies nicht geplant. Zunächst werden wir den Beweis antreten, dass die „Astor" wirtschaftlich erfolgreich eingesetzt wird. Transocean wird dafür im Bereich der Flusskreuzfahrten expandieren und einen größeren Anteil der Umsätze mit Flussreisen erwirtschaften.

Welche Schiffe haben Sie hier für Ihre Gäste im Angebot?

Mathias: 2010 decken wir mit acht Schiffen die Fahrtgebiete Rhein, Main, Donau, Rhone, Elbe, Oder und Wolga ab.

Zudem haben Sie zwei prominente Neuzugänge erhalten...

Mathias: Richtig, von unserer Muttergesellschaft Premicon durften wir die „Premicon Queen" übernehmen, das wohl luxuriöseste Flussschiff Europas. Außerdem fährt die renommierte „Mozart", die zuvor von Deilmann betrieben wurde, jetzt für uns.

Darüber hinaus haben Sie gerade eine große Kooperation mit der TUI angekündigt. Was verbirgt sich dahinter?

Mathias: 2010 findet man alle Transocean-Flussreisen in dem neuen TUI-Katalog „Flussreisen Special" und somit in über 8000 Reisebüros. Für 2011 zeichnet sich ein noch intensiveres Engagement der TUI im Flusskreuzfahrtensegment ab: es wird nicht nur die drei derzeit in Bau befindlichen TwinCruiser, sondern aller Voraussicht nach auch die Luxusschiffe „Premicon Queen" und „Mozart" exklusiv als TUI-Schiffe geben. Mit dieser Zwei-Marken-Strategie können TUI und Transocean noch stärker und mit klarerer Positionierung auf dem Wachstumsmarkt Flussreisen auftreten.