Reiseveranstalter TUI steigt massiv in das Geschäft mit Flusskreuzfahrten ein. Neues Schiff „TUI Sonata” in Köln getauft
Nicht nur der Markt für Hochseereisen, auch das Geschäft mit Flusskreuzfahrten ist seit Monaten mächtig in Bewegung. Nachdem Nicko Tours durch die Übernahme mehrerer Deilmann-Schiffe quasi über Nacht zum deutschen Marktführer aufgestiegen ist, will auch der Reisekonzern TUI massiv auf Europas Flüssen expandieren. Sechs schwimmende Hotels mit 526 Kabinen und einer Kapazität von 1052 Passagieren werden ab der nächsten Sommersaison auf Rhein, Main, Donau und Mosel für den Reiseveranstalter unterwegs sein. Das entspricht einer Versechsfachung des heutigen Angebots. Entsprechend wurde die gestrige Taufe der „TUI Sonata” in Köln als ein wichtiger Meilenstein der Flussoffensive gefeiert. Aber der Reihe nach.
2008 stellt die TUI mit der „Maxima” ihr erstes Flussschiff vor, welches seitdem im TUI Design und mit TUI Qualitätskriterien auf der Donau unterwegs ist. Trotz des großen TUI-Vertriebsnetzes füllen sich die Kabinen der „Maxima” nur sehr mühsam. Die TUI sieht sich mit dem Markteintritt aber durchaus im Plan: Denn die Gäste, die das Konzept im Rahmen einer Flussreise tatsächlich erlebt haben, gehen mit einer enorm hohen Zufriedenheit wieder von Bord.
Zwei Jahre später übernimmt die TUI im Zuge der Transocean-Insolvenz für einige Monate den Vertrieb sämtlicher Transocean-Flussschiffe. Schnell stellt sich heraus, dass sich das Portfolio der bunt gemischten Flotte nur schwerlich unter dem Dach des Reisekonzerns vermarkten lässt. Die TUI zieht die Notbremse und beendet die Kooperation.
Und trotzdem hat die Zusammenarbeit für TUI einen positiven Effekt. Der Reiseveranstalter kann sich nämlich die Rosinen aus der Transocean-Flotte herauspicken und übernimmt fortan genau die Schiffe, die zur eigenen Produktlinie passen. Das Luxusschiff „Premicon Queen” und das Fünf-Sterne-Schiff „Mozart” schaffen den Sprung, sie tauchen jetzt im neuen TUI Katalog „FlussGenuss” auf, der seit einem Monat in den Reisebüros ausliegt.
Mit der gestrigen Taufe des Neubaus zündet die TUI nun die nächste Stufe ihres Expansionsfeuerwerks. Denn die „Sonata” erhält bereits im Frühjahr 2011 zwei baugleiche Schwestern, die dann als „TUI Allegra” und „TUI Melodia” ebenfalls auf Flussreisen gehen und allesamt nach dem TwinCruiser-Prinzip gefertigt sind. Bei dieser neuartigen Konstruktion ist die Antriebseinheit vom Fahrgastschiff getrennt, was Lärm und Vibrationen von den Gästen fernhält.
Insgesamt bietet der Schiffstyp (135 Meter lang, 11,40 Meter breit) auf vier Decks Platz für 188 Passagiere. Die 94 Kabinen sind zwischen 12 und 15 Quadratmeter groß und überwiegend mit französischem Balkon sowie einem Bad mit Tageslicht ausgestattet. Ein Restaurant auf zwei Ebenen, das Wiener Café, eine Vinothek sowie eine Wellness-Lounge mit Whirlpool und Saunarium runden das Angebot ab.
Wie die „Maxima” werden die Neubauten im Viereinhalb-Sterne-Segment positioniert. An Bord soll eine moderne und leichte Atmosphäre herrschen, die auch ein jüngeres Publikum ansprechen soll. Anders als beim Konkurrenten A-rosa Flussreisen gibt es aber kein Selbstbedienungsrestaurant, zudem wird dem Thema Wellness nicht die oberste Priorität eingeräumt. Andreas Casdorff, der als Produktmanager bei der TUI die Flusssparte verantwortet, ist jedenfalls von der Offensive überzeugt: „Mit unseren eigenen Schiffen können wir uns ganz klar vom Wettbewerb abgrenzen, neue Maßstäbe setzen und unsere Erfolgsgeschichte mit schwimmenden TUI Hotels fortsetzen.”
Dazu sei es aber wichtig, der Urlaubsform Flusskreuzfahrt das altbackene Image zu nehmen. „Eine Flussreise ist nicht nur Sissi-Romantik im Walzertakt”, bringt es TUI-Deutschland-Chef Dr. Volker Böttcher auf den Punkt. Das müsse man vermitteln. Gelinge dies, dann habe der Flussreisemarkt auch bei jungen Urlaubern großes Potenzial. Böttcher: „Zwar sind an Bord noch verstärkt ältere Semester anzutreffen, aber es zeichnet sich bereits eine Verjüngung der Zielgruppe ab.”