Essen. . Der Radschnellweg ist möglich! Der RVR präsentierte am Freitag in Essen eine Fülle von Argumenten für die geplante Radautobahn entlang der A 40. Aber noch ist unklar, woher die 183,7 Millionen Euro kommen sollen - und ob die Stadt, die sich bislang quer stellt, doch noch mit ins Boot kommt.
Von Hamm bis Duisburg auf dem Fahrrad? Auf einem vier Meter breiten, geteerten Weg samt Beleuchtung entlang der B1 und der A40? Stau- und kreuzungsfrei? Und daneben noch zwei Meter Platz für Fußgänger?
Es klingt natürlich noch zu schön, um wahr zu sein, aber Martin Tönnes, Planungsmann beim Regionalverband Ruhr, lässt sich an diesem Morgen in seiner Begeisterung nicht bremsen: „Die wichtigste Nachricht ist doch erstmal, dass der Radschnellweg Ruhr mit den vorgeschriebenen Qualitätsstandards des Landes machbar ist“, sagt er und tippt auf eine immerhin 330 Seiten starke Studie, die auch dem Berliner Verkehrsminister einen Zuschuss wert war.
Für den Großteil der Streckegibt’s schon die Infrastruktur
Papiere kennt man im Ruhrgebiet und vor allem auch Papierkörbe. Doch vor der Tat liegt nun einmal das Wort, und Tönnes dreht bei der Vorstellung der Studie in der Essener RVR-Zentrale den Hahn für eine Springflut von Zahlen auf. Das sind die wichtigsten:
- 183,7 Millionen Euro kostet die 101 Kilometer lange Strecke, die überwiegend auf alten Bahntrassen und vorhandenen Wegen verläuft und zehn Zentren, vier Universitäten und 18 Fachhochschulen verbindet. Das Teure, so Tönnes, seien „Ingenieurbauwerke“ – also Brücken. 92 Prozent läuft auf bestehender Infrastruktur. 7,7 Kilometer seien neu zu bauen.
- Die potenzielle Nachfrage sei gewaltig: 1,8 Millionen Einwohner lebten im Einzugsbereich, darunter 430 000 Erwerbstätige und 150 000 Studenten.
- Um bis zu 400 000 Pkw-Kilometer täglich würde der Straßenverkehr entlastet. Und: 160 000 Tonnen Kohlendioxid weniger würden daher in die Atmosphäre geblasen.
- Der gesamtwirtschaftliche Nutzen sei deutlich höher als die Kosten, haben die Autoren der Studie errechnet: 4,8-mal so hoch.
Ein Wert, der wichtig wird, wenn es ums Geld geht. Katherina Reiche, Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, und am Freitag zu Besuch beim RVR, lobte das Projekt artig als „wertvollen Beitrag“, signalisierte aber bereits, dass der Bund ausschließlich an Bundes- und Wasserstraßen Radwege bauen darf. Das beträfe nur ein Stück entlang der B1. Den Rest müssten Land und Städte stemmen. Wo die Unterhaltskosten von geplant 3,3 Millionen Euro im Jahr hängen bleiben, ist ebenfalls offen. Tönnes: „Da muss erstmal die Trägerschaft geklärt werden.“
Dortmund tritt noch auf die Bremse
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) hatte schon im April 2012 Gegenwehr signalisiert. SPD und CDU hatten den Schnellweg mit Blick auf eigene Radprojekte in der größten Revierstadt erst einmal abgelehnt. In Zeiten angespannter Kassenlagen sei es „nicht vermittelbar“, wenn allein der Dortmunder Abschnitt 37 Millionen Euro verschlingen werde, rechnete Sierau damals vor.
RVR-Chefin Karola Geiß-Netthöfel glaubt, dass Dortmund sich nicht querstellen werde, falls alle anderen mitmachten. Ob das mehr als das gern zitierte Pfeifen im Wald ist, sollen Gespräche in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Für Martin Tönnes ist jedenfalls klar: „Alle müssen sich hinter diese faszinierende Idee stellen, damit es klappt.“ Eine abgespeckte Version ohne Dortmund? „Gibt es nicht!“