Wie Bergbau-Experten gegen das Bahn-Chaos in Essen kämpfen
•
Lesezeit: 2 Minuten
Essen. . Peter Horgrebe und sein Team von der Arnsberger Bezirgsregierung werden gerufen, wenn vergessene Bergschächte das Revier in Atem halten - so wie jetzt am Essener Hauptbbahnhof. Und er sieht keine Alternative als die einsturzgefährdeten Flöze mit Beton zu verfüllen - und den Verkehr zu sperren.
Es gibt angenehmere Jobs, als Ende November an der herbstlich frischen Luft nach Hohlräumen unter Tage suchen zu müssen. Montagnachmittag waten die Experten der Arnsberger Bezirksregierung durch den Schlamm neben den Gleisen.
Der Hauptbahnhof ist nur wenige Meter entfernt, Bohrgeräte röhren, Autos rauschen vorbei – die Männer in den orangen Warnwesten müssen gegen den Lärm anschreien. „Technisch“, sagt Peter Hogrebe, „ist das, was wir hier machen, nichts Besonderes. Aber der öffentliche Druck ist groß.“
Die Experten für die vergessenenen Schächte
Hogrebe ist der Mann, der das große Bahn-Chaos im Ruhrgebiet wieder in Ordnung bringen soll. Bei der Bezirksregierung ist er der Chef für Altbergbau, ein schlanker 54-Jähriger mit kurzem grauem Haar und dunklen, dichten Augenbrauen.
Wenn vergessene Bergbauschächte das Revier in Atem halten, müssen Hogrebe und seine Männer ran: Als in Mülheim vor zwei Jahren die U-Bahnhaltestelle Mühlenfeld blockiert war, wurden sie genauso gerufen wie letztes Jahr, als die A45 bei Dortmund wegen eines Tagesbruchs wochenlang gesperrt wurde. Zu der Truppe gehören Bergbauingenieure, Geologen und Gutachter.
Nun also sind sie in Essen. Mehrere hundert Kubikmeter Hohlräume hat das Team bereits aufgespürt, einige der einsturzgefährdeten Flöze sind schon mit Flüssigbeton verfüllt. Die Männer arbeiten rund um die Uhr. Ein baldiges Ende des Zug-Zirkus’ ist dennoch nicht in Sicht. „Wenn’s so bleibt wie jetzt, werden wir noch bis Ende Dezember brauchen“, so Hogrebe. Bis dahin werden die Fernzüge weiter umgeleitet und S-Bahnen nur im Schneckentempo in den Bahnhof einfahren.
Leidgeprüfte Pendler können wohl die Mobilitätsgarantie nutzen: Hat die Bahn mehr als 20 Minuten Verspätung und besteht keine alternative Verbindung, darf der Fahrgast einen ICE nutzen oder ein Taxi nehmen. Beträgt die Verspätung mindestens eine Stunde, kann der Fahrgast gemäß den EU-Fahrgastrechten 25 Prozent erstattet bekommen.
Ist all’ das nicht ein bisschen viel Vorsicht aus Angst vor einem Stollen, der ja immerhin seit 150 Jahren nicht eingestürzt ist? Peter Hogrebe hat für solche Diskussionen nichts übrig: „Die Bahn geht auf Nummer sicher – und zwar zurecht.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.