Düsseldorf/Frankfurt. . Während auf dem Frankfurter Flughafen die Passagiere nicht weiter kamen, lief in Düsseldorf das meiste nach Plan. „Wir haben es uns nicht ausgesucht, dass es so weit kommen musste“, beteuert Gewerkschafts-Chef Baublies, der weiter kämpfen will: gegen den Einsatz von Leiharbeitern, gegen Lohnkürzungen.

Es startet die Boeing Bad Mergentheim, es wird gelandet aus Basel und Birmingham, die Dinslaken wird geputzt. Die Lufthansa ist in der Luft an diesem Freitag über Düsseldorf, wie es sich gehört, und falls jemand daran zweifelt, dann nur, weil mal wieder wer ein Gerücht gestreut hat: „Chicago soll nicht gehen!“ Denn der Flug über den Teich sei „bestückt“ mit Personal aus Frankfurt, und in Frankfurt wird gestreikt.

„Viel mehr, als wir erwartet hatten“, jubelt dort deshalb der Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft „Ufo“, Nicoley Baublies. Tatsächlich breitet sich das Durcheinander vom deutschen Drehkreuz nur sehr langsam aus. Jeden vierten Flieger, behauptet die Lufthansa am frühen Morgen, werde man „nur“ streichen müssen, sie hatte das ein bisschen planen können, weil schon am Abend bekannt wurde: Der erste Streiktag würde Frankfurt treffen.

Man hört die Menschen schimpfen

Um fünf Uhr treten die ersten Stewardessen in den Ausstand, am späten Vormittag aber ist die Liste der annullierten LH-Flüge auf bald drei Seiten und über 200 Verbindungen angewachsen. Münster, München, Marseille, man beschränkt sich zunächst auf die Mittelstrecken, später fallen auch die großen Reisen aus, Tripoli, Seattle, Philadelphia, und aus Boston oder Beirut kommt nichts mehr an. Dabei hatte eine Familie aus Frankreich für den Heimweg aus Kapstadt eigens Lufthansa gebucht, weil „Air France so häufig streikt“. Aber nun: französische Verhältnisse! Zwischenzeitlich reichen die Schlangen vor den Schaltern bis ins nächste Terminal, und auf dem Flugfeld stauen sich die Maschinen auch anderer Airlines.

Entsprechend hört man die Menschen schimpfen: dass es immer die treffe, „die nichts dafür können“ – und zahle man nicht schließlich mit den Ticket-Preisen auch das Gehalt der Flugbegleiter? „Wir haben es uns nicht ausgesucht, dass es so weit kommen musste“, beteuert dagegen Gewerkschafts-Chef Baublies, der weiter kämpfen will: gegen den Einsatz von Leiharbeitern, gegen Lohnkürzungen.

In Düsseldorf wird nicht geschimpft. Da checken Reisende mit Anzug und kleinen, schwarzen Koffern so routiniert und gelassen ein wie solche in kurzen Hosen und großen, bunten Koffern etwas aufgeregt. Streik? „Betrifft uns nicht.“ Und wenn schon, sagt eine Frau aus Remscheid: „Dann wären wir eben wieder nach Hause gefahren.“ Nur für Familien mit Kindern sei so ein Zwangsstopp sicher schwierig – wie für die Fünf aus Neuwied auf dem Weg nach Nizza zu einer Hochzeit.

Der Flug um 10.20 Uhr wäre ohnehin nicht mehr voll gewesen

Aber auch ihr Flieger fliegt, und so sehen die Wartenden vorbei eilende Flugbegleiter in den Firmenfarben Blau und Gelb allenfalls schief an: Ob die wohl arbeiten? Streikbrecher etwa? Nordrhein-Westfalen hat gut lachen, eine einzige Verbindung aus und nach Frankfurt fällt aus, und der 10.20-Uhr-Flug wäre ohnehin nicht einmal halb voll gewesen: Die meisten Passagiere hatten in weiser Voraussicht rechtzeitig umgebucht oder auf Lufthansa-Kosten die Bahn genommen.

Bis Freitagabend wollte Ufo diese ersten acht Stunden Streik auswerten. Und dann entscheiden, ob, wie und wo er weitergeht: vielleicht auch in Düsseldorf.

Im Fall des Falles: Kostenlos umbuchen oder stornieren:

Auf der Internet-Seite www.lufthansa.com können Sie kurzfristig sehen, ob ihr Flieger geht oder Sie bereits umgebucht sind.

Auf Inlandsflüge gebuchte Passagiere können die Züge der Deutschen Bahn nutzen, die dafür eigens zusätzliche Wagen bereitstellen will. Das Ticket kann dazu online umgewandelt werden. Oder Sie kaufen eine Bahnkarte – die sollte aber nicht teurer sein als das Flugticket. Dann übernimmt Lufthansa die Differenz nämlich nicht, weil Streiks als „höhere Gewalt“ gelten.

Passagiere, deren Flug gestrichen wurde, können ihr Ticket auch kostenfrei umbuchen oder stornieren (gilt zunächst für Flüge bis Montag, 3. September). Das neue Reisedatum muss vor dem 30. November 2012 liegen, Start- und Zielpunkt können nicht verändert werden.