Essen. . Offenbar gibt es im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Nationalsozialistischen Untergrund eine SPur, die nach NRW führt. Ein Helfer der Organisation soll erst nach Hürth nahe Köln, später dann nach Düsseldorf gezogen sein.
Aus dem Helfernetz des rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) führt nach Recherchen dieser Zeitung eine Spur nach Nordrhein-Westfalen. Wie aus einem Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz hervorgeht, zog einer der zeitweise wichtigsten Unterstützer des NSU, der Aktivist des „Thüringer Heimatschutzes“ Carsten S., im Jahr 2003 aus Ostdeutschland nach Hürth bei Köln und später nach Düsseldorf. Zuvor hatte er das untergetauchte Terrortrio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt mit Geld und logistischer Hilfe unterstützt. Das Trio hat aus Rassenhass mindestens neun Migranten und eine Polizistin erschossen.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes war Carsten S. zusammen mit dem bereits im November inhaftierten Ralf Wohlleben zumindest in den Jahren 1999 und 2000 „maßgebliche Kontaktperson“ der untergetauchten NSU-Mitglieder. Zudem soll Carsten S. die Terroristen mit Geld versorgt und nach einem Unterschlupf gesucht haben.
S. Lebt heute in Düsseldorf
Laut Verfassungsschutz stieg Carsten S. später angeblich aus der rechten Szene aus. Im August 2003 zog er nach Hürth bei Köln und am 1. Dezember 2003 nach Düsseldorf. Es heißt, in NRW seien keine Aktivitäten von Carsten S. zu verzeichnen gewesen. S. lebt heute im Raum Düsseldorf und geht einer Beratungstätigkeit im sozialen Bereich nach. Gegenüber der WAZ-Mediengruppe wollte sich S. nicht über seine Tätigkeit für den NSU äußern.
Der erste Anschlag in Nordrhein-Westfalen soll nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft auf ein deutsch-iranisches Lebensmittelgeschäft im Januar 2001 ausgeführt worden sein. Im Jahr 2004 folgte dann das Nagelbombenattentat auf die Kölner Keupstraße, bei dem 22 Menschen verletzt wurden. In Dortmund töteten die Rechtsterroristen am 4. April 2006 einen Kioskbesitzer. Ein Jahr später endete die Mordserie nach heutigen Erkenntnissen.
Im Gespräch mit der WAZ hatten Verfassungsschützer gesagt, für die Vorbereitung der Anschläge in NRW hätten die Terroristen Unterstützer gebraucht, denen sie aus einer gemeinsamen Zeit im ostdeutschen Untergrund vertrauen konnten. Es würde nach einer solchen personellen Verbindung gesucht. Zur Rolle von Carsten S. wollen sich heute weder der NRW-Verfassungsschutz noch das Innenministerium äußern. Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen äußerte sich auch die Bundesanwaltschaft nicht.
Ausstieg aus politischen Aktionen
Die Terroristen schätzten zunächst die Untergrundarbeit von Carsten S.. Er galt als „gut und korrekt“, notierte der Verfassungsschutz. Zudem war er Chef der „Jungen Nationaldemokraten“, des Jugendverbands der NPD.
Später kam es allerdings angeblich zu einem Zerwürfnis, weil der Rechtsextremist Wohlleben kritisierte, dass Carsten S. mit einem Außenstehenden über die Kontakte zu den untergetauchten Terroristen gesprochen habe.
Trotz allem hielt Carsten S. bis mindestens Ende April 2000 Kontakt zu den Abgetauchten. Im zweiten Halbjahr 2000 kündigt er dann aber an, sich nicht mehr an politischen Aktionen beteiligen zu wollen.