Bochum. Deutschlands mithin bekanntester Schwerverbrecher muss erneut vor Gericht. Wegen sieben Gramm Heroin wird dem Gladbecker Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner ab 11. August in Bochum unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gemacht. Sein Anwalt hält das alles für eine Farce.
„Ich halte den ganzen Prozess für eine Farce”, sagte Rechtsanwalt August Vordemberge aus Gelsenkirchen am Mittwoch auf Anfrage der WAZ-Mediengruppe.
Rösner sitzt wegen des Gladbecker Geiseldramas 1988, bei dem zwei Geiseln und ein Polizist starben, in Bochum eine lebenslange Haftstrafe ab. Frühestens 2016 kommt er frei. Zudem droht die spätere Sicherungsverwahrung. Weil er jetzt schon 21 Jahre eingesperrt ist und noch mindestens sieben Jahre vor sich hat, will sein Anwalt, dass das Verfahren wegen des Heroins eingestellt wird. Er war im vergangenen März bei einer Routinekontrolle in seiner Zelle gefunden worden.
Häftlinge sollen keine Narrenfreiheit haben
Rösner selbst fühlt sich unangemessen verfolgt. Die Staatsanwälte indes verfolgen Straftaten in der Haft auch deshalb, weil vor allem Langzeithäftlinge nicht meinen sollen, sie hätten jetzt Narrenfreiheit, weil sie ja ohnehin noch lange inhaftiert seien.
Der Prozess am nächsten Dienstag vor dem Bochumer Schöffengericht soll massiv abgesichert werden. Vordemberge: „Wenn ich sehe, was da für ein Rad gedreht wird an Sicherheitsvorkehrungen mit entsprechender Kostenfolge, kann ich nur den Kopf schütteln.” Er hatte im damaligen Prozess (109 Sitzungstage) bereits Rösners Ex-Geliebte und -Komplizin verteidigt. Sie bekam damals neun Jahre Haft.