Bochum. Dem Gladbecker Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner (52) droht jetzt wegen des Heroinfundes in seiner Bochumer Einzelzelle ein weiterer Strafprozess. Diesmal in Bochum. Nach dem Gesetz drohen Rösner damit bis zu fünf Jahre Haft.
Wie der Bochumer Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert am Freitag auf Anfrage der WAZ sagte, sei ein Ermittlungsverfahren gegen Rösner eingeleitet worden. Wegen Besitzes von sieben Gramm Heroin und auch wegen Verdachts, damit in der "Krümmede" (so heißt die JVA Bochum im Volksmund) gehandelt zu haben.
Bis zu fünf Jahre Haft möglich
Rösner drohe im Grundsatz eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft, sagte Kuhnert. Das hänge aber auch vom Wirkstoffgehalt des Heroins ab, und der sei im Gefängnis meist sehr niedrig, weil das Rauschgift dort wohl stark gestreckt würde und somit qualitativ schlecht sei. Folglich sind fünf Jahre Haft äußerst unwahrscheinlich.
Sollte Rösner zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden, würde sich seine verbleibende Mindesthaftzeit - bis 27. Februar 2016 - entsprechend verlängern. Und anschließend wartet noch die außer "lebenslänglich" verhängte Sicherungsverwahrung, die aber auch auf Bewährung erlassen werden könnte. Darüber entscheidet aber die Strafjustiz in Essen, wo Rösner wegen Mordes beim Geiseldrama 1988 verurteilt worden war.
"Keiner sagt, wo er es herhat"
Das Heroin war am 25. März gegen 22 Uhr bei einer Routinekontrolle gefunden worden. Wie das Zeug ins Gefängnis geschmuggelt wurde, weiß Kuhnert nicht. "Das kriegt man nicht raus", sagte er. "Keiner sagt, wo er es herhat." Bisher ist Rösner aber noch nicht von der Staatsanwaltschaft vernommen worden. Er selbst will das Heroin nur für eine dritte Person portioniert und nicht selbst gedealt haben. Auf dem Drogenmarkt in Freiheit kostet ein Gramm Heroin zwischen 30 und 40 Euro.
"Drogenfunde in der JVA leider nicht selten"
Das Ermittlungsverfahren gegen Häftling Rösner ist kein Einzelfall. Kuhnert: "Drogenfunde in der JVA sind nicht an der Tagesordnung, aber leider auch nicht selten."
Gnadengesuch abgelehnt
Rösners damaliger Mittäter Dieter Degowski (52) sitzt noch bis mindestens 2013 im Gefängnis, in der JVA Werl. Erst vor einigen Wochen war ein Gnadengesuch von ihm abgelehnt worden. Sein Anwalt wurde mit den Worten zitiert: „Degowksi war immer der kleine Hühnerdieb. Rösner war der Macher.”