Bochum. Der Gladbecker Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner hat wieder Ärger mit der Strafjustiz: Der 52-Jährige wurde in seiner Einzelzelle in der Justizvollzugsanstalt Bochum mit Heroin erwischt. Anstaltsleiter Henning Köster bestätigte den Fund. Der Fall liegt nun bei der Staatsanwaltschaft.
Der Gladbecker Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner (52) hat wieder Ärger mit der Strafjustiz: In seiner Einzelzelle in der JVA Bochum wurden sieben Gramm Heroin gefunden, wie Anstaltsleiter Henning Köster am Donnerstag der WAZ bestätigte. Das früheste Entlassungsdatum für den Mörder Rösner - 27. Februar 2016 - könnte sich damit weiter nach hinten verschieben. Der Fall liegt jetzt bei der Staatsanwaltschaft.
„Er saß am Tisch und portionierte Heroin”
Das Rauschgift hatten Vollzugsbeamte am späten Abend des 25. März bei einer Routinekontrolle in seiner Zelle gefunden. „Er saß am Tisch und portionierte Heroin”, berichtet Köster. Rösner habe erzählt, das Zeug in der Freistunde von einem namentlich nicht genannten Mann erhalten zu haben, damit er es für ihn portioniere. Nachher habe er das Heroin zurückgeben sollen. Die Version nimmt ihm Köster aber nicht ab. Nach der Razzia wurde bei Rösner auch ein Drogentest gemacht. Ergebnis: positiv.
Rösner musste zwei Wochen in eine Arrestzelle
Rösner hat für die Sache schon zwei Wochen im Arrest verbüßen müssen. Er wurde in eine Zelle verbracht, in der nur Bett, Tisch und Stuhl stehen. Sonst keine Gebrauchsgegenstände, nur Hygieneartikel. Je nach Religion liegt in diesen Arrestzellen aber eine Bibel oder ein Koran. Außerdem wurde Rösner für vier Wochen die Arbeit in der Druckerei in der JVA verboten.
Gerücht um Ausbruchsversuch
Der Schwerverbrecher war wegen des Geiseldramas 1988 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Erst brummte er in Düsseldorf, seit Juni 2004 dann in der Bochumer „Krümmede”. Wegen der dortigen Arbeitsmöglichkeit. In der ersten Jahreshälfte 2008 war er vorübergehend in der JVA Wuppertal untergebracht. Grund: Es gab Gerüchte, dass Rösner einen Ausbruch plane, wie Köster sagte. Dafür gab es später aber keine hinreichenden Beweise, so dass der bekannte Häftling nach Bochum zurückkam.
"Er kann sich weitgehend normal bewegen"
In der „Krümmede” war Rösner bisher nicht sonderlich aufgefallen, sagte Köster. „Er kann sich weitgehend normal bewegen. Er geht zur Arbeit und zur Freistunde.” Auch das Sportangebot dürfe er wahrnehmen. Er sei zwar „nicht kontaktscheu, aber auch nicht ausgesprochen kontaktfreudig”. Viermal im Monat darf er für je eine Stunde Besuch bekommen. Meistens käme Rösners Schwester, sagt Köster.
Über ein Drittel der Häftlinge als süchtig eingestuft
Drogen im Knast sind ein dauerhaftes Problem. Die JVA Bochum hat im vergangenen Jahr 390 der insgesamt 720 Gefangenen als drogen- oder alkoholsüchtig eingestuft. Das heißt aber nicht, dass diese 390 alle in der Haft auch konsumieren. Denn im Jahr 2007 waren von 1278 Einzeltests innerhalb eines halben Jahres nur 96 positiv ausgefallen. Wobei sich 64 Häftlinge zu diesen Tests nicht bereiterklärt hätten, wie es hieß.
"Gefängnis Spiegelbild der Außenwelt"
Eine Untersuchung des NRW-Justizministeriums vom Oktober 2008 ergab, dass von allen fast 18 000 Häftlingen in NRW 36,2 Prozent drogensüchtig seien, sagte Ministeriumssprecher Ulrich Hermanski der WAZ. Er widerspricht aber der weitläufigen Annahme, dass es leichter sei, im Knast an Drogen zu kommen, als in der Freiheit. „Gefängnis ist irgendwo ein Spiegelbild der Außenwelt”, sagte er. Man könne einfach nicht alle Quellen fürs Einschmuggeln komplett trocken legen.
Sicherungsverwahrung ab 2016 möglich
Für Rösner war seinerzeit vom Gericht außer „lebenslänglich” auch die gefürchtete Sicherungsverwahrung angeordnet worden - ein unbefristetes Wegsperren wegen seiner Gefährlichkeit. Diese Haftmaßnahme wäre ab dem frühesten Entlassungsdatum 2016 möglich. Es ist aber nicht zwingend, dass diese Maßregel auch vollstreckt wird. Das hängt auch von guter Führung ab. Da macht sich die Sache mit dem Heroin jetzt äußerst schlecht.
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