Ruhrgebiet. Ein klimaneutrales Ruhrgebiet 2045 ist das Ziel der Initiative „Klimafit Ruhr“. Sie will vor allem informieren. Was sie fördert und fordert.

Das solare Förderprogramm ist noch halbgar und unfertig, es hat auch gar keine großen Summen im Angebot. Aber als es in Unna plötzlich in der Zeitung stand, „da bekamen wir sofort 20 bis 30 Mails“, sagt Sandro Wiggerich, der 1. Beigeordnete der Stadt. Was beweist: Wollen würden die Leute die alternative Energie schon - und sei es aus dem niederen Grund, dass es sich rechnet. Wenn’s der guten Sache dient.

Unna ist eine der wenigen Städte in der Region, die Wallboxen, PV-Anlagen und Balkonkraftwerke fördert; die Stadt ist mit mehreren anderen Revierstädten vor allem aus den Kreisen am Mittwoch in Essen offiziell in die Initiative „Klimafit Ruhr“ aufgenommen werden. Dazu gehören schon etliche hiesige Kommunen und Kreisverwaltungen, der Regionalverband RVR und Organisationen des Handwerks. „Klimafit“ hat selbst kaum Geld, aber dafür ein großes Ziel: dass das Ruhrgebiet klimaneutral wird bis 2045.

Nur fünf Prozent der geeigneten Dächer tragen eine Solaranlage

In der Solarsiedlung Sonnenhof in Gelsenkirchen sind die Häuser entsprechend gerüstet.
In der Solarsiedlung Sonnenhof in Gelsenkirchen sind die Häuser entsprechend gerüstet. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

„Nur gemeinsam können wir die Emissionen weiter senken“, sagt die RVR-Beigeordnete Nina Frense. Es komme darauf an, Kommunen, Kunden und Handwerk zu vernetzen. Nach dem RVR-Solardachkataster sind von den 2,6 Millionen Dächern im Ruhrgebiet 1,2 Millionen geeignet für Photovoltaik - aber nur 58.000 haben bisher eine solche Anlage. Ein Dach von 20 also. Würden alle Dächer Solarenergie gewinnen, läge das Einsparpotenzial bei sechs Millionen Tonnen CO2, wie es heißt.

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Und so besteht das „sinnvolle Produkt“ (Nina Frense) von „Klimafit“ vor allem darin, dass Bürger sich informieren können. Auf www.klimafit.ruhr etwa können Hausbesitzer und -besitzerinnen herausfinden, ob sich ihr Dach für Photovoltaik eignet. Dort gibt es auch Antworten auf viele Fragen der energetischen Sanierung. Außerdem will die Initiative weitere Online-Informationsreihen aufstellen, aber auch in Präsenz beraten. Bisher habe man rund 10.000 Menschen mit einem solchen Angebot erreicht.

Rundgänge, um zu erkennen, wo die Energie aus einem Haus entweicht

Oder mit Thermografie-Spaziergängen, das sind diese Rundgänge, auf denen die Teilnehmer durch Wärmekameras sehen können, wo aus einem Haus die Energie entweicht (und was man sinnvollerweise unternehmen sollte, damit das endlich aufhört).

Durch Corona und den Ukraine-Krieg habe „die Frage einen großen Schub bekommen, wie ich Einfluss auf meine Energiekosten nehmen kann“, sagt Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, zuständig auch für das westliche Ruhrgebiet. In einem bis anderthalb Jahren gebe es auch keine Nachschub-Probleme für Solarpanele mehr: „Es werden in Europa enorme Kapazitäten aufgebaut.“

„Es ist gar nicht so wichtig, wie hoch die Förderung ist“

Nina Frense, die zuständige Beigeordnete (Umwelt und Grüne Infrastruktur) beim Regionalverband Ruhr.
Nina Frense, die zuständige Beigeordnete (Umwelt und Grüne Infrastruktur) beim Regionalverband Ruhr. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Bei Ein- und Zwei-Familien-Häusern sehe man deutlich, dass sie photovoltaisch aufrüsten, sagt der Bürgermeister von Witten, Lars König (CDU) - Witten gehört nun auch zu „Klimafit“. „Kopfschmerzen“ machten ihm allerdings die Mehrfamilienhäuser, für die man „einen Weg finden muss, dass das Thema auch dort ankommt“, so König. Bei Wohnungskonzernen, Genossenschaften und Eigentümergemeinschaften, die auch mal langsamer und strittiger agieren als ein einzelner Hausbesitzer für sein eines, eigenes Dach.

Am Ende bleibt am Mittwoch der Ruf nach Fördermitteln, er richtet sich entschlossen an die Bundes- und die Landesregierung, also an andere. Dabei komme es fast mehr auf das Symbol an, meint Axel Fuhrmann, der Handwerkskammer-Geschäftsführer: „Es ist gar nicht so wichtig, wie hoch die Förderung ist. Wenn nur gesagt wird: Das Geld gibt es, und das gibt es für x Jahre.“ Das größte Hindernis für einen zügigeren Ausbau sei „die Unsicherheit“.