Fulda. In zehn Jahren wird die erste Welle von Batteriemüll aus Elektroautos erwartet. Das Recycling der Akkus ist schwierig. Forscher haben eine Idee.

Schon in wenigen Jahren müssen ausgediente Akkus von Millionen Elektroautos entsorgt werden. Kobalt, Lithium, Nickel und Kupfer aus den Lithium-Ionen-Batterien sind kostbare Rohstoffe und werden für den geplanten Hochlauf der Elektromobilität dringend benötigt. Doch das Recycling der Akkus ist schwierig und teuer – und steckt zudem noch in den Kinderschuhen: Nur ein Bruchteil der in zehn Jahren erwarteten eine Million Tonnen an Batterien könnte aktuell recycelt werden, stellt etwa die Fraunhofer-Gesellschaft fest.

Autoindustrie, Stromversorger und Forscher haben jedoch eine Alternative zum Recycling im Blick: Ausgediente Akkus von Elektroautos sollen als Stromspeicher ein zweites Leben erhalten. Die Hochschule Fulda hat nun gemeinsam mit dem Stromversorger OsthessenNetz aus gebrauchten Akkus einen Batteriespeicher entwickelt, der in ländlichen Gebieten als Schnellladesäule E-Autos aufladen und das Netz entlasten kann.

Alte Akkus können noch große Mengen Strom speichern

Das Team um Projektleiter Professor Ulf Schwalbe von der Hochschule Fulda nutzt dabei die Restkapazität ausgedienter Batterien von E-Autos, die noch immer 85 Prozent der ursprünglichen Strommenge oder mehr speichern könnten, teilte die Hochschule mit. Als eine Art Puffer soll ein Second-Life-Batteriespeicher Energie speichern, wenn besonders viel davon im Stromnetz verfügbar ist und sie dann wieder abgeben, wenn es erforderlich ist – etwa, wenn ein E-Auto geladen werden soll.

Auch interessant

An dem Prototyp, der in Fulda in Betrieb gegangen ist, können laut Mitteilung Elektrofahrzeuge mit einer Ladeleistung von 150 kW geladen werden – eine typische Wallbox in der heimischen Garage leistet 11 kW. An einem solchen Schnelllader kann der Akku mancher E-Autos statt innerhalb von Stunden in wenigen Minuten aufgeladen werden.

„Batteriespeicher sind gut geeignet, um die starken Auswirkungen auf die Netze abzumildern, die sich durch fluktuierende Einspeisung von Sonnen- und Windkraftanlagen auf der einen und durch kurzfristig hohen Leistungsbedarf, etwa durch Ladeparks auf der anderen Seite ergeben“, sagte Sven Kunkel, Projektverantwortlicher des Netzbetreibers Osthessennetz. Das System könne auch als Zwischenspeicher für eine Photovoltaikanlage dienen.

Laut Forschern kann der Batteriespeicher schon jetzt an Autobahnraststätten und Tankstellen ohne ausreichenden Netzanschluss eingesetzt werden. Aber auch Einkaufszentren oder Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen könnten das System nutzen, um überschüssige Energie als Ladestrom anzubieten.

Die Lücken in der Ladeinfrastruktur gelten als eines der größten Probleme im Ausbau der Elektromobilität. Aktuell fehlen in Deutschland Tausende Schnellladesäulen – insbesondere in ländlichen Gebieten. Die Fuldaer Forscher geben an, dass das Speichersystem aus gebrauchten E-Akkus bis zu einer Kapazität von einer Megawattstunde und bis zu 400 kW Ladeleistung je Ladepunkt ausgebaut werden kann. Damit könne der Einfluss von großen Ladeparks an Autobahnen auf das Stromnetz abgefedert werden.

Die Hersteller von Elektrofahrzeugen geben bis auf wenige Ausnahmen eine Akkugarantie von acht Jahren und 160.000 Kilometer Laufleistung. Der ADAC hat die Versprechen in ersten Langzeit-Tests nachgeprüft und gibt auf dieser Seite Informationen zu Lebensdauer und Garantie.