Oberhausen. Sonnenenergie ist eine günstige und klimafreundliche Chance, Strom zu erzeugen. Doch beim Kauf der Photovoltaik-Anlage muss man einiges beachten.

Strom aus Sonnenenergie ist für Privatleute eine günstige und klimafreundliche Möglichkeit, ihr Elektroauto zu laden oder ihren Kühlschrank mit Strom zu versorgen. Das Interesse bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ist groß, erfährt Martina Zbick, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW in Oberhausen, bei ihrem täglichen Beratungseinsatz. Doch damit, die Photovoltaikanlage auf dem Dach oder Balkon anzubringen, ist es nicht getan. Es kursieren Infos und Tipps, die sich im Alltag als Irrtum herausstellen. Die vier häufigsten Irrtümer hat Zbick zusammengefasst.

Irrtum 1: Mit einer PV-Anlage ist man unabhängig vom Stromanbieter

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Eine PV-Anlage kann immer nur einen Teil der Stromversorgung eines Haushalts übernehmen. „Man spricht hier vom Autarkiegrad, der zwischen 25 und 90 Prozent liegen kann“, erklärt Martina Zbick. Abhängig ist dieser Grad davon, ob ein Speicher vorhanden und wie hoch der Stromverbrauch ist. Insbesondere in den Wintermonaten produzieren Solaranlagen viel zu wenig Strom, um einen ganzen Haushalt zu versorgen. Einen Teil des Stroms müssen Besitzerinnen und Besitzer von PV-Anlagen also immer aus dem Netz zukaufen.

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Irrtum 2: Ein Batteriespeicher bietet einen finanziellen Vorteil

Martina Zbick ist Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale in Oberhausen.
Martina Zbick ist Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Eine Photovoltaik-Anlage lohnt sich finanziell auch ohne Speicher. Auf den ersten Blick erscheine ein Stromspeicher vielleicht sinnvoll, sagt Martina Zbick. Schließlich muss, wenn der selbst erzeugte Strom gespeichert wird für den späteren Verbrauch, weniger Netzstrom zugekauft werden. Doch ein Batteriespeicher sei sehr teuer, stellt die Fachfrau heraus. Vor dem Kauf sollte daher abgewogen werden, wie viel Eigenverbrauch auch ohne Speicher möglich ist.

Irrtum 3: Ein Süddach ist immer besser als ein Ost-West-Dach

Die Ausrichtung der PV-Anlage nach Süden ist sinnvoll, wenn es einzig darum geht, möglichst viel Strom zu erzeugen. Denn tatsächlich ist der Ertrag hier höher als auf einem Ost-West-Dach, wo er im Vergleich nur rund 80 Prozent beträgt. Für Privathaushalte sei es aber wichtiger, möglichst viel vom eigenen Sonnenstrom nutzen zu können, erläutert die Energieberaterin. „Und hier haben Ost-West-Dächer entscheidende Vorteile: Die Sonnenernte wird über den ganzen Tag verteilt, weil die PV-Anlage früher am Morgen und später am Tag Sonne abbekommt.“ Das wirke sich auch positiv auf die Stromrechnung aus.

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Irrtum 4: Mithilfe eines Steckersolargeräts kann die Kaffeemaschine betrieben werden

Steckersolargeräte sind zwar eine gute Möglichkeit, um ohne größeren Aufwand eigenen Strom zu erzeugen. Doch die Geräte haben mit maximal 600 Watt eine eher niedrige Nennleistung. Sie eignen sich daher besonders dafür, etwa Telefonanlage, Internet-Router und Radiowecker mit Strom zu versorgen – also die „Grundlast im Haushalt abzudecken“, informiert Martina Zbick.

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Wird mehr Leistung benötigt, kommt automatisch Strom aus dem Netz dazu. So auch bei der Kaffeemaschine. Diese braucht nämlich kurzzeitig hohe Leistung (im Bereich von 2000 Watt), um das Wasser aufzuheizen. Zbick: „Der Betrieb ausschließlich mit Sonnenstrom aus einem Stecker-Solargerät ist nicht möglich.“

Mehr Tipps zum Einsatz von PV-Anlagen auf dem Dach gibt es im Internet unter: www.verbraucherzentrale.nrw/node/5574. Tipps zur Verwendung von Steckersolargeräten gibt es hier: www.verbraucherzentrale.nrw/node/44715.