Essen. NRW will den Ausbau der Elektromobilität beschleunigen – doch Tausende Ladesäulen für E-Autos fehlen. Das plant NRW-Ministerin Mona Neubaur.

In Nordrhein-Westfalen fehlen Tausende Ladesäulen für Elektroautos, wegen des schleppenden Ausbautempos sind nach Ansicht von Experten selbst die Mindestziele der Landesregierung bis 2030 kaum noch zu erreichen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bundesnetzagentur. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne) sprach gegenüber dieser Zeitung von „schwierigen Zeiten“ für den Umbau zur „grünen Mobilität“, kündigte jedoch neue Fördergelder an.

Elektromobilität: In NRW teilen sich 14 E-Autos eine Ladesäule

Laut Zahlen der Bundesnetzagentur müssen sich aktuell in NRW 14 vollelektrische Autos einen Ladepunkt teilen, das ist weit unter den Empfehlungen der EU. Rund 14.000 öffentlich zugängliche Ladesäulen gibt es demnach im Land, darunter jedoch aktuell nur 2900 Schnellladepunkte, die wegen der Platznot in den Innenstädten nun vorrangig ausgebaut werden sollen. An diesen Säulen können E-Autos in wenigen Minuten mehrere Hundert Kilometer Reichweite nachladen.

Um seine selbstgesteckten Ausbauziele zu erreichen, müsste NRW in nur sieben Jahren das Tempo versechsfachen, um den Mindestbedarf an Ladestrom zu decken. Autoindustrie, Verbände und Experten halten das für realitätsfern: „Das kann keine Kommune, kein Energieversorger und kein Autohersteller allein stemmen“, sagte Prof. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW, dieser Zeitung.

Mobilitätsexperte Ferdinand Dudenhöffer: Städte sollten planen

Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisiert, dass in Deutschland Tausende Anträge auf Netzanschluss auf Bearbeitung der Behörden warteten. Jede dritte Schnellladesäule stehe aktuell auf dem Parkplatz eines Discounters, doch die Bürokratie sei ein Bremsklotz. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Forschungsinstituts Center Automotive Research CAR in Duisburg, forderte eine neue Strategie: „Nicht Bundesbehörden, sondern die Städte sollten den Ausbau der Ladeinfrastruktur eigenverantwortlich planen dürfen.“

Lesen Sie auch: Wie ausgediente Akkus aus E-Autos als Speicher weiterleben

„Das Land setzt auf die Elektromobilität“, sagte Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur. Die Transformation der Branche sei etwa mit Elektroproduktionen bei Ford und Daimler in vollem Gange. „Grundlage für den weiteren Erfolg der Antriebswende ist vor allem eine exzellente Ladeinfrastruktur“, so Neubaur. Derzeit würde ein Handlungskonzept erarbeitet werden, wie das Land dem steigenden Ladebedarf bis 2030 gerecht werden könne.

Ministerin Mona Neubaur: Zehn Millionen Euro für Schnelllader

Neubaur verwies auf eine Ausweitung des Förderprogramms für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Ab März stellt NRW zusätzlich zehn Millionen Euro für die Errichtung von Schnellladestationen und Netzanschlüssen bereit. Bislang waren laut Ministerium im laufenden Jahr 90 Millionen Euro für den Ausbau der E-Mobilität und der Ladeinfrastruktur im Land eingeplant.

Auch interessant

2030 soll es in Deutschland laut Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) 15 Millionen vollelektrische Pkw und eine Million öffentliche Ladepunkte geben. In NRW waren Anfang Februar rund 231.000 E-Autos zugelassen, gerade zwei Prozent aller Pkw. In Deutschland fahren erstmals mehr als eine Million vollelektrische Pkw. Die Förderung der Fahrzeuge wurde 2023 deutlich gesenkt. Als Folge brachen die Zulassungszahlen ein.