Essen. Der Kostenvorteil von Elektroautos schrumpft, denn die Strompreise sind heftig gestiegen. Sparen können Besitzer von E-Autos trotzdem. So geht's.

  • Die niedrigeren Unterhaltskosten waren bislang der Trumpf von E-Autos. Das ändert sich.
  • Die Strompreise sind massiv gestiegen, nun haben auch die Betreiber der öffentlichen Ladestationen die Tarife verteuert.
  • So können Besitzer von Elektroautos ihre Stromkosten ermitteln und ihre Fahrzeuge günstiger aufladen.

15 Millionen Pkw sollen schon im Jahr 2030 auf deutschen Straßen vollelektrisch unterwegs sein. So hofft jedenfalls die Bundesregierung, für die Elektromobilität der Schlüssel zu einer nachhaltigen Energiewende im Verkehr sein soll. Doch davon ist Deutschland weit entfernt – auch weil E-Autos in der Anschaffung immer noch teurer als herkömmliche Pkw mit Verbrennungsmotor sind. Haben Elektrofahrzeuge wenigstens einen Vorteil bei den Treibstoff-Kosten?

Stromkosten: Der Ladepunkt für E-Autos entscheidet

Entscheidend für die Höhe der Stromkosten ist neben dem Verbrauch des Autos auch die Stromquelle, die zur Ladung genutzt wird – entweder daheim an der Steckdose, an der eigenen Wallbox mit Haushaltsstrom, an einer öffentlichen Ladesäule mit Wechselstrom (AC) oder an Schnellladern mit Gleichstrom (DC).

An den öffentlichen Ladestationen sind die Preise für das Laden von E-Autos zum Teil massiv gestiegen. Wer an der Wallbox mit Hausstrom laden kann, spart.
An den öffentlichen Ladestationen sind die Preise für das Laden von E-Autos zum Teil massiv gestiegen. Wer an der Wallbox mit Hausstrom laden kann, spart. © dpa

Wird das Fahrzeug an der heimischen Wallbox mit Haushaltsstrom geladen, zahlen Haushalte durch die Strompreisbremse aktuell maximal 40 Cent für die Kilowattstunde – garantiert ist das aber nur für 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs des Stromkunden. Möglich ist auch das Laden an einer haushaltsüblichen Schuko-Steckdose. Das sollte jedoch nur als Notlösung genutzt werden, rät der ADAC. Steckdosen seien nur auf den Hausgebrauch ausgelegt und nur für begrenzte Zeiträume mit dem maximalen Strom von 16 Ampere belastbar.

Beispiel: Wird ein Akku mit der Kapazität von 39 Kilowattstunden mit Haushaltsstrom zu 40 Cent pro Kilowattstunde geladen, würde die Füllung theoretisch 15,60 Euro kosten. Nach reinen Treibstoffkosten gerechnet, ist das aktuell günstiger als bei entsprechenden Diesel- oder Benzin-Fahrzeugen.

Allerdings stimmt diese Rechnung nur theoretisch, denn beim Laden landet nicht die ganze Energie in der Batterie, ein Teil geht verloren. Besonders hoch ist dieser Ladeverlust, wenn das Fahrzeug an einer Haushaltssteckdose geladen wird. Auf zehn bis 30 Prozent beziffert der ADAC den Verlust. Beim Laden an der Wallbox, das über drei Phasen und somit schneller erfolgt, betragen die Verluste „nur“ fünf bis zehn Prozent, ergab der ADAC-Test.

Informationen über Fördergelder und die wichtigsten Aspekte im Unterhalt haben wir auf dieser Seite aufgeschrieben:
» E-Autos: Alles über Kauf, Förderung, Wartung und Sicherheit

So ermitteln Sie die Stromkosten auf 100 Kilometer

Der Stromverbrauch eines Elektroautos auf 100 Kilometer beträgt je nach Modell zwischen 15 und 30 Kilowattstunden. Auf die Herstellerangaben sollten sich Käufer jedoch nicht verlassen, denn der tatsächliche Verbrauch wird auch durch Faktoren wie Außentemperatur, Geschwindigkeit, Fahrstil oder elektrische Verbraucher wie Sitzheizung oder Lüftung beeinflusst und kann höher liegen.

Die groben Stromkosten pro 100 Kilometer können so errechnet werden: Der Preis von 40 Cent pro Kilowattstunde (Haushaltsstrom) multipliziert mit dem Verbrauch in Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Bei einem Hyundai Kona etwa mit einem theoretischen Verbrauch von 14,7 Kilowattstunden auf 100 Kilometer wären das 0,40 x 14,7 = 5,88 Euro für 100 Kilometer. Zum Vergleich: Bei einem Benziner mit einem durchschnittlichen Verbrauch von acht Litern auf 100 Kilometer und einem Spritpreis von etwa 1,70 Euro betragen die Kosten 13,60 Euro für 100 Kilometer.

Stromkosten an öffentlichen Ladestationen

Schwieriger ist ein Vergleich der Stromkosten an den über 60.000 Normal- und rund 12.000 Schnellladestationen, die es zum 1. November 2021 in Deutschland gab. Bei den Strompreisen der öffentlichen Ladepunkte wie auch bei den Abrechnungssystemen gibt es große Unterschiede, kritisieren der ADAC und die Verbraucherzentrale NRW. Neben Preisen pro Kilowattstunden gibt es Abrechnungen nach Ladezeit, pro Ladung oder über eine Flatrate. Bei manchen Ladekarten wird eine Grundgebühr erheben.

Je nach Ladetarif und Ladepunkt kostet die Kilowattstunde an öffentlichen Ladestationen im Schnitt zwischen 50 bis 80 Cent. An ein und derselben Ladesäule kann die Nutzung unterschiedlicher Tarife möglich sein. Eine Karte mit der Übersicht über Stromtankstellen, Ladeverbünde und Preise gibt es auf dieser Karte.

Discounter bieten Ladestrom zu moderaten Preisen an

Sowohl für den langsam fließenden Wechselstrom (AC) als auch für den Gleichstrom (DC) am Schnelllader waren die Preise zuletzt deutlich gestiegen. Die Strompreisbremse, die in den Haushalten für Verbraucher gilt, kommt Fahrern von E-Autos an Ladestationen nicht zugute.

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Auch scheinen die Zeiten des kostenlosen Stromtankens vorbei: Discounter wie Aldi oder Lidl sowie auch Ikea haben ihren Service, E-Autos ihrer Kunden kostenlos aufzuladen, eingestellt. Allerdings bieten sie an ihren Ladesäulen Strom zu moderaten Preisen an. Aldi etwa stellt nach eigenen Angaben für das Tanken an normalen Säulen 29 Cent pro Kilowattstunde in Rechnung, an den Schnellladestationen 39 Cent pro Kilowattstunde.

Ladestationen: EnBW hat neue Tarife eingeführt

EnBW, der größte Betreiber öffentlicher Ladestellen in Deutschland, hat zum 17. Januar neue Tarife eingeführt und die Kilowattstundenpreise im Schnitt um 27 Prozent angehoben. Dafür gibt es keine Preisunterschiede zwischen Normal- und Schnellladern mehr.

Das Netz von Schnellladestationen für Elektroautos wächst. In Bochum öffnete 2022 der Ladepark West des niederländischen Betreibers Fastned.
Das Netz von Schnellladestationen für Elektroautos wächst. In Bochum öffnete 2022 der Ladepark West des niederländischen Betreibers Fastned. © Funke Foto Services | Ant Palmer

Im Standard-Tarif ohne Grundgebühr kostete die Kilowattstunde bisher 45 Cent an Normal-Ladestationen. Künftig kostet das Laden an EnBW-Säulen 61 Cent, an den Säulen anderer Anbieter 65 Cent. An den Schnellladesäulen fällt der Anstieg von 55 auf 61 Cent nicht ganz so deutlich aus. Teuer bleibt es für EnBW-Kunden an den Säulen des Ladeverbunds Ionity (BMW, Ford, Hyundai, Mercedes, VW): 79 Cent kostet dort die Kilowattstunde.

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Was ist günstiger: E-Auto oder Verbrenner?

„Der Energiekostenvergleich für Elektro- und Verbrennungsmotor-Fahrzeuge ergibt einen klaren Vorteil für die Elektromobilität“, heißt es in einer aktuellen Analyse der Beratungsfirma PwC. „Wir gehen davon aus, dass dieser Vorteil auf Jahre hinaus bestehen bleibt.“ Vorausgesetzt sei jedoch ein rascher Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Das Fazit der Verbraucherzentralen: E-Autos überzeugen im direkten Preisvergleich, besonders dann, wenn zum Laden eine Wallbox mit Haushaltsstrom genutzt wird oder der Strom gar von der Fotovoltaik-Anlage auf dem Hausdach kommt. Generell sei das Laden zuhause an der eigenen Wallbox günstiger als an öffentlichen Ladestationen.

Der ADAC hat die Vollkosten durchgerechnet. Damit gemeint sind sämtliche Kosten eines Autos, vom Kaufpreis über Betrieb und Wartung bis hin zum Wertverlust. Demnach schneiden Elektroautos häufig, aber nicht immer besser ab als Benziner oder Diesel. Eine umfangreiche Liste mit dem Kostenvergleich von E-Autos, Plug-in-Hybriden und Verbrennern hat der ADAC auf dieser Seite ins Netz gestellt.

Tipp: Manche Energieversorger bieten für das Laden mit der Wallbox im eigenen Haus Autostromtarife an, die günstiger als der Haushaltsstrom sind. Die meisten Tarife lohnen sich ab einer jährlichen Fahrstrecke von 7000 bis 9000 km, hat die Verbraucherzentrale NRW ermittelt.