NRW. In der Silvesternacht hat es zahlreiche Brände und Verletzte gegeben. In Hagen, Essen und Duisburg sind Einsatzkräfte massiv angegriffen worden.
Nach zwei Jahreswechseln mit Corona-Maßnahmen haben die Menschen in Nordrhein-Westfalen Silvester wieder ohne größere Einschränkungen gefeiert. Dabei wurde ausgiebig geböllert – und häufig ging es auch aggressiv zu. In der vorläufigen Bilanz der nordrhein-westfälischen Polizei fällt vor allem die Zahl der im Einsatz verletzten Polizeikräfte auf: 42 Polizistinnen und Polizisten wurden verletzt, im Vorjahr waren es 23.
Im Stadtteil Freisenbruch in Essen sind Einsatzkräfte der Feuerwehr angegriffen worden, als sie brennende Mülleimer löschen wollten. „Aus einer größeren Gruppe heraus sind die Kollegen der Feuerwehr mit Böllern beworfen worden“, berichtet Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato.
Der Angriff auf die Feuerwehrleute habe sich gegen 1.30 Uhr ereignet. Nahe der Einsatzstelle habe sich eine Gruppe von 50 bis 60 Personen – überwiegend junge Menschen – gebildet, aus der heraus die Böller auf die Einsatzkräfte geworfen worden seien. Diese hätten die Brandbekämpfungen mehrfach abbrechen müssen, um sich nicht selbst zu gefährden. „Erst nachdem Polizisten eine Kette um die Kollegen der Feuerwehr bildeten, konnten die Brände erfolgreich gelöscht werden können“, heißt es von der Polizei. Die Tatverdächtigen hätten die Flucht ergriffen. Mehr dazu lesen Sie hier.
In Katernberg sind zwei Menschen durch Feuerwerkskörper schwer verletzt worden. Bei den Opfern handelt es sich um einen 40 Jahre alten Mann und seine acht Jahre alte Tochter. Der Vater habe sich schwere Verbrennungen zugezogen und schwebe in Lebensgefahr, die Tochter sei schwerst verletzt. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht. Nach Polizeiangaben hatte der Mann mit mehreren Silvesterraketen gleichzeitig hantiert. Sie seien am Boden explodiert und hätten die schlimmen Verbrennungen verursacht.
Silvesternacht in Bochum: Schwere Gesichtsverletzungen durch Böller und Raketen
Die Feuerwehr in Bochum spricht von einer „sehr einsatzreichen“ Silvesternacht. Es sei zu „deutlich mehr Verletzungen durch Feuerwerkskörper“ gekommen als in den Silvesternächten mit Böllerverbot. Der erste Einsatz wurde der Leitstelle um 0 Uhr gemeldet: Eine brennende Hecke im Wattenscheider Hellweg. Unmittelbar danach mussten Rettungskräfte Menschen mit schweren Gesichtsverletzungen durch Feuerwerksraketen und Böller versorgen. Hinzu kamen mehrere Kleinbrände und ein Wohnungsbrand, sodass teilweise sämtliche Einsatzkräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz waren.
Insgesamt kam es laut der Feuerwehr in Bochum zwischen 22 Uhr und 7 Uhr zu 51 Brand- und 72 Rettungsdiensteinsätzen. Eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr mit vier Bränden und 50 Rettungsdiensteinsätzen.
Eine Silvesterfeier im Bermudadreieck lief laut Polizei völlig aus dem Ruder. Beamtinnen und Beamte seien bei einem Einsatz von bis zu 300 Personen bedrängt und „massiv mit Feuerwerkskörpern attackiert“ worden. Zwei Männer wurden vorläufig festgenommen. Mehr zur Silvesternacht in Bochum lesen Sie hier.
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Einsatzkräfte in Duisburg beleidigt, bedrängt und mit Feuerwerkskörper beworfen
Auch in Duisburg sind Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes beleidigt, bedrängt und mit Feuerwerkskörper beworfen worden. Verletzt wurde nach Angaben der Feuerwehr zum Glück niemand. In einem Fall hätten sich die Einsatzkräfte allerdings zurückziehen müssen und erst unter dem Schutz der Polizei tätig werden können. Zehn Personen seien in der Silvesternacht in Duisburg durch Feuerwerkskörper verletzt und in Krankenhäuser gebracht worden. Die erste Bilanz aus Duisburg lesen Sie hier.
In Oberhausen mussten die Feuerwehr zu 28 Einsätzen ausrücken. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Kleinbrände von Mülleimern, Hecken und Unrat sowie um hilflose Personen in verschlossenen Wohnungen. 90-mal musste der Rettungsdienst losfahren, in 25 Fällen wurde er von einem Notarzt begleitet. Die Einsätze hätten „das ganze Spektrum der rettungsdienstlichen Versorgung“ abgebildet, heißt es. Die Polizei wurde zu vielen Streitigkeiten und Ruhestörungen gerufen. Trauriger Höhepunkt: Bei einem Einsatz wurden fünf Polizisten leicht verletzt. Mehr zur Silvesternacht in Oberhausen lesen Sie hier.
In Bottrop haben Jugendliche mehrere Fensterscheiben mit einem Kanaldeckel beschädigt, eine war komplett zerstört. Zudem brannte eine Mülltonne. Während die Beamten den Sachverhalt aufnahmen, wurden sie aus einer Personengruppe heraus beleidigt. Außerdem wurde ein Polizist mit einer Glasflasche beworfen. Der Tatverdächtig ist ein 19 Jahre alt und wurde in Gewahrsam genommen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Hagen: Barrikaden aus Mülltonnen, Waschmaschinen und Sperrmüll angezündet
Die Polizei im Hochsauerlandkreis ist im Zeitraum von 18 Uhr bis 6 Uhr zu insgesamt 96 Einsätze ausgerückt. In der Silvesternacht des Vorjahres seien es noch lediglich 55 Einsätze gewesen. Unter anderem sei in Arnsberg durch einen Böllerwurf auf ein abgestelltes Polizeifahrzeug die Windschutzscheibe derart zerstört worden, dass das Fahrzeug nicht mehr einsatzbereit war. Die Silvesterbilanz im HSK lesen Sie hier.
Auch viele Bürgerinnen und Bürger in Hagen sind ausgelassen in das neue Jahr gestartet und waren zahlreich auf den Straßen der Stadt unterwegs. „Dort wurde natürlich auch geböllert, leider aber auch unter Verwendung illegaler Pyrotechnik“, so die Polizei. Im Hasperbruch und in der Küferstraße sei zudem illegal mit Schreckschusswaffen geschossen worden.
Kurz vor Mitternacht hatten teils vermummte Jugendliche in Hagen Straßenbarrikaden aus Waschmaschinen, Mülltonnen und Sperrmüll errichtet, übergossen und angezündet. Als die Polizei mit einem Streifenwagen in die Alleestraße fuhr, wurden Feuerwerkskörper auf sie gerichtet. Als weitere Fahrzeuge dazukamen, kam es auch zu Flaschenwürfen. Mit Raketen wurde später auch auf einen Rettungswagen gezielt. Mehr zu den Gewaltszenen in der Hagener Alleestraße lesen Sie hier.
Balve: Bewohnerin stirbt bei Hausbrand in Silvesternacht
Eine Frau ist bei einem Feuer in einem Wohnhaus in Balve-Beckum ums Leben gekommen. Die 66-jährige Bewohnerin wurde am frühen Neujahrsmorgen während der Löscharbeiten tot aufgefunden, wie die Polizei mitteilte. Das Gebäude hatte bereits beim Eintreffen der Rettungskräfte vollständig in Flammen gestanden und war nach dem Brand einsturzgefährdet. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Böller in der Kapuze explodiert – Zweijähriger schwer verletzt
In Dortmund verlief die Silvesternacht nach Angaben von Polizei und Stadt weitestgehend friedlich. In der Innenstadt hätten teils Hunderte Menschen miteinander gefeiert – „meist friedlich“, heißt es. Um kurz nach Mitternacht seien im Bereich der Petrikirche Feuerwerkskörper teilweise in die Menschenmenge geflogen. Die Polizeibeamten hätten die Situation jedoch beruhigen und eine Person in Gewahrsam nehmen können. Ein Kind sei durch einen Böller im Gesicht verletzt worden.
Die Feuerwehr in Dortmund wurde zu rund 250 Kleinbränden gerufen, darunter etwa 150 Heckenbrände. Der kräftige Wind hatte in der Nacht an mehreren Stellen in der Stadt Feuerwerkskörper in die Hecken geweht, die sich daraufhin entzündeten.
In Unna ist in der Nacht ein zweijähriger Junge schwer verletzt worden. Seinen Eltern feierten gemeinsam mit ihm im Bereich der Massener den Jahreswechsel, als plötzlich ein „pyrotechnischer Gegenstand“ in der Kapuze des Kindes landete und explodierte. Die Eltern fuhren sofort in ein nahegelegenes Krankenhaus und informierten die Polizei. Der Zweijährige erlitt Verbrennungen am Hinterkopf und wurde schwerverletzt in eine Unfallklinik verlegt. Zeugen werden gebeten, sich mit Hinweisen an die Polizeiwache Unna unter der Rufnummer 02303 9213120 zu wenden.
Frau bei Messerangriff in Wohnung in Düsseldorf getötet
Die Polizei in Düsseldorf rückte in der Silvesternacht nach Angaben eines Sprechers zu Einsätzen mit „diversen Randalierern und auf sich einschlagenden Personen“ aus. Die Einsätze verteilten sich über das ganze Stadtgebiet. Die Düsseldorfer Altstadt war nach Angaben eines dpa-Reporters „rappelvoll“.
Eine Frau ist am Silvesterabend bei einer Auseinandersetzung in einer Wohnung in Düsseldorf getötet worden. Ein 33 Jahre alter Mann soll aus bislang ungeklärter Ursache ein Messer gegen die Frau eingesetzt haben, wie ein Polizeisprecher sagte. Zum genauen Tathergang konnte er noch keine Angaben machen. Das Opfer starb noch am Tatort im Stadtteil Vennhausen. Weitere Informationen lesen Sie hier.
Düsseldorfer Feuerwehr löscht zwei Großbrände
Bei einem Großbrand in der Lagerhalle eines Düsseldorfer Baustoffhandels sind am frühen Sonntagmorgen Papierrollen in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort. Verletzte gab es nach Angaben der Polizei nicht. Im Stadtteil Reisholz stand in der Nacht zudem ein riesiger Plastikmüllhaufen auf dem Außengelände eines Entsorgungsunternehmens in Brand. brannte. Der Baustoffhandel liegt in einem Industriegebiet im Süden Düsseldorfs. Die Ursache des Brandes war zunächst unklar. Mehr dazu lesen Sie hier.
Bei einem Unfall mit Feuerwerkskörpern hat ein Mann in Jülich im Kreis Düren am Silvesterabend zwei Finger verloren. Nach Angaben der Polizei hatte der 27-Jährige mehrere zugelassene Knallkörper miteinander verklebt. Bei der Zündung explodierte das selbstgebastelte Bündel in der Hand des Mannes.
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Silvesternacht: Mehr Polizeikräfte im Einsatz
In Köln war die Polizei in der Silvesternacht nach Angaben einer Sprecherin mit Hunderten Kräften „an unterschiedlichen Hotspots“ im Einsatz. Mit zunehmendem Alkoholkonsum seien auch Böller in Richtung von Personen abgefeuert worden, sagte eine Polizeisprecherin. Außerdem sei es mit steigendem Alkoholpegel auch zu kleineren Auseinandersetzungen und Pöbeleien gekommen.
Wie in der Silvesternacht üblich, waren mehr Polizistinnen und Polizisten als sonst im Einsatz: Die Polizei NRW war mit mehr als 6000 Beamtinnen und Beamten im Einsatz, darunter auch Kräfte der Bereitschaftspolizei, um für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürgern zu sorgen.
In einigen Großstädten in NRW waren für die Silvesternacht aus Sicherheitsgründen Böllerverbotszonen eingerichtet worden. In Köln, Düsseldorf, Bielefeld und Dortmund etwa durften zum Jahreswechsel Feuerwerkskörper nur außerhalb der Sperrzonen gezündet werden. Aus Sicht der Stadt Dortmund hat sich das Konzept bewährt. Die Bürgerinnen und Bürger hätten sich, wie auch zahlreiche Besucherinnen und Besucher von außerhalb, an die Verbote bis auf wenige Ausnahmen gehalten. (mit dpa)