Essen. Mehrmals sind Essener Feuerwehrleute und Polizisten in der Silvesternacht mit Böllern beworfen worden. Der OB verurteilt die Angriffe.
Essen lässt es krachen: Zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie gab es wieder ein großes Silvesterfeuerwerk am Himmel über der Reviermetropole. Der allgemeine Eindruck: Es war noch lauter und dauerte deutlich länger als früher. Feuerwehr und Polizei berichten unterdessen von zum Teil verstörenden Zwischenfällen: Mehrfach wurden Einsatzkräfte mit Böllern beworfen und mit Raketen beschossen. Zwischen 22 Uhr und kurz nach zwei Uhr früh musste allein die Polizei 237 Einsätze fahren, also fast 60 pro Stunde. Die Feuerwehr meldete 391 Einsätze zwischen Silvester, 18 Uhr und dem Neujahrsmorgen, 8 Uhr - mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
In Freisenbruch sind Einsatzkräfte der Feuerwehr angegriffen worden, als sie brennende Müllcontainer löschen wollten. Der Tatort: Philosophenweg im Bergmannsfeld. „Aus einer größeren Gruppe heraus sind die Kollegen der Feuerwehr mit Böllern beworfen worden“, berichtet Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato.
Feuerwehrsprecher Christoph Riße zu den Böllerwürfen: „Unsere Kollegen mussten Brandbekämpfungen mehrfach abbrechen, um sich nicht selbst zu gefährden.“ Die Polizei spricht von einer „arbeitsintensiven“ Nacht.
Bergmannsfeld in Freisenbruch: Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruch
Der Angriff auf die Feuerwehrleute im Bergmannsfeld habe sich gegen 1.30 Uhr ereignet. Sie waren alarmiert worden, weil vier Mülleimercontainer in Flammen standen. Erst als sich die Polizisten schützend vor ihre Kollegen von der Feuerwehr stellten, konnten die Löscharbeiten fortgesetzt werden. Dabei wurden die Polizisten weiterhin beschossen. Drei Feuerwehrleute erlitten leichte Verletzungen.
Nahe der Einsatzstelle hatte sich eine Gruppe von 50 bis 60 Personen – überwiegend junge Menschen – gebildet, aus der heraus die Böller auf die Feuerwehr-Einsatzkräfte geworfen worden seien. Die Tatverdächtigen hätten die Flucht ergriffen. Ein weiteres Detail: Die unbekannten Täter hätten einen Einkaufswagen mit einem brennenden Tannenbaum darin die Straße herunterrollen lassen.
Das Geschehen sei von Polizeibeamten mit Bodycams gefilmt worden, die Videoaufzeichnungen werden ausgewertet. „Wir haben Strafanzeigen geschrieben wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch“, so Schwarz-Pettinato.
Bereits an Halloween (31. Oktober 2022) war es im Bergmannsfeld zu Ausschreitungen gekommen: Junge Männer hatten Fahrzeuge der Feuerwehr, Mannschaftswagen der Polizei als auch Busse der Ruhrbahn unter anderem mit Eiern beworfen, Pyrotechnik gezündet und sich mit selbstgedrehten Randale-Filmchen in sozialen Netzwerken ihrer Taten gebrüstet. Eine Woche später teilte die Polizei mit, dass sie gegen 30 überwiegend arabischstämmige junge Männer ermittelt.
OB Thomas Kufen, hat die Angriffe verurteilt. „Völlig unverständlich ist mir, wie man Einsatzkräfte bei der Ausübung ihres wichtigen Dienstes behindern oder sogar angreifen kann. Straftäter sind konsequent zur Rechenschaft zu ziehen“, heißt es in einem Facebook-Post.
Tatort Steeler Wasserturm: Zwei Polizeibeamte durch Böllerwürfe leicht verletzt
Auch am Steeler Wasserturm sind Einsatzkräfte mit Pyrotechnik attackiert worden. Die Polizei berichtete von einer Menschenansammlung von rund 200 Personen. Einige von ihnen hätten sich gegenseitig mit Feuerwerkskörpern beschossen. Außerdem seien Böller unter geparkte Autos geworfen worden. Als die Polizisten am Ort des Geschehens eintrafen, seien sie ebenfalls mit Böllern beworfen worden. Zwei Polizeibeamte seien leicht verletzt worden.
Bereits gegen 21.30 Uhr seien erste Anrufe bei der Polizei wegen Randale nahe dem Borbecker Bahnhof eingegangen. Darin war von Personengruppen die Rede, die sich gegenseitig beschossen haben. Auch Straßenbahnen der Ruhrbahn sollen von Silvesterraketen getroffen worden sein. Mit Eintreffen der Einsatzkräfte flüchtete eine Vielzahl der Personen. Zurück blieb ein brennender Mülleimer, der durch die Feuerwehr gelöscht wurde.
Auch aus Kray wird ein Zwischenfall gemeldet. Dort seien drei Feuerwehrleute ebenfalls mit Pyrotechnik attackiert und leicht verletzt worden, so Feuerwehrsprecher Christoph Riße. Im Bereich Krayer Straße/Heinrich-Sense-Weg beobachteten Polizeibeamte gegen 0.30 Uhr, wie mehrere Personen die Außendekoration und Holzpaletten eines Geschäftes in ein bereits entfachtes Feuer warfen. Als die Personen die Polizisten wahrnahmen, seien sie in Richtung Tempelhof geflüchtet.
Während der Abarbeitung dieses Brandes meldeten Passanten Jugendliche, die im Bereich Tempelhof Müll mit einer Flüssigkeit übergossen und angezündet haben sollen. Die Polizisten erkannten einen tatverdächtigen Randalierer (16) von der Krayer Straße/Heinrich-Sense-Weg wieder und nahmen ihn nach einem Fluchtversuch vorläufig fest. Dabei habe sich ein Polizeikommissar verletzt, er sei im Krankenhaus ambulant behandelt worden und habe den Dienst nicht mehr fortsetzen können.
Vandalismus gab es am Altenessener Bahnhof und am Katernberger Markt: Dort wurden zwei Ticketautomaten vermutlich mit Feuerwerkskörpern gesprengt und zerstört. Außerdem ist am Katernberger Markt eine Bushaltestelle beschädigt worden. Es habe Glasbruch gegeben. Dasselbe sei auch an einer Haltestelle auf der Hachestraße/Ecke Steeler Straße passiert.