Düsseldorf. Das Wasser des Rheins in Nordrhein-Westfalen steigt. Das wirft viele Fragen auf. Wie gut ist NRW für ein Rheinhochwasser überhaupt aufgestellt?

Das Wasser des Rheins entlang der Ufer in Nordrhein-Westfalen steigt und steigt. Das bringt Fragen in den Blick, die in der Öffentlichkeit lange keine große Rolle mehr spielten: Sind die Deiche sicher? Auf der anderen Seite könnte man annehmen, dass sich das Thema Dürre mit dem Hochwasser erledigt hat. Aber stimmt das eigentlich? Hier gibt es die Fragen und Antworten:

Wie sicher sind die Deiche in NRW?

Die Düsseldorfer Bezirksregierung, die für 280 der insgesamt 370 Kilometer Rheindeich in NRW zuständig ist, sieht NRW für ein großes Rheinhochwasser gut aufgestellt. Zielvorgabe beim Hochwasserschutz sei ein 500-jähriges Hochwasserereignis, erklärt eine Sprecherin. Jahrhunderthochwasser wie etwa 1926 oder 1995 sollten die Deiche also aushalten.

Sind viele Deiche nicht zu alt und müssen saniert werden?

Tatsächlich ist der Sanierungsbedarf erheblich: Allein im Regierungsbezirk Düsseldorf gelten 95 Kilometer Deich als Sanierungsfall, weitere 21 Kilometer werden untersucht. Das Land investiert erhebliche Summen in den Hochwasserschutz - 2020 waren es rund 80 Millionen Euro. Allerdings kommt NRW bei weitem nicht so schnell voran wie geplant.

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Grund dafür sind unter anderem langwierige Ausschreibungsverfahren, strenge Auflagen für die Kampfmittelräumung an den Deichen und Klagen von Anwohnern. Eine Sprecherin schätzt die Kosten für die ausstehenden Sanierungen auf einen „dreistelligen Millionenbetrag“. Und alles wird immer teurer: Seit 2014 sind die Baukosten durch Preissteigerungen demnach um rund 18 Prozent gestiegen.

Was passiert, wenn Deiche doch mal brechen?

Die Deiche werden jährlich überwacht. Wenn Schwachstellen auffallen, wie derzeit bei einem Deich in Duisburg-Beeckerwerth, der kurz vor der Sanierung steht und aktuell nur bis 10,40 Meter Pegelhöhe ohne Zusatzmaßnahmen sicher ist, werden Notfallpläne für den Fall starker Hochwasser aufgelegt. In diesem Fall etwa die Stabilisierung mit Kiessand.

Hat sich damit wenigstens das Thema Trockenheit erledigt?

Nein. Das nur wenige Tage andauernde Hochwasser hat keine Auswirkungen auf den niedrigen Grundwasserstand. Der ist vielmehr abhängig von den Niederschlägen, die das ganze Jahr über fallen - und langsam im Boden versickern. „Was oben abfließt, spielt für das Grundwasser keine Rolle“, sagt der Leiter des Fachbereichs Hydrologie beim Landesumweltamt, Roland Funke. In den vergangenen Monaten war häufig von Dürre die Rede. Im Januar gab es in NRW aber mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel.

Ist wenigstens die Dürre damit vorbei?

Nein. Zwar ist in der obersten Bodenschicht aktuell genug Wasser vorhanden. Die Feuchtigkeit in den 1,80 Meter tiefen Bodenschichten liegt jedoch in weiten Landesteilen weiter deutlich unter den früher üblichen Werten.

Kann man wirklich von einer Dürre sprechen?

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Wissenschaftlich gesehen: ja. Die Experten verstehen unter Dürre bestimmte Abweichungen von langjährigen Bodenfeuchte-Werten, die je nach Jahreszeit unterschiedlich ausfallen. Momentan weist der „Dürremonitor“ des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig für weite Landesteile Nordrhein-Westfalens eine „extreme Dürre“ aus. Das heißt, dass es sehr große Abweichungen von dort früher üblichen Feuchtigkeitswerten gibt.

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In einigen Regionen wie etwa im Sauerland herrscht gemessen an der dort früher im Januar üblichen Feuchtigkeit im Boden sogar eine noch höhere Stufe, die mit „außergewöhnlich“ angegeben wird. Ein Grund dafür ist laut Funke, dass die als Schnee gefallenen Niederschläge noch nicht im Boden versickern konnten. (dpa)