Köln/Duisburg. Tagelang hat der Pegelstand des Rheins zugenommen - und es dauert wohl noch, bis er wieder zurückgeht. Schaulustige werden vor Neugier gewarnt.
Das Hochwasser am Rhein steuert zu Wochenbeginn noch einmal auf neue Höchststände zu. Am Montag könnte in Köln der bislang höchste Pegelstand erreicht werden - der Hochwasserschutz für die historische Altstadt von Köln wurde deshalb am Samstag noch einmal verstärkt. Wirklich gefährlich ist das Rhein-Hochwasser bislang aber nicht.
Am Samstag sank der Pegelstand leicht auf 8,58 Meter. Für Sonntag und Montag rechnete die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes aber noch einmal mit einem steigenden Wasserstand. Der vorläufige Höchstwert könnte demnach mit rund 8,85 Metern am Montagmorgen erreicht werden.
Stege für Anwohnende von Kasselberg
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Wirklich dramatisch war das noch nicht, allerdings griffen diverse Schutzmaßnahmen. Im Örtchen Kasselberg etwa seien Stege aufgebaut, teilten die Kölner Stadtentwässerungsbetriebe mit. Die Stadt erwägt zudem einen Fährverkehr. Die Ortschaft, die ganz nah am Rhein und vor der Hochwasserschutzlinie liegt, wird ab 8 Metern langsam zur Insel.
Hochwasser: Zu großes Risiko für Rheinschiffer
In der Rhein-Metropole gingen die Experten schon am Freitag davon aus, dass sich das Wasser nicht so schnell zurückziehen werde. „Wir haben den Hochwasserschutz bis 8,70 Meter aufgebaut, so dass Köln geschützt ist“, hatte Marlene Willkomm, stellvertretende Leiterin der Kölner Hochwasserschutzzentrale, am Freitag erklärt. Am Samstag wurde der Hochwasserschutz aber nochmals erhöht. Generell sei die Stadt bis zu einem Wasserstand von 11,30 Meter sicher.
In benachbarten Bonn wurde am Freitag - bei einem zeitweiligen Stand von 8,18 Metern - eine mobile Wand im Ortsteil Mehlem aufgebaut, um zu verhindern, dass das Rheinwasser in eine Straße läuft. In der ehemaligen Bundeshauptstadt erwartete man, dass der Wasserstand am Samstag zunächst fallen werde - am Sonntag könnte er aber nochmals deutlich ansteigen. „Entspannung noch nicht in Sicht“, gab die Stadt als Parole aus.
Hochwasser am Rhein lockt Schaulustige an
Bonn appellierte auch an seine Bürger, sich nicht aus Neugier in die Nähe von Überschwemmungen zu begeben. „Dies ist nicht nur gefährlich, sondern behindert auch Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit, den vom Hochwasser betroffenen Anwohnern zu helfen“, mahnte die Kommune. Hinzu komme, dass größere Personenansammlungen wegen der Corona-Pandemie sowieso verboten seien.
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Die Wassermassen im Rhein, die dem Fluss und dem Ufer ein ganz anderes Gesicht geben, haben in den vergangenen Tagen viele Schaulustige angelockt - auch, weil das Wetter besser wurde. Am Freitag sah man Menschen in der Nähe des Ufers. Auch in Düsseldorf, Duisburg, Wesel und Rees stieg der Pegelstand des Rheins weiter leicht an.
Hochwasser: Schiffahrt am Rhein in Köln eingestellt
Bereits am Donnerstag war die Schifffahrt am Rhein in Köln wegen des Hochwassers eingestellt worden. Das wird ab einem Wasserstand von 8,30 Metern nötig.
Durch Schmelzwasser und Regenfälle war der Wasserstand in den vergangenen Tagen auch in Köln deutlich angestiegen. Bereits am Samstag war in der Domstadt die sogenannte Hochwassermarke I überschritten worden, ab der Schiffe nur noch mit verminderter Geschwindigkeit und im mittleren Stromdrittel fahren durften. Trotz gesunkenem Pegel ist laut Landesamt für Umwelt am Donnerstag und Freitag mit steigendem Wasser zu rechnen.
Frachtschiff fuhr sich bei Düsseldorf fest
Auf dem Rhein bei Düsseldorf hatte sich am Mittwoch ein Frachtschiff festgefahren. Wie die Düsseldorfer Feuerwehr am Mittwoch berichtete, hatte sich das Schiff gegen 2.30 Uhr auf Höhe von Rheinkilometer 740 festgefahren. Laut Wasserschutzpolizei ist die Stelle vor dem Neusser Hafen kompliziert - durch das Hochwasser sei es zu einer „Fehleinschätzung“ des Schiffsführers gekommen.
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Der befreite Frachter wurde schließlich in den Neusser Hafen geschleppt. Laut Wasserschutzpolizei gab es keine Verletzten und offenbar auch keinen Sachschaden. Ein Experte werde das Schiff aber noch einmal genauer untersuchen. Die Feuerwehr war mit 50 Einsatzkräften vor Ort.
Dorf bei Rees ist derzeit eine Insel
Das steigende Hochwasser hat die Gemeinde Rees-Grietherort am Niederrhein von den Zufahrtsstraßen abgeschnitten. Grietherort sei damit vorübergehend zur Insel geworden, sagte der Reeser Ordnungsamtsleiter Frank Postulart am Mittwoch.
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Grietherort liegt zwischen dem Rhein und einem Altrheinarm und ist bei Hochwasser ab einem Pegelstand von etwa 7,20 Meter über Straßen nicht mehr erreichbar. Für die Bewohner sei das aber keine ungewöhnliche Situation, sie seien an die Winterhochwasser gewöhnt, hieß es. Um Menschen zur Arbeit zu bringen, verkehre dreimal täglich ein Motorboot der Reeser Feuerwehr. Grietherort hat rund 100 Einwohner.Am Donnerstagmorgen lag der Rheinpegel in Rees bei 8,31 Metern, rund einen halben Meter höher als am Vortag. (mit dpa)
Lage an kleineren Flüssen beruhigt sich
An den kleineren Flüssen in NRW hat sich die Hochwasserlage beruhigt. An der Rur in der Eifel weisen die Wasserstände eine fallende Tendenz auf, hieß es beim Landesamt für Umwelt und Naturschutz (Lanuv). Auch an der Sieg fielen - Stand Mittwoch - die Wasserstände kontinuierlich. Auch an der Ruhr im Sauerland liegen alle Pegelstände derzeit unter der Meldegrenze.
Hochwasser in Duisburg: Sperrtor Marientor geschlossen
In Duisburg wurden im Laufe der Woche Spitzenwerte bis zu 9,55 Metern erwartet. Deshalb wurden schon zur Vorbereitung einige Zufahrten zu Rheinzugängen gesperrt. Am Donnerstag lag der Pegel am Standort Duisburg-Ruhrort bei 9.26 Meter und war im Vergleich zu Mittwoch um 9 Zentimeter gestiegen.
Hochwasser am Rhein
Das Sperrtor Marientor wurde geschlossen. Das geschieht ab einer Höhe von 7 Metern mit steigender Tendenz zum Schutz der Duisburger Innenstadt.
Wegen Hochwasser: Reiten auf den Deichen ist verboten
Ab einem Pegelstand über neun Metern ist die Zufahrt zur NATO-Rampe am Deich Neuenkamp-Kaßlerfeld gesperrt. Zudem ist das Reiten auf Deichen verboten. Die Wirtschaftsbetriebe bitten alle Duisburger, im Hinblick auf die Pandemie auf Hochwasserbesuche zu verzichten.
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Rheinfähre Walsum hält vor dem Stadttor in Orsoy
Auf der Rheinfähre zwischen Duisburg-Walsum und Orsoy lässt sich das aktuelle Rhein-Hochwasser besonders spektakulär erleben. Mittlerweile sind die Anleger auf beiden Seiten des Flusses deutlich verlegt worden. Auf der Seite des Rheinberger Ortsteils Orsoy macht die Fähre nun direkt vor dem Stadttor Halt. „Das hat sich seit Anfang der Woche immens verändert“, sagt Fährmann Dirk Nowakowski.
Und nicht wenige seiner Passagiere finden es ganz prima, dass die Fähre nun fürs gleiche Geld etwa die doppelte Strecke über den Rhein zurücklegt. Dazu mit tollen Aussichten, wenn das Schiff zum Beispiel nah an den Bäumen im Vorland vorbeigleitet.
Dirk Nowakowski und sein Team sind bei Pendlern und Ausflüglern sehr beliebt, weil sie unkompliziert sind und gute Laune vermitteln. Ihre „Rheinfels“ setzt regelmäßig neue Ansichten vom Strom und der Umgebung auf ihrer Facebook-Seite ins Netz.
Die Fähre zwischen Ruhrgebiet und Niederrhein fährt auch bei Hochwasser weiter – solange der Pegel in Ruhrort nicht über die Marke von 9,60 Meter klettert. Dann muss auch Fährmann Nowakowski mit den Überfahrten pausieren. Am Donnerstagmittag lag der Pegel noch ein gutes Stück entfernt bei 9,26 Metern. Aktuelle Infos, ob die Fähre in Betrieb ist, finden sich auf der Internetseite. (mit dpa)