NRW. Beim ersten bundesweiten Warntag wurden am Donnerstag alle Sirenen getestet. Probleme gab es einige - auch mit der Warnapp “Nina“.

  • Erster bundesweiter Warntag am Donnerstag (10.9.)
  • Die Sirenen wurden um 11 Uhr getestet. Auch die Warn-App „Nina“ benachrichtigte Nutzer. Bei vielen kam die Nina-Meldung aber später an
  • Bürger sollen für Gefahrensituationen sensibilisiert werden.

Für die Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen ist es inzwischen nichts Neues mehr, wenn einmal im Jahr die Warnsirenen heulen. Beim Warntag 2020 machten an diesem Donnerstag aber erstmals Städte und Gemeinden in ganz Deutschland mit. Erstmals seit der Wiedervereinigung war um 11 Uhr ein bundesweiter Probealarm ausgelöst worden.

Beim Warntag gab es offensichtlich Probleme mit der Warnapp NINA (Symbolfoto).
Beim Warntag gab es offensichtlich Probleme mit der Warnapp NINA (Symbolfoto). © dpa | Rolf Vennenbernd

Die Warn-App Nina ist bei vielen Nutzern am Donnerstag entweder still geblieben oder hatte zu spät ausgelöst, als die Sirenen längst wieder stumm waren. Damit hat der erste bundesweite Warntag deutliche Lücken bei der Alarmierung der Bevölkerung offenbart. Zum einen wurde deutlich, dass es vielerorts gar keine Sirenen mehr gibt, zum anderen kam die Gefahrenmeldung der Warn-Apps NINA und KATWARN erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an.

Bundesweiter Warntag: Zuviele Warnungen auf einmal

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn erklärte diese Panne mit der zeitgleichen Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen. Präsident Christoph Unger sagte: „Erste Analysen haben ergeben, dass um 11 Uhr nicht nur zentral die Warnung ausgelöst worden ist, sondern viele andere angeschlossene Leitstellen ebenfalls eigenständig Warnungen ausgelöst haben, so dass es zu einer Überlastung des Systems gekommen ist. Dies muss für den nächsten Warntag noch viel deutlicher abgestimmt werden.“ Gegebenenfalls müssten entsprechende technische Vorkehrungen getroffen werden.

Das im Vorfeld besprochene Auslösekonzept habe eine reine Auslösung durch den Bund vorgesehen. Das Bundesamt sieht darin dennoch einen Nutzen: „Dieses Phänomen liefert wichtige Erkenntnisse für den Ausbau von MoWaS und die notwendige weitere Abstimmung zwischen den beteiligten Stellen in Bund und Ländern und wird in der weiteren Entwicklung von MoWaS berücksichtigt“, so das Bundesamt.

In manchen Orten war vom Warntag nichts zu merken

Mancherorts bekam die Bevölkerung vom Probealarm zunächst gar nichts mit. In sozialen Netzwerken äußerten sich viele Nutzer verwundert darüber, dass Sirenen nicht heulten. Zudem gab es zahlreiche Nutzer, die klagten, dass auch die amtlichen Warn-Apps stumm blieben.

NRW-Innenminister Herbert Reul hatte den Warntag zuvor als dringend nötig bezeichnet. „Spätestens seit Corona ist wohl jedem klar, dass unser Rundum-Sorglos-Gefühl eine Illusion ist“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen uns so gut es geht auf alle Eventualitäten vorbereiten.“ Er sei deshalb froh, dass die anderen Bundesländer die NRW-Initiative aus dem Jahr 2018 aufgegriffen hätten „und diese Innovation aus Nordrhein-Westfalen nun zum ersten Mal bundesweit stattfindet“. Reul wollte in der Feuerwache Leverkusen selbst den Startknopf für den Alarm in NRW drücken.

NRW-Warntag im März war abgesagt worden

Warum das Ganze? Dazu heißt es aus dem zuständigen NRW-Innenministerium: Neben der Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Sirenen solle der Warntag „die Bevölkerung daran erinnern, wie wichtig es ist, sich mit Warnung auszukennen.“ Um die Menschen nicht zu verunsichern, wird der Warntag im Vorfeld angekündigt.

In NRW gibt es den landesweiten Warntag bereits seit 2018. Eigentlich sollten die Sirenen landesweit auch am 5. März getestet werden. Das nordrhein-westfälische Innenministerium entschied sich aber dagegen, weil die Bevölkerung aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht verunsichert werden sollte.

Bundesweiter Warntag soll jedes Jahr stattfinden

Künftig soll der bundesweite Warntag jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September stattfinden.

„Es hat sich gezeigt, dass Menschen in Krisensituationen vor allem auf Bekanntes und bereits Erlerntes zurückgreifen“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger der Deutschen Presse-Agentur. „Für eine effektive Warnung ist es deshalb sinnvoll, wenn Warnungen über bekannte und vertraute Kanäle übermittelt werden und so eine höhere Akzeptanz erfahren.“

Wie lief der Warntag genau ab?

Um 11 Uhr waren nacheinander drei verschiedene Töne zu hören:

  • ein eine Minute langer ununterbrochener Dauerton (Entwarnung)
  • ein eine Minute langer abschwellender Dauerton (Warnung),
  • ein erneuter ununterbrochener Entwarnungston (Entwarnung).

Und so klingt das dann. Der Entwarnungston:

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sowie der Warnton.

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Wovor soll gewarnt werden?

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nennt verschiedene Szenarios, in denen per Sirene und App gewarnt wird:

  • Unwetter, Hochwasser oder Erdbeben
  • Großbrände
  • Bombenentschärfungen
  • Schadstoffaustritte
  • Ausfall der Energie-, Wasser- oder Telekommunikationsversorgung
  • Krankheitserreger
  • Waffengewalt und Angriffe

In der Regel finden sich in solchen Fällen dann Hinweise in der Warn-App „Nina“. Dort steht dann meistens auch, was zu tun ist. Bei Bränden lautet meistens die Empfehlung, Fenster aufgrund der Rauchbelastung geschlossen zu halten.

Wer organisiert den Warntag?

Bund und Länder bereiten den bundesweiten Warntag gemeinsam vor, in Absprache mit den Kommunen. Zuständig sind auf Bundesebene das BBK, auf der Ebene der Länder die jeweiligen Innenministerien.

Die Warn-App NINA wird beim bundesweiten Warntag ebenfalls Meldungen auf Smartphones verschicken.
Die Warn-App NINA wird beim bundesweiten Warntag ebenfalls Meldungen auf Smartphones verschicken. © dpa | Philipp von Ditfurth

Auf der Ebene der Kommunen sind in der Regel die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden (meistens die Feuerwehr) mit der Organisation betraut.

Wie soll ich mich im Falle einer echten Warnung verhalten?

Das BBK sagt dazu: „Mit jeder Warnung erhalten Sie in der Regel Informationen zur Gefahr und Empfehlungen, was Sie zu Ihrem Schutz tun können. Generell gilt: Bewahren Sie Ruhe, informieren Sie sich über die Medien und unterrichten Sie gegebenenfalls Ihre Nachbarn.“

BBK hofft auf mehr Bewusstsein für Katastrophen

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hofft, dass die Corona-Pandemie das Krisenbewusstsein der Deutschen schärft. Der Präsident des Amts Chrisoph Unger sagte in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur: „Wir können derzeit noch nicht wissenschaftlich belegen, ob die Corona-Krise eine Verhaltensänderung mit sich bringt.“ Er fügte hinzu: „Aber wir wünschen es uns und wir arbeiten dafür.“

Der BBK-Präsident ist überzeugt, dass sich Katastrophenfälle künftig häufen werden - schon wegen des Klimawandels. Erdbeben, Hochwasser, Stromausfälle - die Menschen müssten für den Notfall vorsorgen. „Die Deutschen vertrauen sehr stark darauf, dass der Staat immer zur Hilfe kommt.“ So hätten die wenigstens Menschen Vorräte für zehn Tage zuhause, wie es das Bundesamt empfiehlt. Wer keine Reserven daheim habe, der kaufe dann panisch Klopapier wie zu Hochzeiten der Corona-Krise.

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Das BBK unterstützt es, wenn Menschen sich auf Katastrophen-Szenarien vorbereiten. Klar wolle er keine Panik schüren, sagte Unger. Aber: „Wir dürfen die Menschen nicht einlullen.“ Er fühle sich in seiner Rolle manchmal wie die Figur Kassandra aus der griechischen Mythologie. „Die hat ja auch immer auf irgendwelche Dinge hingewiesen - und keiner hat ihr geglaubt.“ (mit dpa)

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