Rhein-Ruhr. Gegen Corona-Beschränkungen haben heute Menschen in NRW-Städten wie Essen, Duisburg und Dinslaken protestiert. Ihre Motive waren unterschiedlich.
- In vielen NRW-Städten protestierten am Samstag wieder Menschen gegen die Grundrechtsbeschränkungen, die der Bekämpfung der Corona-Pandemie dienen sollen.
- In Duisburg, Düsseldorf, Dinslaken, Essen und Bochum nahmen unterschiedlichste Gruppen an dem Protest teil.
- Ministerpräsident Armin Laschet zeigt Verständnis für die Proteste, warnt aber auch davor, dass einige die Proteste missbrauchen würden.
- Diesen Artikel aktualisieren wir laufend.
Demonstrationen in Essen, Bochum und Dortmund
Update von 19:45 Uhr: Es wurde auch in Dortmund, dem Schauplatz des Geisterderbys, demonstriert an diesem Samstag. Die meisten Versammlungen aber gingen unter im Einkaufsbetrieb, nur am Nachmittag trafen Gegner und Befürworter der Corona-Regeln plötzlich aufeinander und kleine Gruppen aus der rechten Szene waren plötzlich auch da. Sie wurden allerdings von der Polizei recht schnell aus der Menge gezogen.
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Die Polizei Köln hatte am Samstagnachmittag angemeldete Demonstrationen auf dem Heumarkt und auf dem Roncalliplatz in der Kölner Innenstadt begleitet. Nach Angaben des Einsatzleiters Polizeidirektor Michael Tiemann verliefen diese größtenteils auflagenkonform und störungsfrei.
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Update von 18:48 Uhr: 500 Menschen haben in Essen friedlich und ruhig gegen die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie protestiert. Das teilte die Polizei am späten Nachmittag mit. Die Corona-Schutzbestimmungen seien eingehalten worden.
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In Bochum versammelte sich unterdessen nur ein Dutzend Menschen auf dem Husemannplatz. In Reden warnten sie etwa vor Zwangsimpfungen. Abstandsregeln hielten die Demonstranten hier allerdings nicht ein.
Die Bilder des Protests in den NRW-Städten:
NRW: Demonstrationen gegen Corona-Beschränkungen
Friedlicher Protest in Düsseldorf, Duisburg und Dinslaken
Update von 17:10 Uhr: In Düsseldorf hat sich am Samstagmittag eine bunt gemischte Gruppe zu einer Menschenkette gegen die Corona-Beschränkungen am Rheinufer aufgestellt. Unter den knapp über hundert Teilnehmern waren Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, linke und sehr bürgerlich anmutende Menschen. Viele Teilnehmer der Menschenkette sehr sehr diskussionsfreudig - und einige auch schnell wütend.
Rund 500 Demonstranten versammelten sich derweil in Duisburg: Die Gruppierung „Widerstand 2020 Duisburg“ protestierte erstmals auch in Duisburg gegen Einschränkungen durch die Coronaschutzverordnung. Ihr stellte sich das Bündnis „Duisburg stellt sich quer“ entgegen. Dessen Verantwortliche sehen hinter dem „Widerstand 2020“ rechte Verschwörungstheoretiker.
In Dinslaken sind etwa 50 Menschen dem Aufruf zu einem Hygiene-Spaziergang nachgekommen. In gebührendem Abstand setzten sich die Teilnehmer auf die Wiese vor dem Rathaus. Der Organisator erklärte, es solle ein stiller Protest sein. Da ein Spaziergang durch die Innenstadt verboten wurde, sollte es wie der Organisator erklärte, ein stiller Protest vor dem Rathaus sein. Der Organisator hatte die Teilnehmer aufgefordert, niemanden zu provozieren.
Medienwissenschaftler warnt vor Diffamierung von Demonstrierenden
Update von 13:45 Uhr: Während sich in Duisburg und Dortmund die ersten Demonstranten versammelt haben, um gegen die Corona-Regeln und einen möglichen Impfzwang zu protestieren, warnt der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen davor, die Protestierenden allesamt als "Covid-Idioten" abzutun. Zwar gebe es unter den Protestierenden solche, die hetzten und pöbelten. "Aber es heißt doch zu unterscheiden, zwischen denen, die vorne stehen und ihren hysterischen Hass herausbrüllen, und denen, die vielleicht einfach nur mitlaufen und sich Sorgen machen um die Einschränkung der Grundrechte", sagte der Wissenschaftler im Gespräch mit unserer Zeitung. Gesprächsangebote seien wichtig, um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern.
Laschet äußert Verständnis für Demos gegen Corona-Beschränkungen
Update vom Samstag, 8:24 Uhr: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat grundsätzlich Verständnis für Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen gezeigt. „Es ist absolut legitim und eigentlich auch nicht ungewöhnlich, dass Menschen demonstrieren, wenn es zu den gravierendsten Grundrechtseinschränkungen seit dem Bestehen der Bundesrepublik kommt“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Man müsse nur aufpassen, wer das politisch missbrauche und wissen, „dass Links- und Rechtsradikale und Reichsbürger diesen Protest für sich zu nutzen versuchen“.
Gleichzeitig wandte er sich gegen Vergleiche mit der rechtspopulistischen Organisation Pegida. „Pegida war und ist eine Bewegung gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes, die sich gegen die Grundrechte anderer richtet. Wenn Menschen heute für ihre Grundrechte demonstrieren, sollte man da vorsichtig sein mit solchen Vergleichen.“
Demos gegen Corona-Regen in NRW
Freitag, 14 Uhr: Der Protest gegen die Corona-Regeln geht weiter. Egal ob in Dortmund, Essen, Dinslaken oder Düsseldorf. In mehreren NRW-Städten wollen am Wochenende wieder Menschen gegen die Corona-Schutzverordnung auf die Straße gehen und demonstrieren.
Bereits am vergangenen Wochenende hatte es bundesweit Aktionen gegeben, die sich gegen die Einschränkungen während der Corona-Pandemie wenden. Das Problem: Nicht selten versuchten Extremisten und Verschwörungstheoretiker den Bürgerprotest zu unterwandern.
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In Dinslaken soll es am Samstagnachmittag um 15 Uhr einen "Hygiene-Spaziergang" geben, zu dem ein Dinslakener Bürger aufgerufen hat. Er fordert, dass die Corona-Beschränkungen sofort aufgehoben werden, da von der Verhältnismäßigkeit keine Grundlage mehr dafür bestehe. Statt eines Protestzugs durch die Innenstadt wurde aber nur eine Kundgebung vor dem Rathaus genehmigt.
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In Düsseldorf sind am Samstag zwei Aktionen geplant. Um 12 Uhr eine Menschenkette an der Rheinwerft in Nähe des NRW-Landtags und um 15 Uhr eine Demo am Burgplatz in der Altstadt.
Die Gruppierung „Widerstand 2020 Duisburg“ protestiert am Samstag erstmals auch in Duisburg gegen Einschränkungen durch die Coronaschutzverordnung. Ihr stellt sich das Bündnis „Duisburg stellt sich quer“ entgegen. Dessen Verantwortliche sehen hinter dem „Widerstand 2020“ rechte Verschwörungstheoretiker. In der Duisburger Innenstadt treffen die beiden Gruppen von Demonstranten aufeinander.
Demo gegen Corona-Regeln am Flughafen Essen-Mülheim
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Auch Essen steht am Wochenende erneut eine Protestaktion bevor, die sich hier "Hygienespaziergang Meditation" nennt. Die Polizei bestätigte die „Anmeldung einer Privatperson“. Laut Pressemitteilung steht dahinter eine Initiative, die sich „Nicht ohne uns - Essen“ nennt, ein lokaler Ableger der „Corona-Rebellen“, die auch in anderen Städten demonstrieren. Sie treffen sich am Parkplatz 10 des Flughafens Essen/Mülheim. Die Demo, zu der bis zu 500 Menschen erwartet werden, wird von der Polizei begleitet. Allein 50 Ordner sind gefordert.
Laut Mitteilung wenden sich die Demo-Organisatoren gegen einen von ihnen befürchteten Impfzwang und wollen ihr Recht auf Meinungsfreiheit ausüben. Betont wird die Bereitschaft zur Regeltreue.
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Am vergangenen Wochenende hatte die Essener Polizei noch eine nicht angemeldete Demo von Rüttenscheid in die Innenstadt auflösen müssen. Stadt und Polizeipräsident hatten daraufhin angekündigt, künftig entschieden gegen Regelbrecher vorzugehen.
Polizei Dortmund warnt vor Unterwanderung durch Extremisten
In Dortmund hat es seit Anfang Mai bereits mehrere Protestaktionen verschiedenster Ausprägung gegeben. Und auch an diesem Wochenende soll wieder gegen die Corona-Regeln demonstriert werden, gleich mehrere Protestaktionen sind am Samstag angekündigt.
Nach Hinweisen vom Verfassungsschutz hatte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass Extremisten die Protestler möglicherweise für ihre Zwecke instrumentalisierten. So hatte die Polizei bei den Teilnehmern einer untersagten Demo am vergangenen Samstag auch vereinzelt Personen „mit Bezug zur rechtsextremistischen Szene“ gesehen. Ein polizeilich bekannter Rechtsextremist wurde in Gewahrsam genommen, nachdem er drei Journalisten attackiert haben soll.
Bisher hat es in NRW rund 50 Demos mit Corona-Bezug gegeben, mit zusammen etwa 1700 Teilnehmern. Allein in Köln hätten am vergangenen Wochenende unter rund 800 Teilnehmern viele Menschen massiv gegen Auflagen des Infektionsschutzes verstoßen - und auch dort waren Rechtsextremisten und Verschwörungstheoretiker unter den Demonstranten. Gesundheitsgefahren auch für andere würden bewusst in Kauf genommen, oft gehe es um „pure Provokation“. (mawo)