Dortmund. Das Geister-Revierderby war ein Derby, wie es noch keines gab. Auch in der Dortmunder Innenstadt war es ein merkwürdiger Nachmittag.
Als Schiedsrichter Dennis Aytekin abpfeift im Signal-Iduna Park, herrscht Zufriedenheit in der Dortmunder Innenstadt. Nicht nur bei den Anhängern des BVB, die begeistert sind über den 4:0-Erfolg ihrer Mannschaft im Derby gegen Schalke 04, sondern auch bei Polizei und Ordnungsamt. Kein unkontrollierbarer Ansturm der Fans, kaum Probleme bei den vielen Demonstrationen. Stand 17.30 Uhr zieht ein Polizeisprecher eine erste Bilanz „Alles ist bisher ruhig geblieben. Ein großes Lob an die Fans.“ Ein merkwürdiger Nachmittag ist es dennoch gewesen.
Idyllische Stimmung vor dem Signal Iduna-Park
Man übertreibt nicht, wenn man die Stimmung in den Rosenterrassen – gelegen zwischen Westfalen-Halle und Stadion „idyllisch“ nennt an diesem milden Frühsommertag. Wo sich sonst Fan-Massen Richtung Eingang wälzen, kann man kurz vor dem Anstoß Vögel zwitschern hören. Paare und Familien sitzen auf den Parkbänken und genießen die Sonne. Auch die Polizei, die vorsichtshalber starke Kräfte hat anrücken lassen, ist entspannt. Vielleicht ein halbes Dutzend Menschen in Schwarz-gelb ist gekommen. Warum? „Wollte mal sehen wie das hier so ist, ohne Menschen“, sagt einer. Es ist leer.
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In der Fußgängerzone ist es voll. Aber das hat nur wenig mit dem Spiel der Spiele zu tun. Eher damit dass die Menschen einfach mal wieder raus wollen. Einkaufen, einen Kaffee trinken oder ein Bier. Von den einschlägigen Fußball-Kneipen haben die meisten geschlossen, weil sie nach den Regeln der Corona-Schutzverordnung nur so wenige Gäste hineinlassen dürfen, dass es sich nicht lohnt.
Nicht jeder Fan findet den Neustart gut
Das „Wenkers“ am Alten Markt hat geöffnet und überträgt. 55 Besucher dürfen rein. Ganz voll wird es nicht. Weil viele Fans sich die Appelle offenbar zu Herzen genommen haben und in den eigenen vier Wänden schauen. Vielleicht aber auch weil mancher an einer Geister-Bundesliga derzeit kein Interesse hat. „Man hätte den Spielbetrieb abbrechen sollen“ sagt Rolf Hochdahl und an den Nebentischen wird genickt.
Es wird auch wieder demonstriert an diesem Samstag. Die meisten Versammlungen aber gehen unter im Einkaufsbetrieb, nur am Nachmittag treffen Gegner und Befürworter der Corona-Regeln plötzlich aufeinander und kleine Gruppen aus der rechten Szene sind plötzlich auch da. Sie werden allerdings von der Polizei recht schnell aus der Menge gezogen.
„Nicht vergleichbar mit der Atmosphäre im Stadion“
Im „Wenkers bekommt davon niemand was mit. Dort wird gerade das 2:0 des BVB bejubelt. Lautstark aber ohne Kontakt zum Nebenmann. „Nicht vergleichbar mit der Atmosphäre im Stadion“, findet Matthias (25), „aber besser als nichts.“ Viel wichtiger sei, dass man Schalke schlage.
Als das passiert ist, sind alle Demos längst aufgelöst. Die Polizei bleibt trotzdem noch in der Stadt. „Falls zu viele zum Feiern kommen“, sagt ein Beamter.