An Rhein und Ruhr. Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird für einige S-Bahnen im VRR der 15-Minuten-Takt eingeführt. Andere fahren dafür nur noch halbstündig.

Auf S-Bahn-Nutzer im VRR kommt mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember einiges zu: Auf einige Verbindungen gibt es deutlich mehr Angebot, auf anderen dagegen fahren Bahnen plötzlich seltener. Ob das gut ist oder schlecht, sollte jeder selbst prüfen. Deutlich aber wird: Viele Bahn-Pendler werden aus ihrer Routine gestoßen.

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    „Das ist der größte Fahrplanwechsel im Rhein-Ruhr-Raum seit gut zwei Jahrzehnten“, sagt Lothar Ebbers, Sprecher vom Fahrgastverband ProBahn NRW. Ebbers, gelernter Verkehrsplaner und überzeugter ÖPNV-Nutzer, sagt mit Blick auf die S-Bahn-Linien: „Manche Nutzer werden weinen, aber das Positive überwiegt“.

    Was sich vor allem ändert: mehrere S-Bahnlinien fahren nach einen neuen Takt, der zwischen 15 und 30 Minuten wechselt. Der VRR will so „Pendlerströme auf zentralen Verkehrsachsen beschleunigen“, sagt ein Sprecher auf Nachfrage. Das aber bringe „punktuell auch Verschlechterungen für S-Bahn-Nutzer: „Überall dort, wo Fahrgäste bisher einen 20-minütigen Anschluss hatten und die S-Bahn künftig alle 30 Minuten verkehrt, wird das Konzept Auswirkungen haben.

    Was mit dem Fahrplanwechsel auf S-Bahn-Nutzer zukommt:

    Kurz-Zusammenfassung: Das verändert sich bei S-Bahnen an Rhein und Ruhr

    • Bei drei S-Bahn-Linien wechselt der Betreiber
    • Auf drei S-Bahn-Linien gibt es neue Fahrzeuge für u.a. bessere Barrierefreiheit
    • Bei fünf S-Bahn-Linien wird der bisherige 20-Minuten-Takt auf einen 15-/30-Minuten-Takt umgestellt

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    Das Einfachste zuerst: Auf den Linien S5 (Dortmund Hbf – Witten Hbf), S6 (Köln – Düsseldorf – Essen), S7 (Solingen – Remscheid – Wuppertal) und S11 (Bergisch-Gladbach – Köln – Neuss – Düsseldorf-Flughafen) bleibt alles weitgehend wie gewohnt. Hier laufen die Verkehrsverträge mit den ausführenden Bahnunternehmen noch drei Jahre und mehr. Einschränkung: Auf der Linie S5 ändern sich Abfahrtzeiten. Und bei den anderen Linien kann es „zu Minutenabweichungen“ zum bisherigen Fahrplan kommen, sagt der VRR-Sprecher. Details konnte man dort aber im Vorfeld nicht nennen.

    Auf diesen Strecken gibt es den neuen 15-Minuten-Takt

    • S1: im Abschnitt Essen Hbf - Dortmund Hbf zu besonders verkehrsreichen Tageszeiten
    • S2: im Abschnitt Dortmund Hbf - Dortmund-Mengede zu besonders verkehrsreichen Tageszeiten
    • S4: im Abschnitt Do-Lütgendortmund - Unna-Königsborn zu besonders verkehrsreichen Tageszeiten
    • S9: zwischen Gladbeck-West und Wuppertal Hbf ergibt sich zusammen mit dem RE14 ein ungefährer 15-Minuten-Takt; RE-Züge halten allerdings nicht an allen Stationen an der Strecke

    Auf diesen S-Bahnlinien fahren Züge im 30-Minuten-Takt:

    • S1: im Abschnitt Duisburg Hbf - Essen Hbf
    • S2: im Abschnitt Do-Mengede - Herne und außerhalb der Rush-Hour an Wochentagen
    • S3: montags bis freitags zwischen Essen und Oberhausen
    • S4: außerhalb des ‘Berufsverkehrs’ und generell im Abschnitt Unna-Königsborn - Unna
    • S5: wie bisher zwischen Dortmund und Witten und zwischen Witten und Hagen jede Stunde
    • S7: unverändert

    Auf diesen S-Bahnlinien fahren Züge im 20-Minuten-Takt

    • S1: zwischen Solingen und Duisburg Hbf
    • S6: wie gewohnt zwischen Köln und Essen Hbf
    • S8: zwischen Mönchengladbach und Wuppertal-Oberbarmen; zwischen Oberbarmen und Hagen jede Stunde
    • S11: unverändert
    • S28: unverändert

    Auf insgesamt fünf S-Bahn-Linien müssen Bahn-Nutzer an Rhein und Ruhr ab 15. Dezember umdenken. Eine Übersicht:

    S1-Takt zwischen Solingen und Dortmund kann Verwirrung stiften

    Bei der S-Bahnlinie S1 wird der Takt auf der Strecke ‘zerhackt’. Die Linie fährt künftig zwischen 6 und 19 Uhr wochentags zu drei verschiedenen Takt-Zeiten: Zwischen Solingen und Duisburg alle 20 Minuten, zwischen Duisburg und Essen alle 30 Minuten und zwischen Essen und Dortmund im 15-Minuten-Abstand. Das gilt in beide Fahrtrichtungen. Nur zwei Fahrten pro Stunde fahren von Solingen bis Dortmund durch.

    Auf den roten Linien gibt es künftig einen 15-Minuten-Takt bei S-Bahnen, jedenfalls unter der Woche zu den Hauptverkehrszeiten.
    Auf den roten Linien gibt es künftig einen 15-Minuten-Takt bei S-Bahnen, jedenfalls unter der Woche zu den Hauptverkehrszeiten. © funkegrafik nrw | Miriam Fischer

    Auf mehreren S-Bahnlinien wird der Takt verändert. Was das soll? Der VRR hofft, dadurch insgesamt mehr Fahrgäste im Ruhrgebiet zu gewinnen. Die Verbindungen nach Essen etwa werden deutlich verbessert. Bei der Aufteilung des Taktes auf der Linie S1 habe man das gesamte Fahrtangebot auf den jeweiligen Bereichen im Blick gehabt, begründet man beim VRR.

    Weniger S-Bahnen in Essen-Frohnhausen und -West in der Stunde

    Für Pendler, die bis dato zum Beispiel zwischen Düsseldorf und Essen ausschließlich die Linie S1 genutzt haben, kann das bedeuten, dass sie nun in Duisburg Hauptbahnhof umsteigen müssen – in einen Regionalexpress oder eine Regionalbahn, um schneller weiterzukommen. Dort gibt es zudem eine zusätzliche Verbindung: Die Linie RB 33, aus Aachen kommend, wird bis Essen Hbf verlängert. Bis dato war in Duisburg Schluss.

    Trotzdem: Die Taktumstellung bedeutet für die Linie S1, dass tagsüber unter der Woche künftig zwischen Duisburg und Essen eine S-Bahn-Verbindung pro Stunde entfällt. Die Halte Mülheim-West, Essen-Frohnhausen und Essen-West werden damit von der S1 nur noch halbstündlich angefahren, statt bisher von montags bis freitags alle 20 Minuten. In Mülheim-Styrum und -Hauptbahnhof hält jedoch künftig auch die Linie RB33; in Essen-West jedoch erst ab Dezember 2020. Unverändert bleibt der S1-Fahrplan abends und am Wochenende: Dann fahren Züge durchgehend im 30-Minuten-Takt; an Wochenendnächten jede Stunde.

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    S2 fährt wochentags zu bestimmten Zeiten alle 15 Minuten

    Auf der Linie S2 heißt der Anbieter künftig Abellio und nicht mehr Deutsche Bahn. Die Fahrzeuge sind neu und der Fahrplan-Takt variiert zwischen 15 und 30 Minuten – je nach Streckenabschnitt und Tageszeit. Zwischen Dortmund Hbf und Herne fahren neue Züge halbstündlich, montags bis freitags in der Zeit von 6 bis 9 und 13 bis 18 Uhr jede Viertelstunde.

    Neu zudem ist die Streckenführung. Ab Herne fährt die S2 künftig stündlich bis Recklinghausen und in anderer Richtung über Gelsenkirchen Hbf bis nach Essen Hbf. Ausgebaut ist damit der Anschluss zwischen Recklinghausen und Dortmund Hbf: S2-Züge fahren künftig täglich und bis kurz vor Mitternacht bis Recklinghausen; bis dato galt das nicht am Wochenende und auch nicht Abends.

    Der VRR betont: Obwohl sich Abfahrtszeiten der Linie S2 ändern, bleibe der Anschluss an die Linie S4 in Dortmund-Dorstfeld bestehen. Der Strecken-Ast nach Duisburg geht hingegen in der neuen Linie RB 32 auf. Zusammen mit der Linie RE3 gibt es mit dem Fahrplanwechsel also täglich alle 30 Minuten eine schnelle Verbindung zwischen Dortmund, Castrop-Rauxel, Herne, Gelsenkirchen und Oberhausen.

    S3: Künftig nur zwei S-Bahnen je Stunde zwischen Hattingen und Essen

    Schlechter wird das Angebot auf der Linie S3: Zwischen Essen und Hattingen fahren künftig nur zwei S-Bahnen je Richtung und Stunde, eine weniger als bisher. Die Fahrtzeiten ändern sich und de Fahrt dauert zwei Minuten länger. Aber: Zwischen Essen Hbf und Essen-Steele gibt es mehr Züge, unter anderem weil die Linie S1 dann alle 15 Minuten verkehrt. Zwischen Essen Hbf und Oberhausen Hbf wird die S3 durch die neue Linie RE 49 ergänzt. Die Linie verkehrt künftig montags bis freitags einmal in der Stunde zwischen Wuppertal, Langenberg, Essen, Mülheim, Oberhausen und Wesel und ist damit die erste Direktverbindung zwischen rechtem Niederrhein und Ruhrgebiet.

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    Auf der Linie S4 wird das Angebot „umgeschichtet“, erklärt Lothar Ebbers von ProBahn: Zur Hauptverkehrszeit fahren mehr, in den Nebenzeiten weniger Bahnen. Auch hier variiert der Takt zwischen 15 und 30 Minuten, statt bisher alle 20 Minuten. Gut für Bahnnutzer: Zwischen Dortmund-Lütgendortmund und Unna-Königsborn fahren Züge künftig montags bis freitags zwischen 6 und 9 und von 13 bis 18 Uhr im Viertelstunden-Takt. Zu den übrigen Zeiten halbstündlich. An den Stationen Königsborn, Unna West und Unna fährt die S4 dagegen nur noch zweimal in der Stunde – also einmal weniger als bisher. „Reisende zwischen Dortmund und Unna nehmen aber ohnehin die Regionalbahn RB 59“, sagt dazu ProBahn.

    Ursprünglich sollten die S4 und die S1 mit dem Fahrplanwechsel von der DB an das private Bahnunternehmen Keolis/Eurobahn übergehen. Doch der VRR kündigte im September kurzfristig den Vertrag, weil Keolis zum Betriebsstart nicht genug Lokführer bereitstellen konnte. Nun fährt die DB per „Notvergabe“ für weitere zwei Jahre.

    Mehr Zug-Angebot zwischen Hagen und Wuppertal – aber erst später

    Mehr Angebot soll es zwischen Hagen und Wuppertal geben. Wegen des Lokführermangels jedoch wohl erst ab Juni 2020. Die Linie S8 verkehrt also weiterhin im 20-Minuten-Takt zwischen Mönchengladbach und Wuppertal-Oberbarmen. Ab dort fährt sie wie bisher montags bis freitags zweimal stündlich bis nach Hagen, einmal in der Stunde mit 20 Minuten Abstand, danach mit 40 Minuten. Ab Juni 2020 soll die Linie S9 (Haltern am See – Wuppertal Hbf) ebenfalls bis Hagen verlängert werden. Dann soll sich mit S8 und S9 täglich ein regelmäßiger 30-Minuten-Takt ergeben, also auch am Wochenende.

    Auch die Linie S9 wird mit dem Fahrplanwechsel vom Bahnunternehmen Abellio betrieben. Dort kommen ebenfalls neue Fahrzeuge zum Einsatz, die unter anderem Toilette an Bord haben und WLAN. Mit Blick auf Linienführung und Takt gibt es auf der Linie S9 die meisten Umstellungen.

    Einschränkungen für Nutzer der Linie S9

    Auch hier wird der Takt erstmal verschlechtert: Bisher fährt die S9 zwischen Wuppertal-Vohwinkel und Bottrop Hbf alle 20 Minuten. Ab 15. Dezember fährt sie alle 30 Minuten. Doch es gibt vorerst mehrere Einschränkungen, sagt der VRR:

    • Im Abschnitt Haltern am See - Gladbeck-West fährt die S9 einmal in der Stunde
    • Im Abschnitt Gladbeck-West - Wuppertal Hbf fährt sie halbstündig
    • Wegen fehlender Lokführer und wegen Baustellen allerdings endet die S9 bis Ende April 2020 jedoch bereits in Wuppertal-Vohwinkel und fährt nicht bis Wuppertal Hbf
    • Die Verlängerung bis Hagen Hbf soll erst ab Ende April 2020 kommen

    Ab Mai 2020 sollen auf der S9 dann vieles besser sein: Die Linie soll dann bis Recklinghausen Hbf weiter fahren; bisher verkehrt die S9 zwischen Bottrop Hbf und Gladbeck West nur stündlich. Die Fahrpläne der örtlichen Busse wurden angepasst, teilte das Nahverkehrsunternehmen Vestische mit.

    Neuer RE 49 als schnelles Angebot zur S9-Strecke Wuppertal – Essen

    Die Umstellung auf 30-Minuten-Takt führt auf der Linie S9 dazu, das einzelne Stationen schlechter angebunden sind. Besser hingegen wird es für die Halte Essen-Steele, -Kupferdreh, Velbert-Langenberg und -Neviges und Wuppertal Vohwinkel. Zusammen mit der neuen Linie RE 49 ergibt sich laut VRR mehr Angebot.

    Durch die Linie S9 soll künftig auch der Bereich Recklinghausen besser nach Essen Hbf hin angebunden werden: Die S9 soll auf ihrem zweiten ‘Ast’ von Gladbeck West aus nach Recklinghausen weiter geführt werden. Ursprünglich sollte das bereits zum jetzigen Fahrplanwechsel kommen. Doch der seit Jahren diskutierte Start der sogenannten Hertener Bahn musste Anfang dieses Jahres verschoben werden. Im Mai 2020 endlich will der VRR auch Herten in sein Bahnverkehrs-Liniennetz aufnehmen – erstmals seit gut 40 Jahren.