An Rhein und Ruhr. Der Fahrplanwechsel im VRR bringt Bahn-Nutzern auf mehreren Linien mehr Komfort und Barrierefreiheit. Aber noch nur an der Hälfte der Stationen.
Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember will der VRR Bahn-Nutzern auch mehr Barrierefreiheit an Bahnsteigen bieten. Auf fünf Linien kommen neue Fahrzeuge vom Typ Stadler Flirt XL in den Einsatz. Ihr Einstieg ist auf 76 Zentimeter hohe Bahnsteige abgestimmt. Doch wo sie halten, sind viele der Bahnsteige noch gar nicht auf gleicher Höhe.
Es wird noch Jahre dauern, bis wirklich alle Stationen im VRR die einheitliche Bahnsteighöhe haben, weiß man beim VRR. Reisende müssen also auch bei den neuen Zügen nach wie vor an vielen Stationen eine Stufe beim Ein- oder Aussteigen bewältigen. Doch das soll sich bessern - mit der Zeit.
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Auf fünf Linien sind künftig die neuen Fahrzeuge vom Typ Stadler Flirt 3XL im Einsatz:
- Auf den S-Bahnlinien S2 und S9
- Auf den Regionalbahn-Linien RB 32 und RB 40
- Auf der neuen Regionalexpress-Linie RE 49
- Ab März 2020 fahren die neuen Züge zudem auf der Linie S3
Barrierefreiheit in den Zügen: 76 statt 96 Zentimeter Einstiegshöhe
Was mit den neuen Zügen jetzt schon besser wird: Sie haben auffallend breite Türen und sehr viel Platz im Türbereich. Zudem sind behindertengerechte Toiletten an Bord. Und es gibt WLAN und Steckdosen-Anschlüsse an den Sitzbereichen. Standard an Bord der neuen Fahrzeuge sind auch Bildschirme zur Fahrgastinformation.
Wie bereits bei einigen anderen Fahrzeugtypen im Regionalverkehr fährt in den Stadler Flirt XL-Fahrzeugen vor dem Öffnen der Türen eine Platte bis an den Bahnsteig-Rand aus. So klafft kein Graben mehr zwischen Bahnsteig und Fahrzeug.
Stufe beim Einstieg an der Hälfte der Stationen
Für Bahn-Nutzer mit Rollator, Kinderwagen, oder solche, die schlecht zu Fuß sind oder nicht gut sehen können, sollen die neuen Züge an insgesamt 41 Stationen einen niveaugleichen Einstieg bieten. Eine Übersicht des VRR zu Bahnsteighöhen zeigt, an welchen Bahnhöfen der Linien S2, S3, S9, RB 32 und RE 49 der Aus- und Einstieg nun leichter sein soll: Auf der Linie S2 etwa an den Hauptbahnhöfen in Recklinghausen, Castrop-Rauxel oder Gelsenkirchen.
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Aber auf insgesamt ebenfalls 41 Bahnhöfen auf diesen Linien liegt das Bahnsteig-Niveau indes nach wie vor bei 96 Zentimetern, zum Beispiel in Dortmund Hbf, -Mengede oder in Essen Kray-Nord. Da wäre dann der Zustieg der bisherigen Fahrzeuge vom Typ ET 422/423 etwas einfacher. Barrierefreiheit gibt es deshalb dort bis auf Weiteres nicht, räumt der VRR ein. „Der tatsächlich zu überwindende Höhenunterschied beim Ein- und Ausstieg beträgt an diesen Stationen etwa 16 Zentimeter“, rechnet der VRR vor: „Dies entspricht der Höhe einer durchschnittlichen Treppenstufe“.
Wichtige Info! Mobile Rampen sind in den neuen Züge nicht mehr beim Fahrer
Gut für Bahnreisende, die auf einen Rollstuhl oder ähnliches angewiesen sind: Alle neuen Züge haben eine Klapp-Rampe an Bord, sagt der VRR. Das Neue: Diese Rampen sind nicht mehr an der Tür am Kopfende der Züge (wo notfalls der Fahrer beim Ein- oder Ausstieg helfen muss), sondern in der Mitte des Zuges!
Auch neu ist, dass der VRR künftig mehr Service-Personal in die Züge schickt, das neben der Fahrkartenkontrolle unter anderem beim Ein- oder Ausstieg helfen sollen. Doch: Tagsüber ab Betriebsbeginn sind Zugbegleiter nur in jedem zweiten Zug an Bord. Erst ab 18 Uhr bis Betriebsschluss sollen sie in jedem Zug mitfahren.
Breitere Türen sollen gleichzeitiges Ein- und Aussteigen ermöglichen
Die neuen Triebfahrzeuge sind in Grün und Weiß lackiert und tragen Landmarken der Region auf den Seiten, wie die schon „re-designten“ vormals roten S-Bahnen der DB.
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Was auch auffällt: Die neuen Fahrzeuge haben breitere Türen als etwa die bisherigen S-Bahnen der Baureihe ET 423, die unter anderem auf den Linien S1, S4, S6 und S11 weiter im Einsatz sind: 1,80 Meter statt 1.30 Meter. „Damit ist es möglich, dass Reisende gleichzeitig Ein- und Aussteigen können“, wirbt der VRR. Das soll helfen, Verspätungen zu vermeiden, wenn der Andrang etwa zur Rush Hour besonders groß ist. Zudem sind die Türen höher, was aber auch damit zu tun hat, dass nicht wenige Bahnsteige bei diesen Zügen mit Blick auf die Einstiegshöhe höher liegen.
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Keine Klappsitze mehr an den Fahrrad-Stellplätzen
Was die neuen Fahrzeuge auch bieten sollen: Mehr Platz für die Reisenden, hebt der VRR hervor. 41 Fahrzeuge vom Typ Stadler Flirt XL wurden angeschafft. Auf der Linie S2 werden die Züge mit drei Zugteilen fahren und 180 Sitzen an Bord, teilte der VRR im Vorfeld des Fahrplanwechsels mit. Auf den Linien S3, S9, RB 32 und RE 49 sollen sie mit fünf Zugteilen zum Einsatz kommen. Diese Züge haben dann 296 Sitzplätze.
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Stellplätze für Fahrräder sind weiterhin an den ersten und letzten Türen der Züge. Aber die Bereiche sind neu gestaltet worden: Klappsitze fehlen, teilt der VRR mit. Es gibt statt dessen „Lehn-Hilfen“. Laut VRR seien damit Wünsche aus Fahrgastumfragen in die Gestaltung der Züge eingeflossen.
Die neuen Fahrzeuge sind für einen Lebenszyklus von 30 Jahren konzipiert, teilt der VRR mit. Sie werden in einer neu errichteten Werkstatt in Wanne-Eickel gewartet. Verantwortlich dafür ist nicht mehr das jeweilige Bahnunternehmen, dass die Linie betreibt, sondern der Hersteller Stadler Pankow Rail GmbH selbst. Größere Zugausfälle sollen so verhindert werden, sagt der VRR. Stadler soll die neuen Fahrzeuge „hundertprozentig verfügbar halten“.