Bottrop / Düsseldorf. . Betroffene des Krebsmittel-Skandals waren zum Gespräch mit Laumann in Düsseldorf. Auch Whistleblower Martin Porwoll nahm daran teil.
Die Betroffenen des Apotheker-Skandals sprachen in Düsseldorf mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Gut anderthalb Stunden tauschten sie sich mit dem Minister aus, wie Heike Benedetti berichtet, Initiatorin der monatlichen Demonstrationen in der Stadt.
Mit dabei war auch Martin Porwoll, der als Hinweisgeber den Fall aufgedeckt hatte und dessen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft dafür gesorgt hat, dass der Apotheker Peter Stadtmann sich vor Gericht verantworten muss.
Der Minister habe Zusagen gemacht
Heike Benedetti und Martin Porwoll bezeichnen das Gespräch als „konstruktiv“, der Minister habe auch Zusagen gemacht. Wie ein Ministeriumssprecher mitteilte, wolle man prüfen, „ob ein unabhängiges Gutachten wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse liefern kann“ hinsichtlich des Krankheitsverlaufs bei Patienten, die ihre Medikamente aus der Bottroper Apotheke erhalten haben. Die Daten sollen mit denen von Patienten verglichen werden, deren Medikamente aus anderen Apotheken stammen.
Eine Auswertung der AOK Rheinland / Hamburg hatte zuletzt nahegelegt, dass bei Patienten, die mit Medikamenten aus der Alten Apotheke behandelt worden waren, die Sterblichkeit und auch die Rückfallquote höher lagen.
Keine Studie kann im Einzelfall Gewissheit bringen, welcher Schaden entstanden ist
Seitens des Ministeriums heißt es nun, dass wenn ein unabhängiges Gutachten hier Erkenntnisse liefern könne, dieses in Auftrag gegeben wird. Gleichzeitig heißt es in der Mitteilung: „Klar ist: Keine Studie kann Patientinnen und Patienten im Einzelfall die Gewissheit bringen, welcher individuelle Schaden entstanden ist.“
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Auch die Kontrolle der Zyto-Apotheken sei ein Thema bei dem Treffen gewesen, sagt Heike Benedetti. Hier liefen inzwischen die unangekündigten Kontrollen, außerdem würden Proben der Arzneien genommen und ausgewertet. „Das funktioniert auch“, so Porwolls Eindruck.
Noch immer wissen nicht alle Patienten, ob sie Medikamente aus der Apotheke erhalten haben
Dass noch immer nicht alle Patienten Bescheid wissen, ob sie ihre Medikamente aus Bottrop erhalten haben, sei angesprochen worden. Laumann habe zugesagt, juristisch prüfen zu lassen, ob zumindest die Namen der belieferten Ärzte veröffentlicht werden dürfen. So könnten Patienten gezielt bei ihrem Arzt nachfragen.
Anfängliche Überlegungen, die Patienten direkt zu informieren, waren am Datenschutz gescheitert, wie Laumann noch einmal in der Sitzung des NRW-Gesundheitsausschusses im Januar dargelegt hatte. Stattdessen hätten die Ärzte die Patienten informieren sollen, doch das klappte nicht in allen Fällen.
„Uns wurde zugesichert, dass man uns auf dem Laufenden hält!
Dernächste Termin ist am 11. April
Die nächste Demonstration der Betroffenen findet statt am Mittwoch, 11. April. Die Teilnehmer treffen sich um 17.30 Uhr an der Cyriakus-Kirche in der Innenstadt und marschieren dann durch die Fußgängerzone.
Seit September treffen sich Patienten und Angehörige einmal im Monat zur Demonstration, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Ihnen geht es um eine bessere Überwachung der Herstellung von Zytostatika.
Porwoll zieht ein positives Fazit des Treffens: „Es war ein sehr ernsthaftes Gespräch. Man merkte, dass auch im Ministerium nachgedacht wird – und zwar nicht nur über schnelle Lösungen, sondern auch über machbare.“ Heike Benedetti zeigte sich ebenfalls positiv überrascht.
Selbstverständlich hätten sich die Betroffenen schon eher ein solches Gespräch gewünscht, „doch uns wurde auch zugesichert, dass man uns auf dem Laufenden hält und wir uns nochmal treffen.“
Sie sieht in dem Termin einen weiteren Schritt hin zu der Forderung der Betroffenen, die Herstellung von Zytostaika besser zu überwachen, um einen Fall wie den in Bottrop künftig zu verhindern. Dies sei mühsam. „Es sind immer wieder winzige Schritte, aber irgendwann hat man dann einen großen Schritt getan.“