Essen. . Der Bottroper Apotheker, der Krebsmedikamente unterdosiert haben soll, soll die Wirkstoffe schwarz eingekauft haben.
Nach 20 Prozesstagen im Strafverfahren gegen den Chef der Alten Apotheke, Peter Stadtmann, gibt es den ersten Punktgewinn für ihn. Der Pharmavertreter von Hexal, dem die Verteidigung Schwarzverkäufe von Medikamenten namentlich unterstellt hatte, verweigerte am Donnerstag die Aussage vor Gericht. Er wolle sich nicht in die Gefahr von strafrechtlichen Ermittlungen bringen, begründete er.
Die Anklage wirft dem Apotheker vor, die von ihm individuell nach Rezept hergestellten Krebsmedikamente unterdosiert zu haben. Allerdings habe er die teuren Wirkstoffe, die er den erkrankten Patienten vorenthielt, bei den Krankenkassen abgerechnet, Schaden rund 56 Millionen Euro. Der Vorwurf beruht auf der Liste offiziell eingekaufter Wirkstoffe und späterer Abrechnung. Er habe also mehr abgerechnet, als er an Wirkstoffen einkaufte.
Genug Wirkstoffe eingekauft
Die Verteidigung Stadtmanns, der bislang zu den Vorwürfen schwieg, hatte diese Differenz im Prozess zu erklären versucht: Ein Pharmavertreter von Hexal habe die Medikamente dem Apotheker schwarz aus dem Kofferraum verkauft. Er habe also genug Wirkstoffe eingekauft.
Das lässt sich nicht mehr so einfach als Schutzbehauptung einstufen. Der 41 Jahre alte Pharmavertreter wies vor Gericht zwar den Verdacht der Schwarzverkäufe zurück. Er sei auch nie in direkte Berührung mit den Medikamenten gekommen, sondern habe nur Bestellungen aufgenommen.
Verteidiger Ulf Reuker fragte ihn aber direkt, ob er schon mal Geld von Stadtmann bekommen habe. Das wäre angesichts der vom Zeugen geschilderten Geschäftsbeziehung eher unwahrscheinlich. Doch der 41-Jährige verweigerte nach Rücksprache mit seinem Anwalt die Aussage, um sich nicht selbst zu belasten. Reuker schob später nach und beantragte die Vernehmung eines Möbelhändlers. Diese werde ergeben, dass Stadtmann Möbel bezahlt habe, die privat an den Pharmavertreter geliefert worden sind. Wofür das der Lohn sein könnte?