Düsseldorf. Daniel Schneider, im "Sauerland-Prozess" vor dem Oberlandesgericht angeklagt, bezeichnete Ramstein als "Wunschziel" für einen Anschlag. Auf ein konkretes Ziel habe sich die Gruppe nicht einigen können, in einem "surrealen Brainstorming" habe sie jedoch Terror-Möglichkeiten besprochen.
Der im «Sauerland-Prozess» vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) Angeklagte Daniel Schneider hat am Dienstag den Symbolcharakter eines Anschlages auf die US-Militärbasis Ramstein (Rheinland-Pfalz) betont. Mit einem solchen Sprengstoffanschlag hätte die Gruppe «die zentrale Koordinierungsstelle der Kriegsführung» treffen können, sagte der 23-Jährige in der Verhandlung. Daher sei ein Anschlag in Ramstein sein «Wunschziel» gewesen.
Allerdings hatte die «Sauerland-Gruppe» sich bis zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung im September 2007 nicht auf ein konkretes Ziel für die Sprengstoffanschläge festgelegt, wie aus den vor Gericht verlesenen Vernehmungsprotokollen hervorgeht. Auf der gemeinsamen Autofahrt zum Ferienhaus im Sauerland, in dem sie mit den konkreten Anschlags-Vorbereitungen beginnen wollten, hätten Schneider und seine Mitangeklagten Adem Yilmaz und Fritz Gelowicz ein «surreales Brainstorming» bezüglich möglicher Anschlagsziele unternommen, sagte der Angeklagte laut Protokoll aus.
Auch der Papst war im Gespräch
Die Militärbasis in Ramstein, Diskotheken und Flughäfen seien bei der Fahrt, die von Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) abgehört wurde, angedacht worden. Die Gruppe habe sich in diesem Gespräch bezüglich der angedachten Ziele gegenseitig «hochgesteigert», berichtete Schneider vor Gericht. Sogar der Papst sei genannt worden.
Konkrete Gedanken über mögliche Opferzahlen bei einem Anschlag habe er sich nicht gemacht, sagte der Angeklagte in der Verhandlung: «Für mich spielte das vordergründig keine Rolle, es ging mir um den Symbolcharakter».
Den vier Angeklagten im Alter von 23 bis 30 Jahren wird vorgeworfen, im Namen der Islamistischen Dschihad-Union (IJU) Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland geplant zu haben. Laut Anklage hatten sich die vier Männer zwölf Fässer mit Chemikalien beschafft und in einer Ferienwohnung im sauerländischen Medebach-Oberschledorn damit begonnen, daraus Sprengstoff herzustellen. (ddp)